Wikileaks-Gründer Assange erpresst Amnesty International

Amnesty und vier andere Menschenrechtsorganisationen sollen Kriegsdokumente von Namen und Daten bereinigen helfen. Andernfalls will Assange per Pressemitteilung auf ihre Inaktivität hinweisen. Die Organisationen hatten den Wikileaks-Gründer aufgefordert, die Dokumente besser zu redigieren.

Assange erpresst Amnesty International

Wikileaks setzt Medien und Hilfsorganisationen unter Druck, um Geld aufzutreiben. Nach eigener Aussage braucht die Organisation 700.000 Dollar (544.000 Euro), um jene 15.000 Kriegsdokumente aus Afghanistan, die demnächst veröffentlicht werden sollen, von Namen und Daten zu bereinigen, die Menschen in Gefahr bringen könnten.

Die 700.000 Dollar dienten zur „Schadensbegrenzung“, heißt es in einem Twitter-Eintrag. Pentagon und Medien weigerten sich, zu helfen. Letztere seien aber immer dabei, wenn es darum gehe, von Wikileaks zu profitieren. Wenig später twitterte ein Wikileaks-Vertreter: „Das Pentagon will uns in den Ruin treiben, indem es sich weigert, uns beim Durchsehen der Dokumente zu helfen. Die Medien übernehmen keine Verantwortung. Amnesty auch nicht. Was tun?“

Fünf Menschenrechtsorganisationen – darunter Amnesty International – hätten Wikileaks-Gründer Julian Assange zuvor unter Druck gesetzt, seine Dokumente besser zu redigieren, um nicht das Leben von Menschen aufs Spiel zu setzen, berichtet das Wall Street Journal. Neben Amnesty sind die Campaign for Innocent Victims in Conflict (CIVIC), das Open Society Institute (OSI), die Afghanistan Independent Human Rights Commission sowie das Kabuler Büro der International Crisis Group (ICG) an der Aktion beteiligt.

Laut dem Wall Street Journal enthalten auch die bereits veröffentlichten Dokumente Namen, die nach Aussage des Pentagon alliierte Afghanen in Gefahr bringen. „Wir haben die negativen, manchmal tödlichen Konsequenzen gesehen, die Afghanen erwarten, wenn herauskommt, dass sie mit den internationalen Streitkräften sympathisieren“, heißt es in der E-Mail der Menschenrechtsorganisationen, die laut Informanten des Wall Street Journal einen regelrechten Schlagabtausch nach sich zog.

In seiner Antwort forderte Assange die Organisationen dazu auf, Personal bereitzustellen, um Wikileaks dabei zu helfen, alle Namen aus den Tausenden Dokumenten zu entfernen. Ein Amnesty-Sprecher schloss dies nicht aus und schlug vor, eine mögliche Zusammenarbeit telefonisch zu besprechen.

Assange soll darauf geantwortet haben: „Ich habe sehr viel zu tun und keine Zeit, mich mit Leuten zu beschäftigen, die nichts anderes tun, als ihre Ärsche zu retten. Wenn Amnesty nichts unternimmt, sollte ich vielleicht eine Pressemitteilung veröffentlichen, um diese Weigerung gebührend hervorzuheben.“

Dem Wall Street Journal zufolge war Wikileaks zu keiner Stellungnahme zu dem Briefwechsel mit den Menschenrechtsorganisationen bereit. Unterdessen sollen Taliban-Vertreter bekannt gegeben haben, dass sie die von Wikileaks veröffentlichten Dokumente nach Namen durchsuchen und planen, jeden zu bestrafen, der den US-Streitkräften geholfen hat.

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2 Kommentare zu Wikileaks-Gründer Assange erpresst Amnesty International

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  • Am 13. August 2010 um 15:08 von Nam E

    Seltsame Berichterstattung
    > hätten Wikileaks-Gründer Julian Assange zuvor unter Druck gesetzt, seine
    > Dokumente besser zu redigieren, um nicht das Leben von Menschen aufs Spiel
    > zu setzen, berichtet das Wall Street Journal.

    Seltsame Form von Desinformation.

    Die Dokumente stammen nicht von Herrn Assange. Das sind nicht „seine“ Dokumente.

    Die Dokumente sind allesamt Berichte über Kriegsgeschehen, das deshalb nicht das Licht der Öffentlichkeit erblicken soll, weil sonst die zynische Perversität eines Angriffskrieges duetlich würde und die öffentliche Unterstützung dieses Kriegs plötzlich stark zurückgehen würde.

    Da werden, auch mit Unterstützung deutscher Steuergelder, in Afghanistan Zivilisten und Kinder umgebracht. Genau das soll verschleiert werden – und deshalb wird der Druck auf Assange ins Unermessliche gesteigert.

    Demokratische Staaten sollten eben nichts tun, was nicht ans Licht der Öffentlichkeit kommen soll. Hört man nicht oft genug das Argument: „Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten“. Seit Wikileaks gilt das nicht mehr nur für den Bürger – sondern auch für Staaten.

    • Am 7. Dezember 2010 um 9:06 von einpirat

      AW: Seltsame Berichterstattung
      Und jetzt soll Assange dafür umgebracht werden wie US-Politker, Journalisten, der australische Premierminister und andere Rechtsverdreher laut auf Nationalfernsehen ausgerufen haben. Bring ihn um. Kein Scherz. Die englischsprachigen Länder haben Ihr Schicksal somit besiegelt und werden in die Geschichte eingehen als Menschenhasser.

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