EU startet Kartelluntersuchung zu E-Commerce

Es geht um die Beseitigung von Hemmnissen beim grenzüberschreitenden Online-Handel. Als Beispiele nennt die neue Wettbewerbskommissarin hohe Versandkosten und unterschiedliche Verbraucherpreise in den Mitgliedstaaten. Maßnahmen gegen einzelne Anbieter schließt sie nicht aus.

Die Europäische Union plant einem Bericht der Agentur Reuters zufolge eine Kartelluntersuchung im Bereich E-Commerce. Ziel ist es demnach, Hemmnisse beim grenzüberschreitenden Online-Handel zu beseitigen. Die Untersuchung könne auch zu Maßnahmen gegen einzelne Firmen führen, die vorsätzlich den Online-Handel blockieren.

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Die neue Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager erklärte, sie habe sich zu der Untersuchung entschieden, weil solche Hürden das Wachstum von Online-Verkäufen behinderten. Zwar habe die Hälfte der Verbraucher in der EU im vergangenen Jahr Waren im Internet gekauft, aber nur 15 Prozent hätten ein Produkt in einem anderen EU-Land bestellt. Grund dafür seien Sprachprobleme, unterschiedliche Rechtsgrundlagen und wettbewerbsfeindliches Verhalten.

„Es ist höchste Zeit, die verbliebenen Schranken im E-Commerce zu beseitigen, das ein wichtiger Teil eines echten einheitlichen digitalen Markts in Europa ist“, sagte Vestager dem Bericht zufolge am Donnerstag auf einer vom Bundeskartellamt organisierten Konferenz. „Wir hoffen, Mitte 2016 vorläufige Ergebnisse zu erhalten. Es ist eine lange Zeit bis dahin, aber das zeigt den Umfang der Untersuchung.“ Die EU-Kartellbehörde werde nun an die einzelnen Mitgliedstaaten und auch an einige Firmen Fragebögen verschicken.

Tags zuvor hatte die EU-Kommission laut Reuters bereits Vorschläge vorgelegt, um Hemmnisse beim Online-Handel zu beseitigen und das Wachstum der digitalen Wirtschaft zu fördern. Als Beispiele werden darin hohe Versandkosten ins Ausland und unterschiedliche Verbraucherpreise in den EU-Staaten genannt.

Anfang der Woche hatte die EU bestätigt, dass sie am 10 März erneut „unangekündigte Durchsuchungen in mehreren Mitgliedstaaten“ durchgeführt hat, und zwar „in den Räumlichkeiten einer Anzahl von Firmen, die Heimelektronik und elektrische Produkte für Heimanwender online vertreiben.“ Ihnen werden Verstöße gegen EU-Kartellregeln vorgeworfen, die „wettbewerbswidrige Absprachen oder gemeinschaftliche Praktiken untersagen.“

Vestager zufolge richtet sich die Untersuchung nicht gezielt gegen US-Firmen, die zu den wichtigsten Anbietern im Bereich E-Commerce zählen. „Es ist keine Frage der Nationalität, sondern eine Frage des Verhaltens“, ergänzte Vestager.

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2 Kommentare zu EU startet Kartelluntersuchung zu E-Commerce

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  • Am 27. März 2015 um 8:44 von Amba Merlinson

    Einen wichtigen Punkt hat die Dame u.a. vergessen:
    Unterschiedliche Garantie-Bedingungen.
    Ausserdem finde ich es angebracht auch bei meinem lokalen Händler zu kaufen wenn ich mir schon ein erklärungs-bedürftiges Gerät eine Stunde von ihm erklären lasse. Nebenbei gesagt kann der auch ziemlich nahe an die Internet-Preise gehen.
    Wenn ich bei ihm kaufe tue ich sogar noch was für das örtliche Gemeinwohl.
    Er kann leben und Steuern zahlen.

    • Am 27. März 2015 um 13:41 von Judas Ischias

      Gegen die unterschiedlichen Garantie-Bedingungen ist ja noch nicht mal was zu sagen. Wenn ein Hersteller von der Qualität seines Produktes voll überzeugt ist und z.B. 5 Jahre Garantie auf seinen Mixer geben will, dann finde ich es absolut in Ordnung.
      Denn auch durch solche Dinge kann man sich gut von der Konkurrenz abheben.

      Wogegen ich eher dafür wäre, eine einheitliche Gewährleistung einzuführen.
      Zumindest für die EU-Länder, eventuell beschränkt auf die Länder mit dem Euro.

      Und das mit den lokalen Händlern kann ich nur bestätigen.
      Die können sehr wohl auch in die Nähe der Internet-Preise gehen und wenn er doch noch etwas teurer ist,bekomme dafür ich in der Regel noch eine Beratung vor Ort und kann bei Problemen schnell mal zu dem Händler.
      Und das ist mir der eventuelle, etwas höhere Preis dann wert.

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