BIZ-Chef fordert Regulierung von Kryptowährungen

Agustín Carstens von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich verlangt präventives Eingreifen von Zentralbanken und Behörden. Bitcoin sieht er als "Kombination einer Blase, eines Schneeballsystems und einer Umweltkatastrophe".

Auf Einladung der Bundesbank hat sich der Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) grundsätzlich zu Bitcoin und anderen Kryptowährungen geäußert. Agustín Carstens forderte bei seiner Rede an der Goethe-Universität in Frankfurt die Zentralbanken sowie Regulierungsbehörden zum Handeln auf. Er bezeichnete Bitcoin als „Kombination einer Blase, eines Schneeballsystems und einer Umweltkatastrophe“.

bitcoin (Bild: Bitcoin Foundation)

„Kryptowährungen nutzen als Trittbrettfahrer die institutionelle Infrastruktur für das breite Finanzsystem und gewinnen durch die Verbindungen zu ihr einen Anschein von Legitimität“, sagte Carstens, der zuvor als Gouverneur der mexikanischen Zentralbank vorstand. Die BIZ regelt nicht nur den internationalen Zahlungsverkehr, sondern ist auch so etwas wie eine Dachorganisation der Zentralbanken. „Es gibt gute Gründe für ein Eingreifen“, sagte der BIZ-Chef weiter.

Carstens‘ scharfe Kritik und Warnungen kommen zu einem Zeitpunkt, da der Bitcoin-Kurs in sprunghaftem Handel bis unter 6000 Dollar abstürzte. Damit hat die virtuelle Währung rund zwei Drittel ihres Wertes verloren, seit sie sich im Dezember in Richtung auf 20.000 Dollar bewegte und an asiatischen Börsen sogar erstmals diese Marke knackte. Warnungen vor den spekulativen Risiken wurden zunehmend lauter. Lars Rohde, Chef der dänischen Zentralbank, verglich Bitcoin damals mit der Tulpenmanie, der niederländischen Spekulationsblase im 16. Jahrhundert. Bitcoin zu kaufen, sei ein Glücksspiel und keine Investition. Und niemand solle nach einem Crash den Regulierern Schuld geben, denn es sei kein regulierter Markt.

BIZ-Chef Carstens forderte jetzt ein hartes Durchgreifen. „Wenn die Behörden jetzt nicht präventiv handeln, dann könnte es zu einer stärkeren Verflechtung von Kryptowährungen mit dem insgesamten Finanzsystem kommen und eine Gefahr für die finanzielle Stabilität bewirken“, sagte er. Neben den Zentralbanken sollten deshalb Finanzministerien, Steuerbehörden und Finanzmarktregulierer die „digitale Grenze“ überwachen.

Die derzeit von den Kryptowährungen ausgehende Faszination hat laut Carstens mehr mit einer spekulativen Manie zu tun als jeglicher Nutzung für elektronische Zahlungen – illegale Aktivitäten ausgenommen. Schon die hohe Volatilität stehe der Nutzung als Zahlungsmittel entgegen. Die Kryptowährungen seien unsicher und gäben eigentlich nur vor, Währungen zu sein. Experimente der Zentralbanken hätten zudem gezeigt, dass die Technologie hinter Bitcoin sehr teuer im Betrieb, langsamer und weniger effizient als herkömmliche Bezahlsysteme sei.

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Die Äußerungen sind das bislang klarste Zeichen dafür, dass weltweite Behörden bei Kryptowährungen durchgreifen wollen. Die Furcht vor zunehmender Regulierung dürfte bereits stark zum Abdriften des Bitcoin-Kurses beigetragen haben.

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