Streit um Browser-Kopierschutz: EFF verlässt W3C-Konsortium

Auslöser ist ein neuer Browserstandard für die digitale Rechteverwaltung. Die EFF befürchtet eine Zunahme von Urheberrechtsklagen. Die sogenannten Encrypted Media Extensions schaffen nach Ansicht der Bürgerrechtsorganisation eine "rechtlich nicht überprüfbare Angriffsfläche" im Web-Browser.

Die Electronic Frontier Foundation (EFF) hat sich aus dem Word Wide Web Consortium (W3C) zurückgezogen. Auslöser ist die Verabschiedung des Standards Encrypted Media Extensions (EME), der die Nutzung kopiergeschützter Inhalte im Browser vereinfachen soll. Die US-Organisation, die sich für Grundrechte im Informationszeitalter einsetzt, befürchtet unter anderem Nachteile für Sicherheitsforscher beziehungsweise die Sicherheit von Nutzern.

EFF (Bild: EFF)„Wir haben mit Vertretern von vielen, vielen Mitgliedern gesprochen, die uns unter vier Augen anvertraut haben, dass sie EME für eine schreckliche Idee halten, und dass sie sich wünschten, ihr Arbeitgeber sei in dieser Angelegenheit nicht auf der falschen Seite“, erklärte der EFF-Vertreter Cory Doctorow in einer Stellungnahme. „Sie müssen lange suchen, um einen unabhängigen Technikexperten zu finden, der DRM für möglich oder gar eine gute Idee hält.“

Doctorow zufolge soll der EME-Standard eine „rechtlich nicht überprüfbare Angriffsfläche“ im Web-Browser schaffen. Sie erlaube es Unternehmen, diejenigen, die ein berechtigtes Interesse an der Umgehung von Kopierschutzmaßnahmen hätten, zu verklagen. Als Beispiele nannte Doctorow die Archivierung von Inhalten und die Verbesserung der Zugänglichkeit von Inhalten. Den Rechteinhabern warf er zudem vor, den Standardisierungsprozess des W3C für ihre Zwecke missbraucht zu haben.

Das W3C wiederum lobt den EME-Standard, der die Wiedergabe von DRM-geschützen Inhalten im Browser ohne Plug-ins ermöglicht. Stattdessen lädt der Browser die für die Entschlüsselung der Inhalte benötigten Module. Laut W3C verbessert dies nicht nur das Nutzererlebnis, sondern durch den Wegfall von Plug-ins auch die Sicherheit.

„Einige Teile des Internets sind kostenlos, einige sind kostenpflichtig. Es ist verständlich, dass einige Produzenten, die hohe Kosten für die Erstellung ihrer Inhalte haben, diese nicht ohne Schutz veröffentlichen wollen“, sagte W3C-Direktor Tim Berners-Lee. Im Vergleich zu früheren Kopierschutzmaßnahmen sei der Nutzer durch EME besser vor Angriffen geschützt. „Wenn man sich verschlüsselte Inhalte anschauen will, dann ist das im Browser sicherer als in einer heruntergeladenen App.“

W3C-CEO Jeff Jaffe räumte indes in einem Blogeintrag ein, dass er von Gesprächen mit Mitgliedern wisse, dass nicht jeder mit EME zufrieden sei. Der Standard sei das Ergebnis einer angemessenen und respektvollen Debatte über zahlreiche komplexe Probleme. Unterm Strich verbessere er jedoch das Web für die Nutzer. Schon 2013 hatte Jaffe klar gemacht, dass das Web ohne Digital Rights Management (DRM) nicht auskommt, da sonst die Möglichkeit bestehe, dass Rechteinhaber ihre Inhalte aus dem Internet zurückzögen. „Ohne Kopierschutz werden Inhaber von Premium-Videoinhalten dem offenen Web ihre Inhalte entziehen.“ Eine Beschränkung von Premium-Inhalten auf Anwendungen außerhalb des offenen Internets oder auf abgeschottete Geräte sei für alle Beteiligten wesentlich schlimmer.

Auf die Verbreitung der Encrypted Media Extensions wird der W3C-Austritt der EFF keinen Einfluss haben. Die Technik ist bereits in allen wichtigen Browsern enthalten.

[mit Material von Chris Duckett, ZDNet.com]

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