IBMs Linux-Chefin: Open Source steht jetzt am Wendepunkt

Im Dezember 1998 hat sich IBM entschlossen, strategisch auf Linux zu setzen. Nach mühevollem Beginn hält Inna Kuznetsova, weltweit für IBMs Linux-Strategie verantwortlich, jetzt die Zeit für gekommen, die Früchte dieser Arbeit zu ernten.

Inna Kuznetsova ist bei IBM für das Linux-Business-Development über alle Marken und Bereiche hinweg verantwortlich. Sie ist damit auch die Person, die die Linux-Strategie von Big Blue nach außen kommuniziert und vertritt. Durch ihre vorherigen Positionen im Unternehmen kennt sie zahlreiche Abteilungen in- und auswendig, die in der Linux-Offensive eine tragende Rolle spielen – vom Bereich IBM System p bis zur Small & Medium Business Group.

Und sie weiß, was es heißt, sich als Außenseiter durchzusetzen: Als Mitglied der Chefetage von IBM Life Sciences, einem der firmeninternen Start-ups, das IT-Systeme für die Forschung im Bereich Biotechnologie und Pharmakologie entwickelt, trug sie dazu bei, den Bereich in eine marktführende Position zu bringen – und kam dabei das erste Mal mit Linux in Berührung.

ZDNet: IBM hat vor nun fast zehn Jahren angefangen, Linux als einen strategischen Pfeiler künftiger Entwicklungen zu sehen. Was sind Ihrer Ansicht die Highlights, wenn Sie jetzt eine Zwischenbilanz ziehen?

Kuznetsova: Als das IBM Linux Technology Center im Dezember 1998 ins Leben gerufen wurde, war es nicht viel mehr als eine kleine Gruppe von Spezialisten. Heute arbeiten unter diesem Dach über 600 Leute, und allein 300 davon sind mit der Kernel-Weiterentwicklung beschäftigt. Gut 500 unserer Middleware-Produkte laufen heute mit Linux, und alle unsere Hardwareplattformen sind dafür geeignet. Außerdem sind wir inzwischen selbst einer der größten Linux-Anwender. Einerseits weil wir als Unternehmen Vorteile davon haben, andererseits, weil wir denken, dass man das, was man predigt, auch leben soll. Beispielsweise verlässt sich eine unserer Chipfabriken komplett auf Linux – und Sie wissen, wie sensibel gerade diese Fertigung auf Probleme reagiert. Ich denke, das zeigt, dass Linux inzwischen auch in Bereichen eine verlässliche Alternative ist, von denen Wohl und Wehe des Unternehmens abhängen.

ZDNet: Kürzlich gab es Gerüchte, dass HP erwäge, eine Art eigenes Linux-Betriebssystem zu schaffen…

Kuznetsova: Zu Gerüchten und zu Plänen anderer Firmen kann ich mich natürlich nicht äußern. Ich kann aber sagen, dass wir so etwas nicht in Erwägung ziehen würden, da es weder zum Linux-Gedanken noch zu unserer Einstellung gegenüber dem Nutzen von Linux passt. Denn der Wert von Linux ist der Wert der Linux-Community. Sobald ein Monopol oder ein Alleinvertretungsanspruch entsteht, geht dieser Wert verloren.

Ich halte es sogar für falsch, dass große Firmen einzelne Linux-Projekte auch nur dominieren. Unsere Entwickler machen zwar auch Vorschläge für den Kernel, aber manchmal werden die eben nicht angenommen. Na gut, dann ist das eben so. IBM pflegt und entwickelt ja auch noch AIX. Es ist klar, dass im einen oder anderen Anwendungsfall unsere Software gerade im Zusammenspiel mit unserer System-p-Hardware die optimale Leistung erreicht. Daneben ist für viele Kunden aber auch die Interoperabilität wichtig – die sie eben gerade mit Linux erreichen.

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