Silk-Road-Prozess: Ross Ulbricht will nicht der Chef gewesen sein

Er plädiert auf unschuldig. Seinem Anwalt zufolge hat er Silk Road zwar gegründet, es ist ihm aber über den Kopf gewachsen, weshalb er die Kontrolle abgab. Die Staatsanwaltschaft will durch Zeugen das Gegenteil nachweisen. Ihr zufolge hat Ulbricht auch versucht, sechs Morde in Auftrag zu geben.

Im gestern eröffneten Prozess um den Darknet-Marktplatz Silk Road, hat der Angeklagte Ross William Ulbricht über seine Rechtsvertreter eine Erklärung abgegeben. Er sei nicht wie von der Anklage behauptet Betreiber des Umschlagplatzes für Drogen, Waffen und Hackerdienste gewesen, sondern nur ein „Sündenbock“, der die Kontrolle über das „wirtschaftliche Experiment“ anderen übergab, als er merkte, dass es seine Fähigkeiten überstieg. Erst direkt vor der Schließung durch die US-Behörden habe er wieder übernommen.

Silk Road war im September 2013 beschlagnahmt worden. (Screenshot: News.com)

Dies berichtet diverse US-Medien, darunter Wired und Bloomberg. Letzteres Angebot zitiert Ulbrichts Anwalt Joshua Dratel wörtlich: „Ross war kein Drogendealer, Ross war kein Drahtzieher, Ross war kein Teil einer derartigen Verschwörung.“ Ulbricht erklärte sich für nicht schuldig. Ihm droht eine lebenslange Gefängnisstrafe, falls er schuldig gesprochen wird.

Der Anklage zufolge nannte sich Ulbricht Dread Pirate Roberts, wie der Antagonist in Film und Buch „The Princess Bride“. Der 30-Jährige forderte demnach einen Anteil an jeder Transaktion auf der Plattform, was ihm Millionen einbrachte. „Seine Idee war es, Drogenhandel so einfach wie Online-Shopping zu machen, und genau das hat er auch umgesetzt“, sagte Staatsanwalt Timothy Howard laut Ars Technica.

Silk Road wurde 2011 gegründet. Mediale Bekanntheit erlangte es dadurch, dass dort mit Bitcoin bezahlt werden konnte, als die virtuelle Währung noch wenig bekannt war. Es wurde 2013 vom FBI geschlossen und Ulbricht festgenommen.

Als die Staatsanwaltschaft im Februar 2014 entschied, Anklage gegen Ulbricht zu erheben, nannte sie einige Ermittlungsergebnisse. Ihr zufolge nutzten mehr als 100.000 Menschen den Marktplatz. Zum Zeitpunkt der Schließung habe es dort 13.000 Angebote für Drogen gegeben, darunter Cannabis, Ecstasy, Opiate, psychedelische Drogen und Stimulanzien. Ihr Manager sei Ulbricht gewesen, der ein Team von zehn Mitarbeitern leitete.

Staatsanwalt Howard zufolge gibt es dafür einen – noch nicht namentlich bekannten – Zeugen, einen Freund von Ulbricht, dem gegenüber dieser mit seinem Projekt renommierte. „Er zeigte ihm Silk Road und gab damit an, der Drahtzieher dahinter zu sein.“ Die Staatsanwaltschaft will außerdem nachweisen, dass Ulbricht sechs Morde in Auftrag gab, die aber alle nicht ausgeführt wurden.

Den Vorsitz hat US-Bundesbezirksrichterin Katherine Forrest aus New York. Sie erwartet, dass die Verhandlungen bis zu sechs Wochen dauern. Ob Ulbricht selbst die Aussage verweigern wird, ist noch unbekannt.

[mit Material von Seth Rosenblatt, News.com]

Themenseiten: Bitcoin, E-Commerce, Federal Bureau of Investigation (FBI), Gerichtsurteil

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1 Kommentar zu Silk-Road-Prozess: Ross Ulbricht will nicht der Chef gewesen sein

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  • Am 16. Januar 2015 um 19:46 von AmbaMerlinson

    Ich wünsche ihm ein erfolgreicheres „wirtschaftliches Experiment“ im Knast.

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