Bitkom: Jeder vierte Start-up-Gründer erwägt einen Börsengang

Für knapp die Hälfte ist solch ein Schritt bisher kein Thema, um sich das notwendige Kapital für Wachstum zu verschaffen. 13 Prozent schließen einen Börsengang sogar aus. Die Deutsche Börse startet im Juni ein Programm, um Start-ups und Investoren zusammenzubringen.

Viele Start-up-Gründer in Deutschland halten einen Börsengang für eine gute Möglichkeit, sich das notwendige Kapital für Wachstum zu beschaffen. Mehr als jeder vierte Gründer (28 Prozent) hält einen Börsengang für das eigene Start-up in Zukunft für denkbar. Für jeden Zweiten (49 Prozent) ist das aktuell noch kein Thema, und 13 Prozent schließen den Gang aufs Parkett aus. Jeder zehnte Gründer hat sich noch keine Gedanken über einen Börsengang gemacht. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter 227 Gründern von IT- und Internet-Start-ups.

(Bild: Shutterstock)„Es ist erfreulich, dass deutsche Start-up-Gründer ihre unternehmerische Zukunft ambitioniert planen“, kommentiert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Statt ihr Unternehmen in einer frühen Phase zu verkaufen, wird eher auf Wachstum und internationale Expansion gesetzt.“

Erfolgreiche Beispiele dafür sind dem Branchenverband zufolge die Börsengänge von Rocket Internet und Zalando. Der Online-Händler Zalando und die Start-up-Schmiede Rocket Internet waren im Herbst vergangenen Jahres an die Börse gegangen. Nach einem verhaltenen Start legten die Aktien zeitweise deutlich an Wert zu. Der Kurs der Rocket-Internet-Aktie steht aktuell bei knapp 45 Euro und damit etwa 20 Prozent über der Erstnotierung. Zalandos Aktie startete mit 22 Euro und notiert derzeit bei rund 28 Euro. Mit windeln.de plant ein weiteres deutsches Start-up in dieser Woche sein Börsendebüt.

„Ein Börsengang ist aber immer noch die große Ausnahme, die Wachstumsfinanzierung bleibt für Start-ups hierzulande das größte Problem“, so Rohleder. Er begrüßt daher die Pläne der Deutschen Börse, mit dem neuen Programm „Deutsche Börse Venture Network“ ab Juni Start-ups und Investoren zusammenzubringen. Damit würden Finanzierungen eines Volumens von 1 bis 100 Millionen Euro ermöglicht. „Neben der reinen Finanzierung wird auf diese Weise aber auch ein Netzwerk etabliert, in dem sich Gründer und Investoren austauschen und voneinander lernen können“, sagte Rohleder.

Bereits zum wiederholten Mal erfolgreich Investoren gefunden hat der Kreditmarktplatz Lendico, der sich in einer weiteren Finanzierungsrunde nochmals über 20 Millionen Euro sicherte. Das Geld stammt von den bisherigen Unterstützern Rocket Internet, Access Industries und HV Holtzbrinck Ventures sowie dem neuen Investor Arrowgrass, der in seinem Heimatland Großbritannien schon an einem ähnlichen Unternehmen beteiligt ist. Es soll in die internationale Expansion sowie in Technologie und die „Entwicklung des Teams“ fließen.

Lendico hat zum Ziel, Banken bei der Kreditvergabe an Privatpersonen sowie an Unternehmen überflüssig zu machen. Nach im Frühjahr bekannt gewordenen Schwierigkeiten, die auch die Schließung einiger internationaler Standorte zur Folge hatten, will das 2013 gegründete Start-up nun wieder durchstarten. Nach eigenen Angaben kann es mehr als 200.000 Nutzer vorweisen. Das angefragte Kreditvolumen liegt bei über einer Milliarde Euro. Wichtigster Mitbewerber in Deutschland sind Smava und Auxmoney, die zuletzt 16 Millionen Dollar beziehungsweise Euro Wagniskapital erhielten. International konkurriert Lendico mit Zopa in Großbritannien und dem US-Pionier Lending Club, der 2014 sogar an die Börse gegangen war.

[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]

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