Zeitlos deutsch

Passend zum Marketing-Slogan der Reporterkamera besteht das Gehäuse der Digilux 1 aus Magnesiumguss, wobei das schwarz-silberfarbene strenge Design typisch deutsch wirkt. (Das „zeitlose Styling“ ist laut Leica-Prospekt einem gewissen Professor Heine zu verdanken). Mit zirka 400 Gramm ist die Kamera inklusive Batterien und Speichermedium recht schwer und unhandlich, sie erscheint allerdings sehr gut verarbeitet. Das Handling ist relativ einfach, und es kann rasch auf die wichtigsten Einstellungen zugegriffen werden. Eine Ausnahme bildet hierbei der Weißabgleich, der statt über einen eigenen Regler nur über das Menü zu erreichen ist, was bei einer Kamera dieses Kalibers nicht der Fall sein sollte.

Wie zu erwarten war, bietet die Digilux 1 eine Vielzahl an professionellen Features. Das Objektiv mit 3fach-Zoom verfügt über eine für ungünstige Lichtverhältnisse geeignete maximale Blende von f2.0. Leica bietet außerdem optional einen Aufsatz für Spektive an, eine sehr ungewöhnliche Ausstattungsvariante. Weitere erwähnenswerte Merkmale sind der Aufsteckschuh für einen zusätzlichen Blitz, Belichtungs- und Fokusreihen sowie ein Blitzausgleich. Die Kamera bietet die Möglichkeit zur Aufnahme von Filmen im Quicktime-Format mit Ton, deren Länge nur durch die verfügbare Speicherkapazität begrenzt wird. Allerdings weist die Digilux 1 einen für eine High-End-Kamera auffallenden Mangel auf: Sie kann keine Histogramme anzeigen, in denen die Helligkeitsverteilung der Aufnahmen dargestellt wird, was für die Feineinstellung der Belichtung sehr nützlich ist.

Schnelles Ansprechen

Die Leica ist auf jeden Fall sehr vielseitig, wie sieht es jedoch mit der Geschwindigkeit aus? Im vollautomatischen Modus lassen sich Bilder im JPEG-Format sehr rasch aufnehmen, was maßgeblich am schnellen Autofokus liegt. Verwendet man den manuellen Fokus, ist die Digilux 1 sogar noch flotter. Außerdem ermöglicht ein außergewöhnlich leistungsfähiger Modus für Serienaufnahmen die Aufnahme von vier beziehungsweise acht Bildern (je nach Datenkomprimierung) mit einer Geschwindigkeit von vier Bildern pro Sekunde, worauf eine Pause von ungefähr sechs Sekunden für das Löschen des Buffers folgt. Für Fotografen, die eine Alternative zum JPEG-Format suchen, ist die Digilux 1 weniger geeignet. Sie speichert keine Bilder im RAW-Format, die relativ rasch gespeichert werden können. Stattdessen kann man unkomprimierte TIFF-Dateien aufnehmen, wobei diese fast zwanzig Sekunden zum Speichern benötigen und außerdem weit mehr Speicherplatz als RAW-Dateien in Anspruch nehmen.

Das gestochen scharfe 2,5-Zoll-LCD mit beeindruckenden 205.000 Pixel ist eines der besten hier getesteten Displays zum Einstellen des manuellen Fokus. Obwohl der Fokusmonitor einer Spiegelreflexkamera fehlt, funktioniert die Fokussierung ziemlich gut, wenn entsprechende Lichtverhältnisse herrschen. Die LCD-Abdeckung zur Reduzierung von Reflexionen auf dem Display sieht zwar schick aus, ist allerdings nur von geringem Nutzen. Der elektrisch angetriebene Fokusring auf dem Objektiv besitzt keine Markierungen und auch keinen Anschlag, d. h., er dreht sich weiter als minimal und unendlich. Diese Lösung bleibt ebenfalls hinter den Möglichkeiten eines SLR-Objektivs mit Fokus-Markierungen zurück. Doch können bei vorher bestimmten Entfernungen Objekte schnell und präzise mit dem Fokus erfasst oder ansatzweise bestimmte Bereiche scharf gestellt werden. Dann bleibt es dem Benutzer überlassen, ob er erneut fokussieren oder eben auf den entscheidenden Moment warten will. Setzt man die Digilux 1 auf diese Art und Weise ein, weist sie eine Verschlussverzögerung auf, die fast mit professionellen Spiegelreflexkameras mithalten kann. Ein weiterer Pluspunkt ist der kurze Abstand von weniger als drei Sekunden zwischen zwei Aufnahmen, außerdem bot die mitgelieferte wiederaufladbare Lithium-Ionen-Batterie Energie für viele Stunden intensiver Nutzung, wobei auch das LCD-Display stark beansprucht wurde.

Erfreulicherweise waren die Testbilder hervorragend. Die Detailtreue war erstklassig, bei einer sehr geringen Verzerrung. Die Farben wurden lebhaft abgebildet, wenn auch nicht immer präzise. So wies hellblauer Himmel häufig ein zu stechendes Blau auf. Es traten geringe Farbartefakte auf (Übergänge von hell zu dunkel waren lila und grün umsäumt), was aber an der Digitaltechnologie liegt. Außerdem war bei mit ISO 400 aufgenommenen Bildern ein deutliches Rauschen zu erkennen. Dies ist natürlich bei allen anderen Digitalkameras aus dem nicht-professionellen Bereich ebenso der Fall, bei einer Reporterkamera ist dies jedoch zu bemängeln, da häufig die interessanten Details gerade in den Schattenbereichen zu erkennen sind.

Doch nun zur großen Überraschung: Die Digilux 1 ist ein echtes Schnäppchen! Nur 1200 Euro für die Kamera, die Batterie, eine 64 MByte-Secure Digital-Karte, der hervorragende Bildbrowser ACDSee, der leistungsfähige Bildeditor für Einsteiger Adobe Photoshop Elements und Apple Quick Time. Ein großartiges Angebot für eine exzellente „Prosumer“-Kamera. Leica ist mit einem echten Spitzenmodell in den Digitalmarkt eingestiegen, das eine starke Konkurrenz für andere beliebte Angebote mit eigenständigem Design, wie die Canon PowerShot G2 oder die Nikon Coolpix 995, darstellt.

Bis 15. September 2002 bietet Leica übrigens noch die Möglichkeit, die mit dem DIMA Innovative Digital Product Award 2002 ausgezeichnete Digilux 1 über ausgewählte Fachhändler auszuleihen und auszuprobieren.

Themenseiten: Peripherie

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...

ZDNet für mobile Geräte
ZDNet-App für Android herunterladen ZDNet-App für iOS

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu Leica Digilux 1

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *