FBI-Rückzug traf Justizministerium unerwartet

Es erfuhr laut Gerichtsunterlagen erst am Dienstagmorgen von der neuen Option. Die Methode ist nicht bekannt, es könnte sich aber um NAND-Mirroring handeln. Dabei würde der NAND-Speicher nach neun Versuchen, den Code zu erraten, auf einen früheren Zustand zurückgesetzt.

Der Hinweis des FBI auf eine neue Möglichkeit, das iPhone 5C des San-Bernardino-Attentäters Syed Farook zu entsperren, kam auch für das US-Justizministerium überraschend. Das hat The Verge durch inzwischen veröffentlichte Gerichtsakten (PDF) herausgefunden.

FBI Logo (Bild: FBI)Kurz vor Beginn der ersten Anhörung im Fall FBI gegen Apple erklärte die Polizeibehörde, von einer Quelle habe sie einen Hinweis auf eine neue Option bekommen, um an die Daten des Terroristen zu gelangen. Diese wolle sie nun erproben. In einer kurzfristig anberaumten Telefonkonferenz beschlossen die Parteien, die für Dienstag geplante Anhörung zu verschieben.

Wie aus den neuen Unterlagen klar wird, war das Justizministerium von der neuen Entwicklung überrascht: „Wir haben heute erst von dieser Möglichkeit erfahren, heute morgen“, erklärte Staatsanwältin Tracy Wilkison dem Richter. „Wir haben ausreichend Vertrauen in die Methode, um das vorzubringen.“ Die Unterlagen besagen auch, dass das Verfahren am Sonntag erstmals demonstriert wurde.

Wilkison schränkte ihre Zuversicht aber auch gleich wieder ein: „Das Problem ist, dass wir es nicht sicher wissen.“ Die Behörden hätten in den letzte Tagen zahlreiche Hinweise zu alternativen Methoden bekommen, „und jede einzelne davon schlug aus unterschiedlichen Gründen fehl.“

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Das konkrete Verfahren, das das FBI nutzen will, ist nicht bekannt – und auch nicht, wer es vorgebracht hat. Es gibt aber viele Spekulationen. So heißt es, mit NAND Mirroring könne man den Speicher beispielsweise nach neun Entsperrversuchen zurücksetzen, um unbegrenzte Versuche zu haben, den wahrscheinlich vierstelligen Code von Farook zu erraten. Nach zehn Fehlversuchen wäre der Inhalt unrettbar verloren.

Andere Möglichkeiten wären eine Software-Schwachstelle oder aber ein Versuch, den Chip auszulesen, auf dem das Passwort gespeichert ist. Alle Optionen, mit Ausnahme vielleicht einer simplen Software-Lücke, gelten als extrem aufwändig.

Selbst wenn das FBI in dem Fall nicht auf die Hilfe von Apple angewiesen sein sollte, erwarten Beobachter, dass sich der Streit um Hintertüren noch lange hinziehen wird. „Die Regierung hat eine Auszeit genommen“, sagt etwa Ed McAndrew, früherer Staatsanwalt für Cyberverbrechen und inzwischen als Anwalt tätig. Wenn Apple diesmal nicht vor Gericht zitiert werde, so doch „vielleicht morgen eine andere Firma.“ Außerdem ist im Lauf der Entwicklung bekannt geworden, dass dem FBI noch Dutzende andere iPhones vorliegen, an deren Daten es nicht kommt – beispielsweise im Rahmen einer Drogenermittlung in New York.

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Themenseiten: Apple, Federal Bureau of Investigation (FBI), Gerichtsurteil, United States Department of Justice, Verschlüsselung, iPhone

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