Smart Home: Panasonic baut Musterstadt

Klimaanlage und Sonnenkollektoren lassen sich per Smartphone regeln und überwachen. Apps gibt es auch für Carsharing, den Austausch mit den Nachbarn und die Steuerung der Beleuchtung. Zur Fertigstellung 2018 sollen dort 3000 Menschen wohnen.

Panasonic hat eine Musterstadt mit zunächst etwas über hundert Haushalten eingeweiht, die als Testlabor für umweltfreundliche Technik ebenso wie Connected Home dienen soll. Die Ansiedlung trägt den Namen Fujisawa Sustainable Smart Town und liegt südwestlich der japanischen Hauptstadt Tokio an der Küste. Bis 2018 soll sie fertiggestellt werden und dann rund 3000 Menschen aufnehmen.

Der Konzern nutzt für sein Experiment 19 Hektar Boden, auf dem er früher in einer Fabrik Fernseher und Kühlschränke herstellte. Heute finden sich dort Häuser mit Sonnenkollektoren auf den Dächern rund um einen zentralen Platz mit einer riesigen Sonnenuhr und einem Gemeinschaftsgebäude.

Das Projekt stemmt Panasonic nicht allein, sondern in Partnerschaft mit 18 weiteren Firmen, darunter solche aus dem Technikbereich, Banken und Stromversorger. Das Ziel ist es, die CO2-Emissionen gegenüber dem Referenzjahr 1990 auf nur noch 70 Prozent zu drücken, den Wasserverbrauch gegenüber 2006 um 30 Prozent zu senken und 30 Prozent erneuerbare Energie zu nutzen. Als Fernziel stellen die Initiatoren sich CO2-neutrales Wohnen vor.

Die ersten Bewohner sind schon zu Jahresanfang eingezogen. Ihr Einverständnis, dass Panasonic zahlreiche Daten sammelt und für die Verbesserung seines Konzepts nutzt, ist natürlich die Voraussetzung.

In den Häusern finden sich diverse Panasonic-Geräte, darunter ein Kontroll-Panel für die Energieverwaltung, das Sicherheitssystem und die Beleuchtung. Ein abgetrenntes Stromnetz mit einem Notstromaggregat garantiert bis zu drei Tage Stromversorgung selbst im Katastrophenfall, wenn das öffentliche Netz zusammenbricht, wie zuletzt 2011 bei einem Erdbeben der Fall.

In den Häusern selbst gibt es Brennstoffzellen und Lithium-Ionen-Akkus, die von Solarkollektoren gesammelten Strom bis zur Verwendung speichern können. Die Solarstromerzeugung lässt sich per Tablet-Software nachvollziehen – einschließlich der Erlöse durch Stromverkauf an die Netzbetreiber. Auch die Klimaanlage wird per Smartphone geregelt.

In der Hausbeleuchtung ebenso wie in den Straßenlaternen kommen LEDs zum Einsatz. Außerdem schalten sich die mit einer Bewegungserkennung versehenen Straßenlampen ab, wenn sie nicht benötigt werden.

Über den Panasonic-Fernseher im Haus besteht außerdem Zugriff auf ein Community-Portal, wo sich etwa ein Veranstaltungskalender findet, aber auch Statistiken zum Energieverbrauch der gesamten Siedlung. Hier kann man auch die gemeinsamen Elektroautos und -fahrräder buchen oder auf die Sicherheitskameras der Sustainable Smart Town zugreifen. Für den Austausch zwischen den Bürgern ist zuletzt noch eine Mobil-App im Angebot.

[mit Material von Matthew Broersma, TechWeekEurope.co.uk]

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Themenseiten: Green-IT, IoT, Panasonic, Smart Home

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3 Kommentare zu Smart Home: Panasonic baut Musterstadt

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  • Am 2. Dezember 2014 um 7:56 von hugo

    Hoffentlich wird hier auch proaktiv erforscht wie man solche Anlagen gegen Hacker, Trojaner u.s.w. absicher kann und eventuell auf ein manuelles Notfallprogramm umschalten kann. Die bisherigen SmartHomegeräte haben den Sicherheitsaspekt total verschlafen und verweisen nur darauf, das das hacken ja ungesetzlich ist.

    • Am 2. Dezember 2014 um 9:37 von Hans im Glück

      Berechtigter Einwand! wenn es möglich ist mit ein paar Klicks diese Stadt lahmzulegen oder persönliche Daten abzugreifen, würde ich dort nicht einziehen wollen.
      Auf dem Stand, auf dem die meisten SmartHome Geräte heute sind, kommt mir sowas nicht ins Haus.

      • Am 2. Dezember 2014 um 10:32 von hermannk

        @hugo und @Hans im Glück

        Zugestimmt, die aktive Beeinflussung einer Hausautomatisierung ist eine große Gefahr, die stark meist unterschätzt wird. Vor allem dann, wenn Energiespeicherungen mit einbezogen werden. Gespeicherte Energie ist auch immer ein Sicherheitsrisiko.

        Dazu kommt noch die Ausspähung von Daten. Neben der tageszeitabhängigen Raumtemperatur aus der sich auf die Anwesenheit der Bewohner schließen lässt hat eine Hausautomatisierung noch wesentlich sensiblere Daten.

        Ein großes Problem ist dabei, dass der naheliegende Reflex die Abschottung der Kommunikation durch Verschlüsselung ist. Ich vermute mal, dass die das bei dem Panasonic-Projekt machen. Das ist auch ganz im Sinne der Hersteller. Denn dadurch können nur noch Panasonic (und Freunde)-Haushaltsgeräte verknüpft werden. Wichtig aber ist ein OFFENES UND VERSCHLÜSSELTES Protokoll. Derzeit bejubeln alle Hersteller den Wachstumsmarkt Hausautomatisierung, weil sie damit die Wettbewerber ausschließen können.

        Ein Nebenaspekt in dem Artikel ist das Monitoring der Anlage mittels Smartphone. Da stehen nun die stolzen Besitzer einer Solaranlage (oder eines A++++ Kühlschrankes oder …) am Tresen und präsentieren einander ihre tollen Erwerbungen. Meiner kann besser. Das ist ja ganz nett. Aber nach der Euphoriephase ist es in der Praxis ist es wichtiger, dass die Anlage ohne manuellen Eingriff funktioniert.

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