IBM geht gegen Open-Source-Projekt TurboHercules vor

Bei dem Streit geht es um Mainframe-Patente. Open-Source-Vertreter werfen IBM einen Verstoß gegen ein Lizenzabkommen von 2005 vor. In dem hat der Konzern bestimmte Patente für Open-Source-Unternehmen freigegeben.

IBM hat Schritte gegen das Open-Source-Projekt TurboHercules und dessen gleichnamigen Mainframe-Emulator eingeleitet, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Nach Ansicht von Open-Source-Entwickler Florian Müller bricht der Konzern damit sein fünf Jahre altes Versprechen, eine Reihe seiner Patente für Start-up-Unternehmen und die Open-Source-Community freizugeben.

In einem Blogeintrag wirft Müller IBM vor, sich im Streit mit TurboHercules feindlich gegenüber freier Software zu verhalten. Das Unternehmen weist die Anschuldigungen jedoch zurück.

IBM bestätigte, einen Brief mit einer „nicht vollständigen“ Liste von Mainframe-Patenten an TurboHercules verschickt zu haben. Damit habe man „lediglich auf Hercules Verwunderung reagiert, dass IBM Urheberrechte an einer Plattform hält, an der das Unternehmen seit 40 Jahren arbeitet.“ Das Versprechen, bestimmte Patente ohne Lizenzgebühren zur Verwendung freizugeben, gelte nicht für TurboHercules.

„Als wir 2005 rund 500 Patente zur Verfügung gestellt haben, haben wir erklärt, dass das Abkommen nur für qualifizierte Open-Source-Entwickler oder -Unternehmen gilt“, sagte ein IBM-Sprecher. „Wir haben ernste Zweifel daran, dass TurboHercules qualifiziert ist. Das Start-up ist Mitglied von Organisationen, die von IBM-Konkurrenten wie Microsoft gegründet und mitfinanziert wurden, um den Mainframe-Markt anzugreifen. Wir zweifeln an TurboHercules Absichten.“

Gegenüber ZDNet sagte Müller, dass IBM 2005 im Zusammenhang mit den freigegebenen Patenten noch nicht von „qualifizierten Unternehmen“ gesprochen habe. „‚Qualifiziert‘ war nicht die Sprachregelung des Abkommens“, so Müller. „Das Problem ist, dass es sich dabei um eine willkürliche und diskriminierende Entscheidung von IBM handelt.“

Die ursprünglichen Bedingungen des Abkommens erlaubten Open-Source-Entwicklern und -Unternehmen, von IBM patentierte Technik zu verwenden, wenn die resultierenden Produkte unter einer Lizenz der Open Source Initiative (OSI) stehen. Hercules verwendet nach Müllers Angaben die Q Public License, die von der OSI unterstützt wird.

TurboHercules-Mitgründer Roger Bowler schreibt in einem Blogeintrag, dass sein Unternehmen sowohl mit Microsoft als auch mit vielen anderen Unternehmen zusammenarbeite. „Wenn man bedenkt, dass Hercules sehr gut sowohl auf Linux als auch auf Windows funktioniert – nicht zu vergessen Mac OS X – freuen wir uns, dass wir mit Microsoft, Hewlett-Packard, Unisys, Dell, Intel, AMD und jedem anderen kooperieren, der mit uns zusammenarbeiten möchte.“

Dem Mahnbrief von IBM war ein längerer Streit vorausgegangen. Bowlers Unternehmen will, dass IBM seinen Kunden erlaubt, das Betriebssystem z/OS auf einer beliebigen Hardware-Plattform zu installieren – zum Beispiel auf einem Rechner mit dem Hercules-Emulator. Um dies zu erreichen, hatte Bowler im März eine Kartellbeschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht. Der Vorwurf: IBM hindere seine Kunden daran, den Hercules-Emulator zu benutzen.

Themenseiten: Business, IBM, Open Source, Server, Servers, Urheberrecht

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