Führt überhaupt noch jemand Upgrades durch?

Sun ist derzeit immer noch euphorisch über den reißenden Absatz von Solaris 9. Auf meine Frage, wie viele Kunden Solaris 9 kaufen, hieß es: „Im Moment übertrifft die Akzeptanz von Solaris 9 bei weitem die von Solaris 8 zum selben Zeitpunkt – ungefähr um den Faktor 3, wenn man sich die Zahl der Registrierungen anschaut. Weniger als 4 Monate nach Markteinführung haben wir bereits mehr als 300.000 registrierte Lizenzen von Solaris 9 – das ist schon ziemlich beeindruckend.“ Ich habe die Leute, die für diese Informationen zuständig sind, gefragt, ob sich da ein Fehler eingeschlichen haben könnte, aber sie versichern mir, dass das nicht der Fall ist. Solaris 9 scheint begehrter zu sein, als irgend jemand von uns sich hat träumen lassen. Und dabei wurden diese Zahlen sogar noch erhoben, bevor Solaris 9 for x86 herauskam. In der Tat zeigt die Netcraft Survey vom Oktober einen starken Anstieg der Verwendung von Solaris 9, vor allem bei einem der Hosting-Unternehmen.

Das sind beeindruckende Zahlen. Welche Erklärung gibt es für die Diskrepanz zu den Zahlen von Netcraft? Wie ich schon gesagt habe, könnte es vielleicht die Tatsache sein, dass Solaris 9 auf Systemen eingesetzt wird, die bei der Survey nicht berücksichtigt werden. Vielleicht sind auch einige der mehr als 300.000 Lizenzen noch nicht in Gebrauch, aber dieser Punkt ist gar nicht so wichtig.

Einnahmen aus Upgrades sind bisher für Sun nicht so wichtig gewesen wie für Microsoft – aber nur darauf zu warten, dass die Leute ein neues Produkt kaufen, reicht heutzutage nicht mehr aus. Suns wichtigste Aufgabe ist es derzeit, neue Vertriebswege für Solaris zu finden. Prominentestes Beispiel dafür ist die kürzliche Ankündigung, Solaris x86 nicht mehr nur im Paket zu verkaufen.

Das Produkt wird tatsächlich preiswert sein: 99,- Dollar für einen PC mit einer CPU – und es wird sogar eine zeitlich befristete Version für 20,- Dollar geben. In alter Sun-Tradition wird der Service allerdings nur gegen erheblichen Aufpreis zu erhalten sein: nach entsprechenden Berichten 75,- Dollar pro Monat für Desktop-Systeme und 1.275,- Dollar pro Jahr für kleinere Server. Falls Sparc/Solaris Marktanteile an preiswertere x86/Linux-Systeme verlieren sollte, werden diese Preise nicht alle Einbußen wieder wettmachen können. Aber das ist immer noch besser, als wenn Sun versuchen würde, Linux preislich zu schlagen. Schon Steve Ballmer von Microsoft sagt, dass dies ein aussichtsloser Kampf wäre.

Und genauso wie Microsoft hat auch Sun für seine Produkte Lifecycle Policies. Entsprechend dieser Richtlinien wird das Produkt zuerst aus den einzelnen Vertriebskanälen genommen und dann allmählich der Support zurückgefahren (einschließlich Bug Fixes). Sicher, zum Teil soll uns das dazu bringen, neuere Versionen zu kaufen – aber es ist natürlich auch verständlich, dass Software-Unternehmen ihre Ressourcen von der Unterstützung veralteter Produkte abziehen.

Übrigens hat selbst Red Hat solche Richtlinien: „Wichtig: Red Hats Errata Release Policy unterstützt die beiden letzten größeren Produkt-Releases. Alle kleineren Releases des aktuellen Produktzyklus werden behandelt wie das Final Release des vorhergehenden Produktzyklus. Die derzeit unterstützten Produkte sind unten aufgeführt. Wenn Sie ein nicht unterstütztes Produkt verwenden und aktuelle Software-Updates benötigen, sollten Sie ein Upgrade auf ein unterstütztes Produkt vornehmen.“ Die älteste unterstützte Version ist Red Hat 6.2, etwa zwei Jahre alt. Linux-Anwender sind etwas aktiver bei Upgrades, vielleicht weil die Software kostenlos ist.

Es sieht so aus, als ob wir hier über kurz oder lang zu einem Konflikt kommen werden zwischen Herstellern, die auch weiterhin neue Versionen verkaufen wollen, und Kunden, die ihre alten, aber noch prima funktionierenden Versionen behalten wollen. Ironischerweise verschärft sich dieses Problem in dem Maße, wie die Produkte besser werden. Langfristig dürfte es für ein Unternehmen allerdings gefährlich sein, sich in größerem Maße auf Produkte zu verlassen, die nicht mehr unterstützt werden. Aus diesem Grund wäre es sicher eine gute Idee, sich Gedanken darüber zu machen, was man mit seinen Solaris 2-Systemen anfangen soll… Wenn man sie nicht aufrüsten will, wäre es vielleicht besser, sie auszumustern.

 

Themenseiten: Betriebssystem

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu Führt überhaupt noch jemand Upgrades durch?

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *