Interview mit AMD-Chefentwickler Dirk Meyer

CNET: In wenigen Wochen kommt der Opteron auf den Markt. Was gibt es bis dahin noch zu tun?

Meyer: Wir haben für den 22. April eine Einführungsveranstaltung geplant. Das war’s dann auch schon. An der Herstellungsfront gibt es im Grunde genommen keine Schwierigkeiten.

CNET: Hinter dem Opteron scheinen zwei allgemeine, technologische Schubkräfte zu stehen. Der Chip kann sowohl 32- als auch 64-bit-Software ausführen und reduziert aber auch die Speicherlatenz. Es scheint jedoch, als würde ein Großteil der Chips zumindest anfänglich mit reduzierter Latenzzeit ausgeliefert werden.

Meyer: Schaut man sich die Funktionen des Opteron an und vergleicht sie mit anderen heute am Markt befindlichen Produkten, erkennt man im Allgemeinen drei neue Funktionen. Eine davon ist die 64-bit-Erweiterung von x86. Die zweite ist die Integration des Speicher-Controllers direkt auf dem Silikon des Mikroprozessors, was natürlich gut für die Speicherlatenz und damit auch sehr gut für die Performance ist. Die Speicherlatenz steht einer besseren System-Performance im Wege.

Das dritte Element ist die Schaffung von Hypertransport, das vor allem für Server von Bedeutung ist. Im Grunde genommen ermöglicht es Hypertransport, Systeme zu bauen, die sich sehr gut skalieren lassen. In dem Maße, wie man das System um Prozessoren ergänzt, vergrößert man auch die Speicherkapazität und die Speicherbandbreite.

CNET: Wie wird der Chip ausgeliefert werden? Werden Opteron-Server zuerst von kleineren Herstellern und No-Name-Firmen verkauft werden?

Meyer: Na klar … Die Einführungsveranstaltung wird eine große Party und wenn Sie sehen, wer daran alles beteiligt sein wird, werden Sie beeindruckt sein. Aber trotzdem ist sie nur ein Schritt auf dem Weg, der dazu führt, überall Opterons zu haben.

CNET: Welche Faktoren könnten ausschlaggebend für die Akzeptanz des Opteron sein? Liefert er gute Benchmark-Ergebnisse? Werden ein paar Fortune-500-Kunden für den Erfolg nötig sein?

Meyer: Wenn man es genau nimmt, reden wir doch eigentlich über die Erschaffung oder die Formulierung eines Ökosystems für den Opteron und natürlich braucht man eine ganze Menge verschiedener Mitspieler und Agenten, die daran beteiligt sein müssen. Schließlich werden auch Fortune-500-Kunden einen Teil davon bilden. Ebenso die Software-Entwickler, die 64-bit-Anwendungen entwickeln. Die gute Nachricht ist, dass die wirtschaftliche Wertegleichung wirklich auf der Hand liegt.

Die Leute wollen wissen, ob AMD den Chip herstellen kann und ob AMD die Performance liefern kann, wie sie von 32-bit-Anwendungen gemessen wird, denn die sind das, was heute verfügbar ist. Ist die Antwort darauf ja?, lautet die nächste Frage: Wie steht es mit dem 64-bit-Ökosystem? Wie weit sind wir davon noch entfernt?

Der treffende Vergleich ist der von dem Schneeball, der einen Hügel hinabrollt. Ich kann kein großes Ereignis benennen, das dafür sorgt, dass aus dem Schneeball eine Lawine wird, mit der Zeit wird der Schneeball jedoch größer und größer und rollt schneller und schneller.

CNET: Wird die Markteinführung von 64-bit-Software eher erst 2004 oder noch Ende 2003 stattfinden?

Meyer: Wie Sie wissen, arbeiten wir schon seit Jahren mit der Linux-Community zusammen. Wir haben funktionierende 64-bit-Kernels. Wir haben auch eine funktionierende 64-bit-Entwicklungsumgebung. Im Grunde genommen wird dies beim Start vorhanden sein. Ich kann jedoch nichts dazu sagen, wie die Pläne von Red Hat im Vergleich zu denen von SuSE und anderen Firmen aussehen. Allgemein wird man im Laufe des Jahres 2003 bei Linux ein stärkeres Maß an Support sehen und bis Ende 2003 werden sicherlich alle Teile vorhanden sein.

CNET: Was ist mit Microsoft?

Meyer: Wie Sie wissen, haben wir im April letzten Jahres ein Kollaborationsabkommen unterzeichnet. Und je mehr Zeit vergeht, desto sicherer kann ich Ihnen sagen – und ich weiß, dass das abgedroschen klingt – aber ich kann Ihnen sagen, dass ich in dieser Hinsicht sehr zufrieden mit Microsoft bin.

CNET: Arbeitet Intel momentan an einem 32/64-bit-Chip? Immer wenn das Thema aufkommt versteckt sich Intel hinter dem Itanium.

Meyer: Für mich lautet die Frage nicht ob sie an einem solchen Chip arbeiten, sondern wann. Meiner Meinung nach ist die Richtung so eindeutig und es ist auch so eindeutig, was die Kunden wollen, dass, wenn man davon ausgeht, dass es zudem noch eine Konkurrenz in diesem Markt gibt, Intel letztendlich keine andere Wahl haben wird und reagieren muss. Würde es uns nicht geben, wäre Intel möglicherweise in der Lage, jedem den Itanium anzudrehen. Aber es gibt uns nun einmal und wir werden eine Alternative anbieten auf die selbst ein virtueller Monopolist wie Intel irgendwann reagieren muss.

CNET: In gewisser Hinsicht kann man den Itanium als eine historische Anomalie bezeichnen. Die Idee zu diesem Chip kam schon auf als Intel noch kaum im Server-Bereich vertreten war. Auch AMD hatte keine Pläne für den Server-Markt. Dann wurde die Einführung des Itanium immer wieder verschoben. Und dann kam der Xeon heraus.

Meyer: Ich arbeitete noch bei Digital als Intel seine Pläne für den Itanium veröffentlichte. Das war schon in den frühern 90ern. Aber seitdem haben sich einige Dinge verändert. Eines davon ist, dass ihnen – in Form von uns – eine deutlich stärkere Konkurrenz in diesem Markt gegenübersteht.

Und zweitens hat sich auch die Ökonomie, die das Server-Geschäft antreibt, in den letzten zehn Jahren verändert. Intel ist es unglaublich erfolgreich gelungen, die Ökonomie des PC und x86 in den Server-Bereich zu drängen und, kurz gesagt, selbst eine Nachfrage nach x86-64 im Server-Markt zu schaffen.

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