Videostreaming-Dienst Watchever wird Ende des Jahres eingestellt

Der Mutterkonzern Vivendi will die zugrunde liegende Technik künftig für andere Angebote nutzen. Von der Schließung betroffen sind knapp 20 Watchever-Mitarbeiter in Berlin. Laut Bitkom-Umfrage schauen inzwischen 77 Prozent der deutschen Internetnutzer Videostreams. Der VoD-Markt ist hart umkämpft.

Der französische Medienkonzern Vivendi wird seinen deutschen Videostreaming-Dienst Watchever Ende des Jahres einstellen. Das berichtet zumindest die französische Wirtschaftszeitung Les Échos. Gegenüber der Nachrichtenagentur DPA haben „informierte Kreise“ die Schließung inzwischen bestätigt. Demnach sollen knapp 20 Watchever-Mitarbeiter in Berlin davon betroffen sein.

(Bild: Watchever/Vivendi)Vivendi hatte sein Video-on-Demand-Angebot Watchever 2013 gestartet. Es umfasst Filme sowie Serien in SD- und HD-Qualität, teilweise im Originalton. Gegen eine monatliche Abogebühr von 8,99 Euro können Nutzer die Inhalte direkt aus dem Netz auf einen Rechner, ein Mobilgerät oder einen Fernseher streamen. Dank Offline-Modus lassen sie sich auch auf einem Smartphone oder Tablet speichern, um sie ohne Internetverbindung anzusehen.

In Deutschland konnte Watchever aber nur geringe Marktanteile erobern. Hierzulande konkurriert der Dienst vor allem mit Amazon Instant Video, Netflix, Maxdome und verschiedenen VoD-Dienste des Pay-TV-Senders Sky.

Schon Mitte 2014 kamen Gerüchte auf, Vivendi suche einen Käufer für die defizitäre Streamingplattform. Die Technik von Watchever will der Medienkonzern dem Vernehmen nach künftig für andere Angebote nutzen. Im Rahmen einer im April angekündigten Kooperation mit dem italienischen Wettbewerber Mediaset soll eine gemeinsame Plattform zum weltweiten Vertrieb von TV-Inhalten entstehen – eine Art „europäisches Netflix“, wie französische Medien schrieben.

Infografik: So zerstückelt ist der deutsche VoD-Markt (Grafik: Statista)

Laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom schauen inzwischen gut drei Viertel (77 Prozent) der deutschen Internetnutzer ab 14 Jahren Filme, Fernsehsendungen oder andere Videos als Stream im Internet. Bemerkenswert ist vor allem der Nutzeranstieg bei VoD-Diensten: Ein Viertel (25 Prozent) nutzt solche, in der Regel kostenpflichtige Portale. Zum Vergleich: 2015 waren es 22 Prozent, 2014 erst 19 Prozent.

„Einige Portale sind nicht länger nur Anbieter, sondern produzieren eigene Filme, Serien oder Dokumentationen. Das kommt bei den Nutzern an“, kommentiert Timm Lutter, Bitkom-Experte für Consumer Electronics und Digital Media. Von den Nutzern zahlen 70 Prozent für einzelne Videos und 41 Prozent haben Dank eines Abonnements unbegrenzten Zugriff auf das Online-Videoarchiv des Anbieters.

Über drei Viertel der deutschen Internetnutzer schauen Videos als Stream im Netz (Grafik: Bitkom).

Noch beliebter sind der Umfrage zufolge die kostenlosen Webseiten und Mediatheken der TV-Sender, bei denen bereits im Fernsehen ausgestrahlte Sendungen abrufbar sind. 60 Prozent der Internetnutzer machen davon Gebrauch. 39 Prozent schauen TV-Programme live im Internet. Gut die Hälfte (56 Prozent) nutzt Videoportale wie Youtube, Vimeo oder Vevo, auf denen Nutzer teilweise auch eigene Inhalte einstellen können.

„Anders als früher werden Fernsehen, Filme oder Serien heute orts- und zeitunabhängig konsumiert“, so Lutter. „Videostreaming-Dienste ermöglichen den Verbrauchern, selbst zu entscheiden, wann, wo und wie sie sich Filme, TV-Serien oder andere Videos anschauen.“

Videostreaming ist vor allem bei der jüngeren Zielgruppe beliebt: 88 Prozent der 14- bis 29-Jährigen und 90 Prozent der 30- bis 49-jährigen Internetnutzer streamen Videos. Zwei Drittel der 50– bis 64-Jährigen geben an, Filme, Serien oder TV-Inhalte im Internet zu schauen (66 Prozent). Unter den über 65-Jährigen beträgt der Anteil gut ein Drittel (36 Prozent).

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