Uber erwägt Börsengang seiner chinesischen Tochter

Dies könnte eine Expansion vor Ort finanzieren. Uber ist bisher in 17 chinesischen Städten vertreten und erlebt dort stärkeres Wachstum als je in den USA. Die US-Zentrale hingegen gibt sich auf Unabhängigkeit bedacht und will einen Börsengang so lange wie möglich hinauszögern.

Uber Technologies erwägt, seine Tochterfirma Uber China an die örtliche Börse zu bringen. Mit privaten Investoren führe man ohnehin schon Gespräche, sagte China-CEO Liu Zhen gegenüber chinesischen Pressevertretern. Die Managerin ist seit 100 Tagen im Amt. Ihr Onkel Liu Chuanzhi hatte einst Lenovo gegründet.

Einen Bericht über eine zusätzliche Finanzierungsrunde zugunsten von Uber China brachte Mitte Juni erstmals die Financial Times. Bloomberg schreibt nun, das Unternehmen versuche, so an eine Milliarde US-Dollar zu kommen. Eine maßgebliche Rolle sei Baidu zugedacht, das bisher schon zu den Uber-Investoren zählte.

Liu wollte keine Einzelheiten zu möglichen Finanzierungsmodellen nennen, verwies aber auf Pläne, weitere Dienste nach China zu bringen – etwa UberPool, das ähnlich wie traditionelles Carsharing funktioniert. Uber wird bisher in 17 chinesischen Städten angeboten.

„Unsere Fahrer schaffen fast eine Million Fahrten täglich, und dieses Geschäft hat sich im letzten Monat verdoppelt“, schrieb Uber-CEO Trevor Kalanick im Juni über China. Vier der zehn größten Städte in Ubers Statistik der Fahrten pro Tag lägen inzwischen in China. Das Wachstum sei ein größeres, als es New York City jemals aufgewiesen habe.

„Um es offen zu sagen, China stellt eine der größten ungenutzten Chancen für Uber dar, potenziell größer als die USA. Erfolg in China erfordert aber langfristiges Engagement und einen starken Willen, in Kombination mit einem ungewöhnlichen Verständnis für die Unterschiede dort“, formulierte Kalanick, der nach eigenen Angaben ins Tagesgeschäft eingebunden ist. Deshalb plane Uber, dieses Jahr 7 Milliarden Yuan (etwa eine Milliarde Dollar) in China zu investieren. Das schließe aber keine Übernahmen ein, betont Kalanick. „China ist die Nummer eins auf Ubers Prioritätenliste weltweit.“

Die US-Konzernmutter hatte im Februar eine Series-E-Finanzierungsrunde abgeschlossen, die 2,8 Milliarden Dollar brachte. Der zugrunde liegende Firmenwert waren 41,2 Milliarden Dollar. Von einem Börsengang will man dort allerdings vorerst nichts wissen. Ein Sprecher sagte Bloomberg, Kalanick ziehe es vor, das Unternehmen so lange wie möglich privat zu halten. Dies schließe eine Börsennotierung in China aber nicht aus.

„Natürlich besteht die Möglichkeit, dass Uber China – ein eigenständiges Unternehmen – zu irgendeinem zukünftigen Zeitpunkt an chinesischen Börsen notiert werden wird … aber wie Travis immer klar gesagt hat, profitieren Investoren in vielfacher Weise, wenn Uber ein Privatunternehmen ist – vor allem von der Freiheit, langfristige Wetten einzugehen“, sagte der Sprecher.

Kalanick sagte im Juni aber auch über den chinesischen Markt, Probleme gebe es genügend. So hätten sich die beiden größten Konkurrenten in diesem Jahr zusammengeschlossen und „die Angebotspalette unseres Kernprodukts geklont“, erklärte Kalanick, ohne Didi Kuaidi namentlich zu nennen. Auch seien Konten von UberChina bei Tencents Social Network WeChat gesperrt und Taxifahrer bestochen worden, um gegen Uber zu protestieren. „Bisher hat keines dieser Manöver unser Wachstum aufhalten können.“

Im April wurden zwei Uber-Niederlassungen in China von Behörden durchsucht, wie örtliche Medien berichten. Mitarbeiter wurden vernommen und am 30. April in der Uber-Zentrale in Guangzhou auch über 1000 iPhones beschlagnahmt. Die Regierung hat private Mitfahrdienste schon früher als illegal eingestuft. Wie in Deutschland sind es zudem die Taxifahrer, die gegen die billige, nicht zugelassene Konkurrenz aufbegehren. Der Fahrdienstvermittler liegt auch in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Spanien im Streit mit Behörden.

[mit Material von Eileen Yu, ZDNet.com]

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