In-Q-Tel: Interessenkonflikte bei CIA-Investitionen im Silicon Valley

Der Investitionsarm des US-Geheimdiensts ist eng mit privaten Geldgebern und Brancheninsidern verbunden. Dadurch entstehen Interessenkonflikte bei Investitionen in Start-ups aus öffentlichen Mitteln. Überwachung und Auswertung von Sozialen Netzen ist derzeit ein Schwerpunkt der Investitionsstrategie.

In-Q-Tel, die Wagniskapitalsparte des US-Geheimdiensts CIA, ist eng mit privaten Geldgebern und Brancheninsidern im Silicon Valley verbunden. Dadurch entstehen Interessenkonflikte bei Investitionen in Start-ups, die aus öffentlichen Mitteln erfolgen. Die Ausgaben müssen daher eigentlich nach strikten Regularien erfolgen, die aber in diesem Umfeld kaum einzuhalten sind.Start-up (Bild: Frank Peters/Shutterstock)

Wie das Wall Street Journal von Informanten erfuhr, investiert In-Q-Tel jährlich mindestens 120 Millionen Dollar an Steuergeldern. Die Namen der geförderten Unternehmen werden dabei häufig nicht bekannt.

Bei der Geldvergabe spielen die Mitglieder eines Beratungsgremiums eine entscheidende Rolle, da sie zu tätigende Investitionen empfehlen. Fast die Hälfte von ihnen haben selbst Verbindungen zu Unternehmen, die vom CIA-Investitionsarm gefördert wurden. Das WSJ fand bei Recherchen heraus, dass bei mindestens 17 der CIA-Investments finanzielle Interessen von Mitgliedern des Gremiums berührt waren. In drei Fällen saß ein Gremiumsmitglied zugleich im Aufsichtsrat eines Unternehmens, das Gelder vom CIA erhielt.

Die Mitglieder des beratenden Gremiums sind teilweise selbst als Wagniskapitalgeber tätig wie Howard Cox, ein Partner von Greylock Partners. Mit dabei sind unter anderem der frühere Netscape-CEO James Barksdale und der pensionierte Admiral Mike Mullen, der frühere Generalstabschef der US-Streitkräfte.

Investitionen von In-Q-Tel haben eine zusätzliche Anschubwirkung, weil sie so etwas wie ein Gütesiegel darstellen. Für einen Dollar, den die CIA in ein Start-up-Unternehmen steckt, erhält dieses typischerweise 15 Dollar von anderen Geldgebern. Das erhöht seine Erfolgschancen und macht seine Aktienoptionen entsprechend wertvoller für diejenigen, die sie erhalten haben.

Nach Einschätzung des Rechtsprofessors Ronald Gilson von der Columbia Law School ist es schwierig für In-Q-Tel, Expertenrat aus dem Silicon Valley zu erhalten und gleichzeitig Mauscheleien zu vermeiden. „Auf der einen Seite bräuchte man Leute, die keinerlei geschäftliche Verbindung zur Branche haben, wenn man eine wirklich klare Unabhängigkeit will“, zitiert ihn die Zeitung. „Auf der anderen Seite nützen Leute nicht viel, wenn sie keine geschäftlichen Verbindungen zur Branche haben.“

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In-Q-Tel unterscheidet sich von anderen Wagniskapitalgebern, da es nicht gewinnorientiert ist. Statt die Gewinne für einen Fonds und seine Investoren zu maximieren, unterstützt es Start-ups mit der Erwartung, dass sie Technologien bereitstellen können, die sich für die CIA oder andere Geheimdienste innerhalb von 36 Monaten als nützlich erwiesen.

Überwachung und Auswertung von Sozialen Netzen ist derzeit ein Schwerpunkt der Investitionsstrategie von In-Q-Tel. Das hat The Intercept aus einem ihm vorliegenden Dokument ableiten können, das 38 bisher unbekannte Investitionen von In-Q-Tel auflistet. Als Beispiele für dieses Segment nennt die Publikation die Firmen Dataminr, Geofeedia, Pathar und TransVoyant. Sie seien im Februar bei einer CEO Summit genannten Veranstaltung von In-Q-Tel vorgestellt worden – zusammen mit Firmen aus anderen Bereichen, die eine Finanzierung der CIA erhielten.

Die Liste der bisher nicht bekannten In-Q-Tel-Investitionen ist aber auch abseits des Social-Media-Schwerpunkts interessant. So wurden das inzwischen von Cisco gekaufte Cloud-Management Cliqr, der Cloud-Analysedienst Databricks, Containerspezialist Docker und Mobile-Security-Anbieter Lookout gefördert. Auch zwei Spezialisten für Satelliten und Satellitenbilder, Orbital Insight und Spaceflight Industries, bilden zusammen einen kleineren Schwerpunkt.

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Themenseiten: Central Intelligence Agency, In-Q-Tel, Start-Up

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