Französische Regierung lehnt Hintertüren-Gesetz ab

Hersteller sollten eine Zugriffsmöglichkeit für den Fall einer richterlich genehmigten Ermittlung sicherstellen. Die zuständige Staatssekretärin nennt den Vorschlag der Opposition eine lobenswerte Idee. Aber sie "öffnet die Tür auch Akteuren mit weniger lobenswerten Absichten".

Für die sozialistische französische Regierung hat Staatssekretärin Axelle Lemaire einen Gesetzesvorschlag zurückgewiesen, der Behörden das Recht gegeben hätte, auch auf verschlüsselt gespeicherte Daten Verdächtiger zuzugreifen. Dies hätte Technikfirmen die Pflicht auferlegt, Hintertüren einzubauen, um eventuellen Zugriffsbegehren entsprechen zu können. Das berichtet Numerama.

Flagge Frankreich (Bild: ZDNet.de)Den Entwurf hatte die republikanische Abgeordnete Nathalie Kosciusko-Morizet als Ergänzung zum geplanten französischen Digitalgesetz vorgelegt, das unter anderem einen Rahmen für Netzneutralität und Datenschutz schaffen soll.

Der Vorschlag sollte Hardware-Hersteller zur Integration von Zugriffsmöglichkeiten verpflichten, für die eine richterliche Genehmigung in einem Strafverfahren nötig sein sollte. Dies ging Lemaire aber zu weit: Es handle sich um „eine Schwachstelle by design„. Das sei aber nicht Teil des geplanten Gesetzes. Außerdem teile der Vorschlag der Datenschutzbehörde CNIL eine neue Aufgabe zu. Vor allem aber schwächten Hintertüren die Gesellschaft als Ganzes. Private Daten seien dann gar nicht mehr geschützt.

„Selbst wenn die Idee lobenswert ist, öffnet sie die Tür auch Akteuren mit weniger lobenswerten Absichten, ganz abgesehen von möglichem Schaden für den Ruf von Firmen, die diese Schwachstellen einbauen müssen“, argumentierte die Staatssekretärin. Sie verwies dabei auf jüngste Ereignisse wie die vermutlich auf einen Geheimdienst wie die NSA zurückgehende Schwachstelle in Junipers ScreenOS, die 2012 eingebaut wurde und Zugriff auf Informationen gab. Außerdem nahm sie Bezug auf eine Entscheidung der Niederlande, Entwicklung, Verfügbarkeit und Nutzung von Verschlüsselung nicht zu schwächen, da sie für viele Firmen – etwa Banken – von großer Bedeutung seien.

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Kosciusko-Morizet nahm ihren Änderungsvorschlag daraufhin zurück, nicht ohne ihn noch einmal zu verteidigen. Er habe im Internet nur das möglich machen sollen, was eine Hausdurchsuchung für Privatgrundstücke sei. Ein Vergleich mit dem Hausschlüssel, den man ja auch nicht Behörden aushändige, sei daher unzulässig.

Nach den Anschlägen in Paris vom Januar und November 2015 hat die sozialistische Regierung unter François Hollande die Sicherheitsgesetze verschärft. Schon im Februar räumte sie sich etwa das Recht ein, Websites ohne Gerichtsbeschluss zu sperren.

[mit Material von Liam Tung, ZDNet.com]

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1 Kommentar zu Französische Regierung lehnt Hintertüren-Gesetz ab

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  • Am 18. Januar 2016 um 22:19 von Frank

    Schön, dass die Franzosen das des Bürgers auf Datenschutz nicht aushöhlen – ganz im Gegensatz zu den angelsächsischen Ländern (Five Eyes), die das ausschnüffeln zum Prinzip erklärt haben. Vordergründig natürlich ’niemals‘ bei den eigenen Bürgern, aber wenn dann doch der Partner-Geheimdienst die eigenen Bürder ausschnüffelt, ist es dann auch nicht schlimm.

    Danke, Frankreich, es gibt auch Regierungen, die angesichts des Terror nicht ihre Bürger ‚zum eigenen Schutz‘ einschnüren.

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