Protest: Wikipedia schaltet sich für 24 Stunden ab

Die Online-Enzyklopädie wendet sich gegen das umstrittene Pirateriegesetz SOPA. Weitere reichweitenstarke Websites nehmen teil. Ihre Kritik gilt auch PIPA, einem ähnlichen Gesetzesvorhaben, das derzeit im US-Senat diskutiert wird.

Die Online-Enzyklopädie Wikipedia wird am morgigen Mittwoch ihre englischsprachige Site ganztägig sperren. Damit protestiert es gegen das Anti-Pirateriegesetz SOPA („Stop Online Piracy Act“) und die seiner Ansicht nach dadurch drohende Zensur. Wikipedia-Gründer Jimmy Wales kündigte den Streik via Twitter an: „Wir sehen keine Anzeichen dafür, dass SOPA wirklich ganz vom Tisch ist. Wir müssen Washington eine LAUTE Botschaft schicken.“

Am 18. Januar schaltet sich die englischsprachige Wikipedia für 24 Stunden ab (Screenshot: ZDNet).
Am 18. Januar schaltet sich die englischsprachige Wikipedia für 24 Stunden ab (Screenshot: ZDNet).

Wales zufolge handelt es sich bei dem Blackout um „eine Entscheidung der Community“. Schon Mitte Dezember hatte er in Wikipedia eine Diskussionsseite zu SOPA und dem weiteren Vorgehen eingerichtet. Die Teilnehmer sprachen sich ganz überwiegend für die Aktion aus. Allein in den vergangenen drei Tagen haben sich nach Angaben der dahinterstehenden Stiftung Wikimedia 1800 Wikipedia-Nutzer an der Diskussion beteiligt.

Der 24-stündige Wikipedia-Streik soll auf die Problematik des neuen Gesetzes aufmerksam zu machen, das unter anderem Sperren zum Schutz von Urheberrechten vorsieht und US-Firmen auch erlauben soll, gegen Urheberrechtsverletzungen außerhalb der USA vorzugehen. In dieser Zeit werden die regulären Wikipedia-Inhalte durch Informationen darüber ersetzt, wie die Mitglieder des US-Repräsentantenhauses zu erreichen sind. „Das wird Eindruck hinterlassen“, schätzt Jimmy Wales. „Ich hoffe, Wikipedia wird am Mittwoch die Telefonleitungen in Washington zum Schmelzen bringen. Sagt allen Bescheid, die ihr kennt!“

Ähnliche Blackout-Aktionen sind am gleichen Tag von weiteren reichweitestarken Sites wie Reddit.com zu erwarten. Sie alle gehen nicht davon aus, dass das SOPA-Gesetz trotz der anhaltenden Kritik aufgehalten oder genügend entschärft ist. Tatsächlich wurden anstehende Abstimmungen darüber ausgesetzt und Änderungen angekündigt, insbesondere sollen die umstrittenen DNS-Sperren entfallen. Kritiker warnen jedoch davor, dass die Zensurgefahren keineswegs vorbei sind. Sie verweisen außerdem auf das sehr ähnliche Gesetzesvorhaben im US-Senat, das als „Protect IP Act“ (PIPA) bezeichnet wird.

„Die Befürworter von SOPA haben die Gegner als Leute charakterisiert, die Piraterie ermöglichen oder verteidigen wollen“, erklärte Wikipedia-Gründer Wales gegenüber der BBC. „Aber das trifft es nicht. Der Punkt ist vielmehr, dass der Gesetzentwurf so breit angelegt und schlecht formuliert ist, dass er alle möglichen Dinge betrifft, die überhaupt nichts mit der Verhinderung von Piraterie zu tun haben.“

Themenseiten: Internet, Kommunikation, Politik, Wikimedia, Wikipedia, Zensur

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