Nach Brexit: Briten suchen bei Google Informationen zur EU

"Was ist die EU?" zählt laut Google Trends zu den häufigsten Fragen. Twitter meldet verdoppelte Aktivitäten am Wahltag. Der britische Chipdesigner ARM fürchtet jetzt um seinen Zugang zu europäischen Fachkräften. Auch hinsichtlich Cloud-Compliance wird eine längere Unsicherheit erwartet.

Google Trends vermerkt, dass die Briten begonnen haben, sich über die EU und die Folgen ihres geplanten Austritts zu informieren. „‚Was ist die EU?‘ sei seit Ende der Abstimmung am gestrigen Abend die zweithäufigste Frage von Anwendern aus dem Vereinigten Königreich zum Thema EU, vermerkt @GoogleTrends auf Twitter.

Flagge von Großbritannien (Bild: Deutsche Messe AG)Auch „Was passiert, wenn wir die EU verlassen?“ werde häufig eingegeben. Zudem konstatiert Google Auswanderungstendenzen: Die Suche nach „irischen Pass beantragen“ und „Umzug nach Gibraltar“ (also der britischen Enklave in Südspanien) habe sich um 100 beziehungsweise 680 Prozent gesteigert. Unter den fünf häufigsten EU-Fragen finden sich auch solche nach Zahl und Namen der von der EU repräsentierten Staaten.

Dies deutet darauf hin, dass sich zahlreiche Briten weniger als wünschenswert informiert haben, bevor sie ihr Votum abgaben. Dass Google dies so herausstellt, zeigt allerdings auch einen gewissen Unwillen, den Mehrheitsentscheid ernst zu nehmen und zu akzeptieren. Die meisten internationalen Technikfirmen hatten sich vorab öffentlich gegen den Brexit positioniert. Und Google habe im Vorfeld Brexit-Gegner im Suchranking abgewertet, berichtete das nicht immer zuverlässige Register.

Twitter meldet 6,4 Millionen Tweet mit dem Hashtag #EUref (für Referendum) zwischen 7 Uhr morgens am Donnerstag, als die Wahlbüros öffneten, und 10 Uhr am Freitag, als Premierminister David Cameron seinen Rücktritt ankündigte. In Großbritannien habe es in dieser Zeit doppelt so viel Aktivität wie üblich gegeben, berichtet Twitter. Die Wirtschaft habe die Diskussion bestimmt; Außenpolitik, Einwanderung und Sicherheit seien von untergeordnetem Interesse gewesen.

Google Trends: Brexit (Screeenshot: ZDNet.de)

 

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ZDNet.com berichtet parallel von den Sorgen britischer Firmen nach dem Brexit. Demnach fürchtet etwa Chipdesigner ARM um Zugang zu europäischen Fachkräften. Heute beschäftigt das Unternehmen demnach rund 200 Festlandseuropäer in Cambridge. Und auch IBM fordert die britische Regierung auf, in den anstehenden Verhandlungen mit der EU Sorge zu tragen, dass die britische Wirtschaft weiter „erfolgreich, offen, wettbewerbsfähig und innovativ“ sein könne.

Daneben gelten Compliance-Fragen als wichtiges Problem: Welche Regeln gelten künftig für in Großbritannien tätige Firmen insbesondere im Cloudbereich, wie können sie Daten verarbeiten und wo müssen sie sie speichern? Der derzeit von der EU und den USA ausgehandelte Safe-Harbor-Nachfolger Privacy Shield wird wohl höchstens zwischenzeitlich für Großbritannien gelten. Das auf Data Governance spezialisierte Unternehmen DQM GRC glaubt, dass diese Frage das Vereinigte Königreich noch länger beschäftigen wird. Langfristig werde der Brexit aber eher wenige Auswirkungen auf den Datenschutz in Großbritannien haben, sagte Development Director Peter Galdies gegenüber ZDNet UK.

[mit Material von Katie Collins, CNET.com, und Nick Heath, ZDNet.com]

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Themenseiten: ARM, Großbritannien, IBM, Politik

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Neueste Kommentare 

4 Kommentare zu Nach Brexit: Briten suchen bei Google Informationen zur EU

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  • Am 24. Juni 2016 um 22:09 von Edi

    Das ist die Gefahr bei Plebisziten: Die „Strasse“ wählt nach dem Bauchgefühl und informiert sich erst hernach über Fakten.

    • Am 24. Juni 2016 um 23:08 von Daniel

      Wow, „Plebisziten“. Hast du für deine generalisierende Behauptung eine Quelle, wenn du schon so schlau bist? Der Artikel belegt das nämlich im keinster Weise. Vielleicht waren es Leute, die gar nicht erst gewählt haben.

  • Am 25. Juni 2016 um 8:14 von PeerH

    Sorry, aber das ist doch nur die typische Google-Ente:
    „Die Suche nach „irischen Pass beantragen“ und „Umzug nach Gibraltar“ (also der britischen Enklave in Südspanien) habe sich um 100 beziehungsweise 680 Prozent gesteigert.“
    Recherchiert und nennt doch mal die absoluten Zahlen? Wenn sich vorher zehn und nun 78 Menschen informieren, dürfte das eher nichtssagend sein,

    Und auch die letzte Aussage ist Unsinn: denn keiner weiß, ob sich wirklich ‚die Briten‘, oder eben beispielsweise viele der in GB lebenden Touristen, ‚Ausländer‘ oder ausländischen Arbeitnehmer informiert haben.

    Hier werden von Google Aussagen getroffen, die mehr als fraglich sind, um dessen Suchmaschine als sinnvolles statistisches Instrument aussehen zu lassen.

    Und die Medien fallen, mal wieder, Dank den Klicks, darauf herein, und fabulieren sogar selbe noch unsinnigere Aussagen zusammen.

  • Am 25. Juni 2016 um 8:36 von ckOne

    Daniel wer nicht wählt, hat den Brexit-Befürwortern geholfen. Aber es war eine Demokratische Entscheidung und nun müssen Sie Klarkommen damit. Problem ist aber die Banken bringen zwar viel Geld aber die Arbeitsplätze bringt die Industrie, welche vom Binnenmarkt stark abhängig ist. Im schlimmsten Fall wird es nach Austritt nochmal bis zu 800000 Arbeitslose mehr geben, ob die dann immernoch für den Brexit sind ist fraglich.

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