KDE und Purism wollen Linux-Smartphone entwickeln

Librem 5 soll ein sicheres Smartphone sein, das mit freier und quelloffener Software die Privatsphäre schützt. Auf einem GNU/Linux-Betriebssystem soll Plasma Mobile zum Einsatz kommen, eine Version des KDE-Desktops. Wie schon beim Notebook Librem 13 will Purism die Finanzierung mit Crowdfunding sichern.

KDE und Purism planen die gemeinsame Entwicklung eines wirklich freien Smartphones. Mit Librem 5 wollen sie ein sicheres Smartphone schaffen, das von vornherein die Privatsphäre schützt. Als Grundlage ist eine freie und quelloffene Software mit einem Betriebssystem vorgesehen, das auf GNU/Linux basiert. Als Ziel gibt Purism vor, ein „Utopia der quelloffenen Entwicklung zu schaffen anstelle der von Mauern umgebenen Gärten, wie wir sie von allen anderen Smartphone-Anbietern kennen“.

Ursprünglich wollte Purism als Interface Gnome benutzen, das jedoch nicht für Smartphones konzipiert wurde. KDEs Plasma Mobile hingegen, eine Version des KDE-Desktops, wurde für Mobiltelefone entwickelt und ist bereits auf einigen handelsüblichen Smartphones lauffähig. Allerdings ist in den meisten Smartphones Hardware verbaut, die ohne proprietäre Software nicht funktioniert, was gegen die KDE-Prinzipien von Freiheit und Offenheit verstößt. Zudem ist nicht die volle Nutzung der Komponenten möglich, da viele Details der Hardware proprietär sind.

(Bild: Purism)

„Eine freie Software und ein auf Privacy ausgerichtetes Smartphone zu schaffen, war schon lange ein Traum der KDE-Community“, lässt sich Lydia Pintscher zitieren, Präsidentin des KDE e.V. „Wir haben Plasma nicht nur für Desktops und Laptops geschaffen, sondern für die ganze Palette von Geräten. Durch die Partnerschaft mit Purism werden wir Plasma Mobile zu einer realen Erfahrung machen und erstmals nahtlos in einem Seriengerät integrieren können. Durch Librem 5 wird Plasma Mobile so erstrahlen, wie es das verdient.“

„KDE hat mit Plasma Mobile eine fortgeschrittene und völlig freie Plattform geschaffen“, sekundiert Purism-CEO Todd Weaver. „Wir glauben, dass Plasma Mobile ein ernsthafter Herausforderer sein wird, der das gegenwärtige Duopol aufbricht und ein mit allen Features versehenes, freies und quelloffenes Mobilbetriebssystem auf dem Markt etabliert. Wir freuen uns auf die Erprobung von Plasma Mobile auf unserer Test-Hardware sowie die Zusammenarbeit mit der KDE-Community.“

Mit kompatibler Peripherie wird Librem 5 zum Desktop-PC (Bild: Purism).Konvergenz: Mit kompatibler Peripherie wird Librem 5 zum Desktop-PC (Bild: Purism).

Purism will das Smartphone Librem 5 wie zuvor schon das Notebook Librem 13 mittels Crowdfunding finanzieren. Die Kampagne soll 1,5 Millionen Dollar einbringen, was nicht völlig unrealistisch erscheint, da auch schon für das Notebook eine Finanzierung von über einer Million Dollar gesichert wurde. Finanzierungszusagen in Höhe von 340.000 Dollar konnte Librem 5 seit dem Kampagnenstart Ende August bereits verzeichnen. Damit bleiben noch 38 Tage, um das Finanzierungsziel zu erreichen.

ZDNet.com-Autor Steven J. Vaughan-Nichols gibt zu bedenken, dass die bisherige Erfolgsbilanz von Mobilbetriebssystemen, die in der Konkurrenz zu Android und iOS bestehen wollten, nur wenig beeindruckend ausfällt. Er führt Blackberry OS, Sailfish, Ubuntu Mobile, Firefox OS, Tizen und Windows Phone beispielhaft als Betriebssysteme an, die „entweder tot sind oder kaum noch einen Puls haben“. Abzuwarten sei, ob KDE und Purism den Durchbruch schaffen.

Zur Smartphone-Erfahrung von KDE zählt KDE Connect, das den Plasma-Desktop von KDE mit verschiedenen mobilen Geräten im heimischen Netz verbinden kann. Mit KDE Connect unter Android erhalten Anwender so beispielsweise Benachrichtigungen, die auf ihrem KDE-Desktop eingeblendet werden.

Librem 5 soll standardmäßig mit PureOS laufen, das auf Debian Linux aufsetzt, ist aber mit den meisten GNU/Linux-Distributionen lauffähig. Es soll über ein 5-Zoll-Display verfügen und über Hardware-Schalter erlauben, Kamera, Mikrofon, WLAN, Bluetooth und Mobilfunk wirksam zu deaktivieren. Das Smartphone soll 599 Dollar kosten und die Auslieferung im Januar 2019 beginnen. Angestrebt ist außerdem ein wirklich konvergentes Gerät, das zusammen mit einem kompatiblen Monitor, Tastatur und Maus zugleich ein Desktop-PC sein kann.

[mit Material von Steven J. Vaughan-Nichols, ZDNet.com]

Themenseiten: Betriebssystem, KDE, Mobile, Open Source, Privacy, Purism, Smartphone

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Neueste Kommentare 

2 Kommentare zu KDE und Purism wollen Linux-Smartphone entwickeln

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  • Am 18. September 2017 um 7:53 von Jörg M. Schulz

    Daß Freie Systeme für Mobiles nicht genug Impetus haben, stimmt am Beispiel ubports nicht – immerhin läuft Ubuntu 15 auf einer Reihe von Phones, darunter Fairphone2. Dies hätte der Artikel schon erwähnen sollen.
    Einen Kontakt zwischen Ubports und Purism scheint es noch nicht zu geben.

    • Am 18. September 2017 um 11:30 von ubports-developer

      nun ja nicht jeder mag hal linux.
      die meisten leute geben lieber 300 euro fuer smartphones aus die bei kauf bereits veraltete android kernel beinhalten ( security virenschutz…)
      andere haben halt das kleingeld fuer ein aktuelles gewartetes androidhandy 800 euro zu bezahlen ( pixel google ) oder halt gleich apple. ich schreib gerade vom ubports-handy. ;)
      soll jeder nach seiner fasson gluecklich werden

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