Nokia-CEO: Vielleicht verkaufen wir Here nicht

Rajeev Suri erklärt nun, es gebe "beträchtliches Interesse", und Nokia benötigte "mehr Zeit". "Am Ende werden wir möglicherweise überhaupt nicht verkaufen, wenn der Preis nicht stimmt." Nokia hatte zunächst einen Wert von 2 Milliarden Euro angesetzt. Inzwischen stehen 4 Milliarden Dollar im Raum.

Nokia-CEO Rajeev Suri pokert in der Suche nach „strategischen Optionen“ für die Kartensparte Here. Der Zeitschrift European Communications sagte er Ende vergangener Woche, es gebe „beträchtliches Interesse“, und Nokia benötigte „mehr Zeit“. „Am Ende werden wir möglicherweise überhaupt nicht verkaufen, wenn der Preis nicht stimmt.“

Logo Nokia Here (Bild: Nokia)„Wir machen [diese strategische Überprüfung], weil sich das Unternehmen stärker auf Netzwerke fokussieren wird“, erklärte Suri auch. Für jede Sparte werde überprüft, ob sie sich noch in die langfristige Strategie einfügt. Im vergangenen Jahr hatte sich Nokia von seinem Kerngeschäft mit Mobilfunkgeräten getrennt, das samt dem damaligen CEO Stephen Elop für 5,44 Milliarden Dollar an Microsoft ging.

Als Nokia nach der Ankündigung des Kaufs von Alcatel-Lucent Mitte April auch mitteilte, Here stehe zum Verkauf, nannte es einen geschätzten Wert der Kartensparte von 2 Milliarden Euro, obwohl es selbst 2008 noch 8,1 Milliarden Dollar für den US-Kartenanbieter Navteq zahlte, aus dem Here hervorgegangen ist. Anschließend zeichnete sich aber ein Wettbieten ab. Der Fahrdienst Uber soll beispielsweise drei Milliarden Dollar geboten haben; ein späterer Bericht ging von bis zu vier Milliarden Dollar aus, die Uber zusammen mit dem chinesischen Baidu aufbringen wolle.

Weitere Bietergruppen sind dem Vernehmen nach einmal die deutschen Autobauer Audi, BMW und Mercedes und zweitens die chinesische Tencent Holdings, NavInfo sowie der schwedische Buyout-Spezialist EQT Partners AB. Eine dritte Gruppe soll Microsoft zusammen mit drei US-Investoren enthalten. Eine unklare Rolle spielt Facebook, das kürzlich Heres Kartenmaterial in Lizenz nahm – zwar testweise, aber mit dem ausgesprochenen Ziel, seine Kartennutzung „zu vereinheitlichen“.

Nokia Here bietet aktuelles Kartenmaterial für 196 Länder und Live-Traffic-Informationen für 41 Länder. Zu seinen Kunden zählen unter anderem Amazon, Outdoor-Navigationsspezialist Garmin und Oracle. Im Quartal bis 31. März 2015 war Heres Material zudem für 3,6 Millionen neue Fahrzeuge in Lizenz genommen worden – ein Anstieg gegenüber dem Vorjahresquartal um 29 Prozent. Die Sparte wies 194 Millionen Euro Nettogewinn aus (plus 21 Prozent).

[mit Material von Don Reisinger, News.com]

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1 Kommentar zu Nokia-CEO: Vielleicht verkaufen wir Here nicht

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  • Am 27. Mai 2015 um 5:14 von osCar

    Der Witz war gut! Elop kam von Microsoft und ging wieder zu seinem verbrecherischen Mutterhaus aka Microsoft zurück, als er deren bösartigen Pläne „erfolgreich“ verrichtet hatte und Nokia mit Windows Phone endgültig aus dem Mobilfunkmarkt befördert hat. Es war von Anfang abzusehen, dass Windows Phone ein erfolgloser Flop bleiben wird. Und das ist es bis heute geblieben.
    Es ist schade um die ganzen guten Nokia-Geräte, die wir mit einem anderen Betriebssystem hätten haben können. Aber so ist der Lauf der Dinge.
    Nokia soll here behalten. Wer weiss, was sie in Zukunft noch für Wege einschlagen. Plötzlich ist ein guter Kartendienst wieder nützlich. Gerade als Netzwerkausrüster könnten sie selbst Karten ins Netz einspeisen und diese z.B. kostenlos und leicht werbefinanziert weltweit direkt auf Endgeräte bringen – ganz ohne wahnsinniges Datenroaming, das einen finanziell ruinieren kann.

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