Mail von Tim Cook: Es geht nicht um ein einzelnes iPhone

Der CEO macht auch einen Vorschlag fürs weitere Prozedere: Die Regierung soll ihre Anordnung zurückziehen und ein Expertengremium bilden. Darin könnten mögliche Folgen für Gesetzesvollstreckung, Firmen und Privatleute diskutiert werden.

Apple-CEO Tim Cook hat heute morgen eine E-Mail an die Apple-Mitarbeiter verschickt, in der er ihnen für ihre Unterstützung dankt, wie es schon im Betreff heißt. Er schildert darin Apples Haltung zu dem Gerichtsbeschluss, der Apple zwingen soll, ein iPhone zu entsperren. „In diesem Fall geht es um weit mehr als ein einzelnes Gerät oder eine einzelne Ermittlung“, zitiert TechCrunch aus Cooks Schreiben.

Tim Cook (Bild: Sarah Tew/CNET)Vielmehr gehe es um die Datensicherheit Hunderter Millionen unbescholtener Menschen und die bürgerlichen Rechte insgesamt, schreibt Cook. Als Beispiel nennt er einen jungen Entwickler, der ihm diese Tage „im Namen künftiger Generationen“ gedankt habe.

Cook sagt aber auch klar, wie sich Apple das weitere Prozedere in den Fall vorstellt. „Unser Land war immer am stärksten, wenn wir uns versammelt haben. Unserer Meinung nach wäre es das beste, wenn die Regierung ihre Anforderung nach dem All Writs Act zurückzöge und, wie manche Kongressmitglieder bereits vorgeschlagen haben, eine Kommission oder ein anderes Gremium aus Experten für Geheimdienste, Technik und Bürgerrechte bilden würde, um die Folgen für Gesetzesvollstreckung, nationale Sicherheit, Privatsphäre und persönliche Freiheiten zu diskutieren. Apple wäre gern bereit, an einem solchen Versuch teilzunehmen.“

Abschließend bedankt sich Cook speziell bei jenen Apple-Mitarbeitern, die an Sicherheitsmaßnahmen arbeiten, die dem Schutz der Kundendaten dienen. Er verlinkt aber auch auf eine weitere Informationsseite Apples, die für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Dort steht unter anderem, es sei eine Illusion, Apple könne das benötigte Werkzeug – nach seiner Darstellung eine alternative OS-Version – schaffen und anschließend wieder löschen. In der digitalen Welt gehe nichts verloren. Und allein die Existenz eines solchen Werkzeugs würde zu „unablässigen Cyberangriffen“ auf Apple führen.

Erstmals heißt es in der FAQ auch ausdrücklich, Apple habe in der Vergangenheit noch nie ein iPhone für Ermittlungsbehörden „entsperrt“. Es gebe der Polizei aber Tipps und Richtlinien und habe schon einmal auf richterliche Anordnung hin einem Gerät Daten „extrahiert“.

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Am Sonntag hatte FBI-Direktor James Comey in einer Erklärung versucht, die Angelegenheit als „ganz einfach“ darzustellen – und zugleich zu emotionalisieren. „Vielleicht enthält das Telefon einen Hinweis auf weitere Terroristen. Vielleicht auch nicht. Aber wir können den Überlebenden nicht ins Auge sehen, oder uns im Spiegel, wenn wir dieser Spur nicht nachgehen.“ Dabei stelle die Behörde doch keineswegs überzogene Forderungen: „Wir wollen einfach die Chance, mit richterlicher Ermächtigung, den Passcode des Terroristen zu erraten, ohne dass sich das Telefon quasi selbst zerstört und ohne dass wir ein Jahrzehnt brauchen, um auf den richtigen Code zu kommen. Wir wollen niemandes Verschlüsselung knacken oder einen Universalschlüssel freisetzen.“

Ebenfalls am Wochenende gestand das FBI ein, übereilt das iCloud-Passwort des Terroristen Syed Farook zurückgesetzt zu haben. Damit versperrte es sich selbst einen einfachen Weg, an die Daten zu kommen. In einer Stellungnahme heißt es, das Zurücksetzen des Passworts habe sich nicht auf Apples Kooperationsmöglichkeiten ausgewirkt, und die Erfahrung zeige, dass das Gerät selbst oft weit mehr Spuren enthalte als ein einfaches Backup.

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Themenseiten: Apple, Federal Bureau of Investigation (FBI), Politik, Sicherheit, iPhone, Überwachung

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3 Kommentare zu Mail von Tim Cook: Es geht nicht um ein einzelnes iPhone

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  • Am 22. Februar 2016 um 16:02 von PeerH

    Erst das Backup Kennwort löschen, möglicherweise mit Absicht, und dann anderen vorwerfen, sie würden sich widersetzen? Sieht nach Strategie aus: sie wollten diesen Fall exakt dafür nutzen, weil es sich um Terroropfer und das Gerät eines Terrorverdächtigen handelt. Das FBI setzt sehr wahrscheinlich nicht grundlos ein Kennwort aus Versehen zurück, so dumm sind sie wohl nicht – sie nutzen wahrscheinlich selber iPhones, und dürften die Funktionen kennen.

    Das ist eine miese Kampagne, um das Thema Verschlüsselung angreifen zu können. Sie wollen den Präzedenzfall haben.

  • Am 23. Februar 2016 um 2:37 von Judas Ischias

    Oh oh, PeerH,
    Dich kann man wirklich nicht ernst nehmen.
    Jetzt dem FBI Absicht und Strategie zu unterstellen, da kann man ja nur lachen.
    Beim FBI arbeiten Menschen, die auch mal Fehler machen.
    Da passiert so etwas schon mal.
    Ein Chirurg schneidet auch nicht mit Absicht das verkehrte Bein ab.
    Aber Du bist gewiss der einzige Mensch, der noch nie im Leben einen Fehler gemacht hat.;)
    Am Ende kann sich Apple sowieso nicht dagegen wehren, zur Not macht man schnell die erforderlichen Gesetze, die ALLE Hersteller zum Einbau einer Hintertür zwingen.
    Schließlich geht es um „böse Buben“, da lässt sich doch bestimmt schnell eine Mehrheit finden.
    Außerdem fände ich es witzig, wenn Cook behaupten würde, sie hätten alles probiert,
    aber es hätte nicht geklappt.;)
    Was dann wohl passiert?
    Gibt es in den USA Beugehaft?
    Wenn ja, würde man Cook tatsächlich einsperren?

  • Am 24. Februar 2016 um 7:38 von Jörg

    Neues Gesetz?. Wozu?. Die Aussagen des FBI sind billige Polemik. Die Entsperrung des Telefons ist für das Ermittlungsverfahren gegen die beiden Verdächtigen ohne Belang, da es nicht mehr zum Hauptverfahren kommen kann. Die mutmaßlichen Attentäter wurden bekanntlich auf der Flucht erschossen. Für zukünftige Verfahren sollte man beim FBI, bevor nach Backdoors verlangt, zunächst einmal den Besitzer des Telefons nach dem Passcode fragen: So etwas nennt sich Kooperation und kann sich strafmildernd auswirken.

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