Apple will indischen Markt mit Gebrauchtgeräten erobern

Die etablierte Konkurrenz protestiert durch eine neu formierte Lobbygruppe. Vier Fünftel aller Smartphones in Indien kosten unter 10.000 Rupien oder 135 Euro. Mit 'Refurbished iPhones' könnte Apple sich dem Wettbewerb stellen, ohne seine Marke zu beschädigen.

Apple hat in Indien erneut eine Genehmigung beantragt, gebrauchte Smartphones zu verkaufen. Bei indischen Konkurrenten stößt dieses Manöver aber auf heftigen Widerstand. „Aus ‚Made in India‘ könnte so ‚Entsorgt in Indien‘ werden, sagt etwa Sudhir Hasija von Karbonn Mobiles, den Bloomberg zitiert. Er bezieht sich auf eine Vorschrift, dass eine Teil der Fertigung im Land selbst erfolgen muss.

Apple (Bild: Apple)Apples Marktanteil in Indien liegt unter 2 Prozent. Dabei ist Indien der aktuell am schnellsten wachsende Smartphone-Markt der Welt. 80 Prozent aller Geräte werden aber für unter 10.000 Rupien oder umgerechnet 135 Euro verkauft. Auch Markenhersteller lassen sich auf Sonderpreise ein. Dennoch war Apples Absatz in Indien im Weihnachtsquartal um 76 Prozent gestiegen. CEO Tim Cook ließ daraufhin wissen, man werde mehr Energie in diesen Markt stecken.

Auch Apple hat sich schon zu einem Sonderpreis hinreißen lassen. 2015 war es schon einmal mit einem Antrag abgeblitzt, Gebrauchtgeräte nach Indien zu importieren. Daraufhin senkte es das iPhone 5S mehrfach im Preis, zuletzt auf 24.999 Rupien oder umgerechnet 340 Euro – wenig für Apple, aber immer noch viel für den durchschnittlichen Käufer in Indien. Mit Secondhand-Smartphones könnte Apple diesen Preis noch einmal unterbieten, ohne den Wert seiner Marke zu gefährden – und so den gigantischen Markt an sein Ökosystem heranführen.

Dem zweiten Versuch stellen sich nun etablierte Hersteller entgegen. Ein neu gegründetes Mobile and Communications Council wendet sich in einem offenen Brief an die Regierung: „Warum sollte man überhaupt darüber nachdenken, den Import gebrauchter Smartphones zuzulassen, wenn der Import anderer Gebrauchtgüter durch 300 Prozent Zollgebühr verhindert wird?“, heißt es dort etwa. Der Lobbygruppe gehören unter anderem Intex, Micromax und Samsung an.

Vor allem malen sie die Bedrohung für die Kampagne „Make in India“ an die Wand, die etwa Foxconn zu mehr Produktion in Indien veranlasst hat – zugunsten von Kunden wie Xiaomi. Auch sei unklar, was mit dem bei der Aufbereitung von Gebrauchtgeräten anfallenden Elektroschrott passieren solle. „Die Millionen gebraucht importierten Smartphones werden neue Akkus brauchen. Was wird mit den alten passieren, wo werden sie hinkommen?“, fragt Sunil Vachani, Chairman von Dixon Technologies.

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Dass es Apples Antrag als Bedrohung des eigenen Angebots sieht, verheimlich etwa Karbonn keineswegs. Sein Manager Hasija sagt: „Selbst wenn solche aufbereiteten Gebraucht-iPhones etwas mehr kosten als 10.000 Rupien [135 Euro], werden sie unserem Absatz schaden, weil die Inder sie wegen ihres Snob-Werts kaufen könnten.“

Im Januar war schon bekannt geworden, dass Apple sich um Markenläden in Indien bemüht – sowie um eine Zulassung als Onlinehändler. Ob sein derzeit von Ministerien diskutierter Antrag auf Wohlwollen stößt, ist Berichten zufolge völlig offen. IDC glaubt, dass der indische Smartphone-Markt 2017 den amerikanischen nach Stückzahlen überholen könnte.

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Themenseiten: Apple, Indien, Karbonn, Marktforschung, Micromax, Samsung, Smartphone

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1 Kommentar zu Apple will indischen Markt mit Gebrauchtgeräten erobern

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  • Am 5. April 2016 um 1:41 von Judas Ischias

    Indien ist ein großes Land, mit vielen korrupten Politikern, da lassen sich die alten Akkus doch sehr schnell und einfach irgendwie und irgendwo entsorgen.
    Denn dieser Elektromüll würde doch mit Sicherheit nicht legal zurück in die USA gebracht, um diese umweltgerecht zu entsorgen, denn eigentlich könnte Apple doch schon in den USA die alten Akkus austauschen, außerdem würde es unnötige Transporte verhindern. IRONIE ENDE

    Wenn man vorher so gut wie nichts verkauft hat, dann ist es überhaupt nicht schwer, den Absatz um 76% zu steigern.;)
    Die große Frage ist doch: Was kommt danach?

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