Wikileaks veröffentlicht über 250.000 Geheimdokumente von US-Diplomaten

Es handelt sich um Protokolle der Kommunikation zwischen 274 US-Botschaften und dem Außenministerium. Die Unterlagen stammen überwiegend aus den Jahren 2005 bis 2010. Sie enthalten Einschätzungen über ausländische Regierungen und den UN-Sicherheitsrat.

Wikileaks hat am Sonntag mit der Veröffentlichung von 251.287 Dokumenten von US-Diplomaten begonnen. Dabei handelt es sich zum Teil um als geheim eingestufte Protokolle der Kommunikation zwischen 274 US-Botschaften und dem amerikanischen Außenministerium.

Die Berichte befassen sich mit außenpolitischen Beziehungen, internen Angelegenheiten ausländischer Regierungen, Menschenrechten, Wirtschaftslage, Terrorismus und dem UN-Sicherheitsrat. Sie wurden zwischen 1966 und Februar 2010 verfasst. Der größte Teil entstand Wikileaks zufolge in den vergangenen fünf Jahren.

Offenbar stammen die Unterlagen aus dem Siprnet (Secret IP Router Network) des US-Verteidigungsministeriums, das für den Austausch von Geheimdokumenten verwendet und von der NSA, der Defense Intelligence Agency und der Defense Information Systems Agency gemeinsam betrieben wird. Laut Wikileaks ist die Datenmenge siebenmal größer als bei den Irak-Kriegstagebüchern.

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, das neben anderen Zeitungen weltweit vorab Zugriff auf die Dokumente hatte, enthalten die Geheimdepeschen unter anderem Einschätzungen zu deutschen Politikern wie Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle. Einem Bericht des britischen Guardian zufolge geht aus den sogenannten diplomatischen Kabeln hervor, dass Israel Mitte 2009 davon ausgegangen sei, es habe noch bis Dezember 2010 Zeit, um einen Angriff gegen vermeintliche Nuklearanlagen im Iran zu führen.

Darüber hinaus soll US-Außenministerin Hillary Clinton eine heimliche Überwachung von führenden Vertretern der Vereinten Nationen angeordnet haben. Laut einer als geheim eingestuften Direktive sollten Informationen über „Sicherheitsmaßnahmen, Passwörter, persönliche Verschlüsselungen und genutzte VPN-Versionen“ beschafft werden.

„Die Kabel könnten vertrauliche Gespräche mit ausländischen Regierungen und Oppositionsführern offenlegen“, heißt es in einer Erklärung der US-Regierung. „Wenn Inhalte vertraulicher Gespräche auf der ersten Seite von Zeitungen weltweit erscheinen, könnte dies nicht nur erhebliche Auswirkungen auf die außenpolitischen Interessen der USA haben, sondern auch auf unsere Verbündeten und Freunde.“ Die Veröffentlichung der Dokumente stelle auch ein Risiko für Diplomaten und Geheimdienstmitarbeiter dar.

Die Unterlagen können über die Website „Cablegate.Wikileaks.org“ abgerufen werden. Sie sollen im Lauf der kommenden Monate schrittweise veröffentlicht werden.

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