Wikitribune will Fake-News bekämpfen

Die News-Plattform soll unabhängig sein, durch Crowdfunding finanziert werden und so transparent wie möglich sein. Bezahlte Journalisten sollen mit einer Community von Freiwilligen zusammenarbeiten, die alle Fakten gründlich überprüfen.

Mit der News-Plattform Wikitribune will Wikipedia-Gründer Jimmy Wales gegen Falschmeldungen angehen. Die Idee dafür drängte sich ihm auf, als er sah, „was in den USA geschah und wie Fake News Donald Trump mit zur Macht verhalfen“. Die neue Website soll durch Crowdfunding finanziert werden und unabhängig sein, auch in keinem Zusammenhang mit Wikipedia oder der Wikimedia Foundation stehen. Sie soll Nachrichten zunächst in Englisch und später auch in anderen Sprachen veröffentlichen.

Das Grundprinzip ist, Journalisten und eine Community von Freiwilligen zusammenzubringen. Während professionelle Journalisten dafür bezahlt werden, über weltweite Nachrichtenthemen zu schreiben, ist die gründliche Überprüfung der Fakten Sache der freiwilligen Mitarbeiter. Diese sollen „die Fakten überprüfen, tatsachenorientierte und sachliche Formulierungen mit sicherstellen und für größtmögliche Transparenz der Nachrichtenquellen sorgen durch die Veröffentlichung vollständiger transkribierter Texte, Videos und Tonaufnahmen von Interviews“.

(Bild: Wikitribune)

Transparenz sieht der Wikipedia-Gründer als „Kryptonit gegen Falschinformationen“, wie er schon im Februar in einem Gastbeitrag für den Guardian schrieb. Das Internet habe vielleicht zur gegenwärtigen misslichen Lage beigetragen. „Aber die Menschen, die das Internet bevölkern, können helfen, uns daraus zu befreien.“

Wikitribune soll völlig werbefrei und nicht auf möglichst viele Klicks angewiesen sein, auch nicht durch eine Bezahlschranke vom Lesen abhalten. Finanziert werden soll die Arbeit von zehn bezahlten Journalisten durch Spendenbeiträge. Monatlich zehn Dollar sind die Vorgabe, aber die Benutzer können jeden gewünschten Betrag wählen.

„Vergangene Versuche eines Bürgerjournalismus haben ein paar Dinge gut hinbekommen, aber andere Dinge nicht so gut“, erläuterte Wales im Gespräch mit TechCrunch. „Die Idee ist daher, ein Gleichgewicht zu finden zwischen Community und Journalismus, indem Community und Journalisten gleichberechtigt nebeneinander in bestimmten Themenbereichen arbeiten.“ Als Beispiel führte er an, dass die Bitcoin-Community Wikitribune-Journalisten finanziell unterstützen könnten, damit sie über die Kryptowährung und die zugrundeliegende Blockchain-Technologie in einer genaueren und überlegteren Weise berichten als etablierte Journalisten. Somit gebe es auch einen echten Anreiz für Spenden.

Zu den bisherigen Citizen-Journalismus-Versuchen zählt auch das wenig erfolgreiche Wikinews, das nur auf freiwillige Mitarbeit setzte. Andrew Lih von der American University und Autor von „The Wikipedia Revolution“ sieht bei Wikitribune ein wesentliches größeres Potenzial durch die zusätzliche Ebene professioneller Journalisten. „Die Pro-Journalisten und Redakteure beaufsichtigen die Entwicklung der Story“, zitiert ihn NiemanLab. „Die Crowd macht die Schwerarbeit mit dem Durchforsten, Sichten, Suchen, Überprüfen. Man lässt die Menge das machen, worin die Menge gut ist.“

Fake News führen auch immer wieder zu politischen Forderungen nach neuen Gesetzen. Der IT-Branchenverband Bitkom warnt jedoch vor Schnellschüssen bei der Regulierung und fordert mehr Medienkompetenz statt mehr Gesetze.

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