Oracle will Sun nicht zwecks Klage gegen Google gekauft haben

Genau das hatte Googles Anwalt in der Vorwoche angedeutet. Laut Safra Catz trifft es nicht zu. Vielmehr machte Oracle sich Sorgen um Java aufgrund der Schwierigkeiten von dessen Besitzer Sun: "Es gab da einen neuen CEO mit einer neuen Strategie, die sehr wenig erfolgreich war."

Oracle hat im Jahr 2009 Sun Microsystems übernommen, weil es sein Java für geschäftsentscheidend hielt – und nicht, um Google zu verklagen. Diese Aussage hat Oracle-CEO Safra Catz wenig überraschend am sechsten Verhandlungstag des neuerlichen Prozesses Oracle gegen Google gemacht, wie Ars Technica zusammenfasst. „Wir haben damals öffentlich gemacht, dass wir Java für die bedeutendste einzelne Softwarelösung hielten, die Oracle je übernommen hat.“

Java (Bild: Oracle)Auf Nachfrage, ob Oracle mit der Übernahme gezielt Google angreifen wollte, erklärte Catz: „Nein. Wir haben Sun nicht gekauft, um diese Klage einzureichen.“

Vielmehr habe sich Oracle Sorgen um die Zukunft von Java gemacht, einer für seine Plattformen überaus wichtigen Technik. „Sun Microsystems hatte um 2005 und 2006 herum einige Probleme. Es gab da einen neuen CEO mit einer neuen Strategie, die sehr wenig erfolgreich war.“ Man habe also die Bücher sehr schnell geprüft und auch IBM überboten, um Sun übernehmen zu können.

Das Gegenteil hatte Google-Anwalt Robert Van Nest in der Vorwoche unterstellt. Nach seiner Darstellung fand der damalige Oracle-CEO Larry Ellison „heraus, dass es zu spät war, Java zu nutzen, um ein Smartphone zu entwickeln, und es war auch zu spät, sich mit Google zusammenzutun. Damals wurden die ersten Ansprüche erhoben. Damals hat dieser Prozess begonnen.“

Catz wurde auch zur Aussage des früheren Sun-CEOs Jonathan Schwartz befragt, dessen Strategie sie zuvor als „sehr wenig erfolgreich“ abgekanzelt hatte. Schwartz sagte in der Vorwoche als Zeuge aus, dass Java von vornherein frei und offen nutzbar angelegt war: „Seit dem Beginn, lange bevor ich bei Sun war.“ Es sei in Suns Interesse gewesen, die Nutzung von Java zu verbreiten. Catz wurde nun befragt, ob Schwartz je kommuniziert habe, dass Googles Nutzung von Java „für Sun okay war“. Catz‘ Antwort lautete: „Nein.“ Aber nicht nur das: „[Schwartz] sagte uns, dass er mit Google gesprochen und versucht habe, sie zu einer Lizenznahme von Java zu bewegen. Und dass Android ein nicht autorisierter Fork von Java sei.“

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Ohne Cloud-Technologie sähe der Alltag heute ganz anders aus. Dropbox, Facebook, Google und Musikdienste gäbe es nicht. Erst Cloud-Technologien haben diese Services ermöglicht und treiben heute Innovationen schneller denn je voran.

Android (Bild: Google)Oracle und Google streiten seit 2010 um 37 Java-APIs, die Teil von Android sind. Während die erste Instanz den urheberrechtlichen Schutz verneinte, entschied ein Berufungsgericht im Mai 2014, dass die 37 Java-Programmierschnittstellen doch dem Urheberrecht unterliegen. Es ließ aber offen, ob Googles Nutzung der APIs in Android dennoch nach dem Fair-Use-Prinzip als angemessene Verwendung zulässig war. Die Entscheidung dieser Frage verwies es an das Bezirksgericht in Nordkalifornien zurück, das nun auch über die Höhe der Entschädigung befinden soll.

Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten lehnte im Juni 2015 Googles Anrufung ab. Es hatte die „Fair Use“-Frage sowie das Urheberrecht für Programmierschnittstellen als Grundsatzproblem eingestuft – eine Einschätzung, der sich der Supreme Court nicht anschloss.

Die von Oracle geforderte Summe von 9,3 Milliarden Dollar Schadenersatz liegt etwa zehnmal so hoch wie seine ursprüngliche Forderung. Sie stammt ihm zufolge von einem unabhängigen Experten. Der höhere Betrag soll dem Wachstum des Smartphonemarkts und auch des von Google entwickelten Android-Betriebssystems entsprechen. Das neue Verfahren richtet sich zudem gegen sechs weitere Android-Versionen, inklusive Android 5.0 Lollipop.

[mit Material von Stephanie Condon, ZDNet.com]

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Themenseiten: Android, Gerichtsurteil, Google, Java, Oracle, Patente, Software, Urheberrecht

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