iTunes-Chef: Wir haben den iPod nur gegen Hacker verteidigt

Die digitale Rechteverwaltung war demnach eine Forderung der Musikindustrie. Sie drohte Cue zufolge nach jedem Hack von FairPlay mit dem Abzug ihrer Songs aus dem iTunes Store. Dritte wie Microsoft seien zudem an der Implementierung von FairPlay gescheitert.

Im Kartellprozess um Apples in iTunes und iPods integrierte digitale Rechteverwaltung FairPlay hat gestern iTunes-Chef Eddy Cue ausgesagt. Ihm zufolge hat Apple die Nutzung von Songs aus anderen Quellen als dem iTunes Store verhindert, um den iPod vor Hackern zu schützen. Die Maßnahme sei auch notwendig gewesen, um das damals erst aufkeimende Musikgeschäft voranzubringen.

iTunes (Bild: Apple)„Steve war jedes Mal sehr verärgert, wenn wir gehackt wurden“, sagte Cue. „Wenn ein Hack passiert war, mussten wir stets in einem bestimmten Zeitraum den Hack beseitigen, oder die Labels hätten ihre gesamte Musik aus dem Store zurückgezogen.“ Ohne die Abschottung wäre Apple niemals im Musikgeschäft so erfolgreich gewesen, ergänzte Cue.

Cue war nicht nur am Launch des iTunes Store beteiligt, er war auch dafür verantwortlich, dass die Rechteverwaltung FairPlay den Vorgaben der Musikindustrie entsprach und regelmäßig aktualisiert wurde, um Apples System und auch die Beziehung zu den Labels zu schützen. Dafür versah FairPlay Songs mit einer Art digitalem Wasserzeichen, das verhinderte, dass Songs aus anderen Quellen auf iPods wiedergegeben wurden und dass sich Songs aus dem iTunes Store auf anderen MP3-Playern als iPods nutzen ließen.

Die von Real Networks entwickelte Software Harmony war jedoch zwischenzeitlich in der Lage, Apples Fairplay auszuhebeln und ermöglichte die Wiedergabe von im iTunes Store gekauften Songs auf anderen Geräten als iPods. Mindestens zwei iTunes-Updates von Apple waren laut Klageschrift speziell darauf ausgerichtet, diese Hintertür zu schließen.

Die Kläger werfen Apple deswegen vor, mithilfe von FairPlay Mitbewerber behindert zu haben, vor allem, als die Musikindustrie versucht habe, digitale Downloads auch außerhalb des iTunes- und iPod-Ökosystems zu verkaufen. Apple habe erst entschieden, nicht interoperabel mit den Systemen der Konkurrenz zu sein, nachdem es eine dominante Marktposition erreicht habe, sagte die Kläger-Anwältin Bonny Sweeney am Donnerstag.

Cue wies diese Anschuldigung zurück. „Nein, wir haben von Anfang darüber nachgedacht, das DRM zu lizenzieren“, sagte Cue. Die Lizenzierung sei nach Ansicht von Apple eine Möglichkeit gewesen, den Markt zu vergrößern und schneller zu wachsen. „Wir haben aber keinen Weg gefunden, es umzusetzen, und dass es zuverlässig funktioniert.“ Unter anderem sei Microsoft „kläglich“ gescheitert, als es versucht habe, FairPlay zu implementieren. „Sie haben versucht, eine Rechteverwaltung aufzubauen, die sie lizenzieren können. Manchmal hat sie funktioniert, und manchmal nicht.“

Microsoft hatte zu dem Zeitpunkt mit Windows Media Audio (WMA) ein eigenes Format, das mit dem von Apple verwendeten MP3-Format konkurrierte. Seine eigene Rechteverwaltung stellte Redmond zudem Dritten zur Verfügung. Cue zufolge hatte Microsoft durch seinen großen Anteil am PC-Markt einen Vorteil. Apple habe sich nur wegen seiner Strategie durchgesetzt. „Wir haben unseren Kurs beibehalten. Wir haben wieder entschieden, dass das, was wir machen, besser ist“, ergänzte Cue.

Er betonte aber auch, dass die Musikindustrie und nicht Apple auf eine DRM-Technologie bestanden habe. Erst als sie festgestellt habe, dass iTunes erfolgreich ist, sei sie von ihrer Forderung abgewichen. Aber selbst dann habe die Musikbranche noch versucht, die Nutzung digitaler Musik durch Verbraucher einzuschränken.

„Die Kläger in diesem Fall beziehen sich auf eines der aggressivsten Argumente des Wettbewerbsrechts – dass ein Unternehmen tatsächlich die Pflicht hat, Wettbewerben die Nutzung des Firmeneigentums zu gestatten“, zitiert CNET aus einer E-Mail des Kartellrechtsexperten David Olson von der Boston College Law School. „Das Gericht kann natürlich die Vergangenheit nicht ändern, aber wenn es feststellt, dass Apple die Verpflichtung hatte, sich mit der Konkurrenz zu beschäftigen, und dagegen verstoßen hat, indem es sie ausschloss, kann den Klägern eine Entschädigung in bis zu dreifacher Höhe ihres Schadens zugesprochen werden.“ Die von den Klägern geforderten 350 Millionen Dollar könnten sich also auf bis zu einer Milliarde Dollar erhöhen.

