Wikimedia-Geschäftsführerin Lila Tretikov tritt zurück

Sie zieht damit die Konsequenz aus der immer lauter werdenden Kritik an ihrem Führungsstil. Der letzte Auslöser war offenbar die Geheimniskrämerei um die Entwicklung einer Suchmaschine, die zu einer regelrechte Revolte geführt hat. Tretikov scheidet am 31. März aus der Stiftung aus.

Nach einer regelrechten Revolte in Social-Media-Kanälen und Wikipedia-Mailinglisten hat Wikimedia-Geschäftsführerin Lila Tretikov gestern ihren Rücktritt erklärt. Auslöser des Aufruhrs waren sowohl in der Wikimedia Foundation selbst als auch in der Community umstrittene Pläne zur Entwicklung einer Suchmaschine namens Kowledge Engine.

Lila Tretikov (Bild: Lane Hartwell/<a href="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/" target="_blank">CC BY-SA 3.0</a>)Lila Tretikov (Bild: Lane Hartwell/CC BY-SA 3.0)Wie die Stiftung mitteilt, scheidet Tretikov am 31. März aus. Bis dahin will das Board of Trustees einen Übergangsplan entwickeln, der auch die Ernennung einer Interimsführung und die Suche nach einem neuen Executive Director umfasst. Tretikov will die Stuftung in der Übergangsphase weiter unterstützen.

„Vor zwei Jahren hat mich das Board damit beauftragt, für Veränderungen zu sorgen, um der nächsten Generation zu dienen und unsere Zukunft sicherzustellen“, schreibt Tretikov in einer E-Mail an die Mitarbeiter der Wikimedia Foundation und die Community. „Wir haben viel zusammen erreicht, vor allem den Schwund unserer Autorengemeinschaft eingedämmt. Ich habe entschieden, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um weiterzuziehen. Ich möchte unserem Board of Trustees und unseren Beratern, den Stiftungsmitarbeitern sowie den vielen herausragenden Community-Mitgliedern für ihre Unterstützung und ihren Zuspruch auf dieser Reise danken.“

Tretikov hatte den Posten der Geschäftsführerin des Wikimedia Foundation im Mai 2014 übernommen. Sie sollte den Reifungsprozess der Stiftung zu einer Technikorganisation vorantreiben, ohne den Fokus auf die Bedürfnisse der Community und Nutzer zu verlieren. Letzteres ist ihr offenbar nicht ganz gelungen. Denn aus der Community wurden in den letzten Wochen verstärkt Vorwürfe laut, die Foundation gehe nicht transparent genug mit ihren Plänen um. Innerhalb der Stiftung soll es zudem vermehrt Kritik an ihrem Führungsstil gegeben haben.

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Die Geheimniskrämerei um das inzwischen in „Discovery“ umbenannte Suchmaschinenprojekt war offenbar nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Denn anders als die Wikimedia Foundation in der vergangenen Woche mitgeteilt hat, verfolgte sie schon längere Zeit Pläne für eine Suchmaschine, um Leser von Googles Suchseiten direkt auf die Wikipedia-Website zu holen. Nachdem die als Investor vorgesehene Knight Foundation jedoch nicht die benötigten Geldmittel zur Verfügung stellen wollte, wurden die ursprünglichen Pläne, einen Konkurrenten zur Google-Suche zu entwickeln, überarbeitet.

Öffentlich hatte die Wikimedia Foundation stets verneint, an einer Suchmaschine zu arbeiten. Das dies nicht der Wahrheit entsprach, kam jedoch schnell durch durchgesickerte Dokumente ans Licht. In der Folge kamen erste Forderungen nach Tretikovs Rücktritt auf, die mit der Zeit immer lauter wurden. Auf der Mailingliste der Wikimedia Foundation erklärten zuletzt einige Angestellte ihr Kündigung damit, dass sie mit Tretikov unzufrieden waren. Selbst aktuelle Mitarbeiter forderten dort offen ihren Rücktritt.

Im März war bereits Arnnon Geshuri nach einem Misstrauensvotum von Wikipedia-Autoren aus dem Wikimedia-Entscheidungsgremium zurückgetreten. Fast 300 Wikipedia-Autoren hatten die Abberufung des ehemaligen Google-Managers als Mitglied des Board of Trustees gefordert, weil er an illegalen Gehaltsabsprachen zwischen Google, Adobe, Apple und Intel beteiligt gewesen sein soll.

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