FireEye: Cyberkriminelle betreiben Insiderhandel mit Aktien

Sie nutzen Social Engineering und betten VBA-Makros in Dokumente ein, um an Zugangsdaten zu kommen. So verschaffen sie sich börsenrelevante Informationen vorab. Seit Mitte 2013 wurden vermutlich rund 100 Firmen ausspioniert.

FireEye berichtet über ein neues Betätigungsfeld von Cyberkriminellen: Insiderhandel mit Aktien. Eine Gruppe namens FIN4 verschafft sich in fremden Computernetzen vertrauliche Informationen, die ihm einen Wissensvorsprung an der Börse verschaffen und zu Gewinnen verhelfen, die sonst schwer möglich wären. Dem Report zufolge handelt es sich offenbar um Hacker mit englischer Muttersprache.

Hacker (Bild: CNET.com)

Für FireEye kommentiert Vizepräsident Dan McWorther: „Dass Angriffe genutzt werden könnten, um vorteilhaft mit Aktien zu handeln, galt lang als Sorge, wurde aber nie wirklich beobachtet. FIN4 ist die erste Gruppe raffinierter Angreifer, die wir entdeckt haben, die systematisch nur an der Börse nutzbare Informationen sammelt.“

Besonders interessiert sei FIN4 an „bevorstehenden Marktkatalysatoren“, also allen Daten, die eine schnelle Reaktion oder einen Umschwung hervorrufen können – beispielsweise Übernahmen und Zusammenschlüsse, Quartalsmeldungen oder geänderte Prognosen. Wer solche Informationen vor der Allgemeinheit erhält, kann die Reaktion des Markts absehen und davon profitieren.

Um an solche Informationen zu kommen, zielt FIN4 besonders auf E-Mails der Geschäftsführung ab, der Rechtsabteilung und von Compliance-Experten – sowie sonstiger mutmaßlich an vertraulichen Gesprächen Beteiligter. Gewöhnliche Malware meidet die Gruppe. Stattdessen setzt sie auf Social Engineering und nutzt Dokumente als Waffen. Oft bettet sie beispielsweise Visual-Basic-Makros in Office-Dokumente ein, die dann falsche Authentifizierungsabfragen generieren. So kann sie Zugangsdaten stehlen.

FireEye vermutet, dass die Mitglieder von den USA oder Europa aus arbeiten. Sie verwenden umgangssprachliches Englisch und kennen sich offenbar gut mit Abläufen in Firmen, Börsengesetzgebung und Compliance-Anforderungen aus. Das verraten die von ihnen erstellten Dokumente. Ihre Identität verbergen sie durch Nutzung von Tor.

Auch glaubt FireEye, dass seit Mitte 2013 ungefähr 100 Firmen auf diese Weise ausspioniert wurden. Zwei Drittel davon stammen aus den Branchen Medizin und Pharmazeutika. Das könnte daran liegen, dass hier der Verlauf von Tests, Gesetzesänderungen und rechtliche Fragen vergleichsweise starke Kursschwankungen nach sich ziehen.

[mit Material von Charlie Osborne, ZDNet.com]

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