[mit Material von Nick Statt, News.com]

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Neueste Kommentare 

6 Kommentare zu iTunes-Chef: Wir haben den iPod nur gegen Hacker verteidigt

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  • Am 5. Dezember 2014 um 14:16 von Otx

    Apple verwendet kein minderwertiges mp3 Format. Statt dessen wird der Advanced Audio Codec vom Frauenhofer Institut verwendet. Containerformat ist MPEG4. MPEG 3 besser MPEG1 Layer 3 ist ein veraltetes Format mit einer schlechteren Qualität als das von Apple verwendete bei gleicher Bitrate. Das liegt an der Verarbeitung der Audiodaten.

    • Am 5. Dezember 2014 um 17:07 von punisher

      „Minderwertiges mp3 Format“ sagt schon alles, wobei es natürlich immer besser geht ;)

    • Am 7. Dezember 2014 um 2:25 von C

      MP3 wurde in großen Teilen vom Frauenhofer Institut entwickelt…

      MP3 wurde seinerzeit gezielt zur Speicherplatz-Reduktion entwickelt. Wer aber unterschiedlich konzipierte Formate vergleicht, so wie Äpfel & Birnen, der ist natürlich ein Experte, weil das Apfel-Logo auf seinen Maschinen prangt, oder wie war Dein Statement sonst zu verstehen?

  • Am 7. Dezember 2014 um 2:40 von C

    Eddy Cue & Apple lügen.

    Der Apfel hat gezielt – von anderen Musik Stores – gekaufte & auf dem iPod abgelegte Musik-Dateien auf dem Gerät gelöscht. Und das zu einem Zeitpunkt, als der Apfel bereits Markt-beherrschend war. Von daher ist das Kartell-rechtlich relevant.

    Wenn der Apfel alles was nicht von ihm selbst stammt als „Hacker Versuch“ interpretiert, dann hätte er die Kunden VOR dem Kauf informieren müssen. Hat er aber nicht.

    Stattdessen gab man an, dass man bestimmte Standard-Formate abspielen konnte. Nur hat man den Zusatz vergessen, dass diese zwar Standards entsprechen, jedoch zwingend beim Apfel zuvor zu kaufen waren (DRM).

    Mein Gerät gehört mir. Da speichere Ich Dateien in Standard-Formaten. Das hat den Geräte-Hersteller nicht zu interessieren, wo Ich diese Dateien her habe. Wenn nötig, soll er einen Viren-Scanner Schutz optional anbieten wenn sein System unsicher ist. Von daher war & bin Ich kein Apfel-Kunde. Auch nicht in Zukunft.

    Und – der iPod sowie die Idee zum Musik Store stammen von Briten Ken Kramer. Nur weil der kein Geld zur Patent-Verlängerung hatte konnte der Apfel seinerzeit seine Ideen legal und lizenzfrei nutzen & erfolgreich vermarkten. Das iPod Design ist 1:1 von Kramers Patent-Schriften vom Apfel abgekupfert.

    So ihr Apfel-Trolle, glaubt weiter an das Gute im Apfel und lasst euch weiter bevormunden. Übrigens: der Apfel schreibt bei OS-X & Firefox Nutzung alle eure Tasten-Anschläge mit. Dient natürlich nicht der Daten-Sammlung sondern der Sicherheit, damit es Hacker bzw. die NSA noch sicherer & einfacher haben euch Schaden zuzufügen…

    • Am 8. Dezember 2014 um 9:39 von Kurze Beine

      Oh Herr, mein täglich unqualifiziertes Apple Bashing gib mir heute … oops … Das ging aber schnell! Danke! ;-)

      Wenn Du das Geschriebene wirklich glaubst, scheinst Du ein echtes Problem zu haben. Es klingt arg verbittert. ;-)

      Aber gut, dass Du als einziger Lügen erkennen kannst – nur offensichtlich schreibst Du gerne bezüglich Apple jenseits der Wahrheit. Peinliche Sache. ;-)

      • Am 8. Dezember 2014 um 12:34 von C

        @Namenlosen

        Wenn man Apple mit Tatsachen & Fakten kritisiert ist das Apple-Bashing?

        Du scheinst in einer rosaroten Apfel-Welt zu leben…
        Komm auf die Realität zurück, oder beweis mir bitte eine angeblich falsche Aussage von mir mit Fakten, nicht mit von Dir erfundener Apfel-Prosa und Halbwahrheiten…

        Im übrigen:
        Dass Du Dich weigerst, einen spezifischen Nick-Namen einzusetzen zeigt bereits Deine Intension: verschleiern, verstecken, lügen.
        Ganz dem großen Vorbild…
        So muss man sich später seine eigene Aussagen nicht vorhalten lassen, gell?

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