Twitch-Übernahme: Google zog Angebot angeblich zurück

Google war sich der Zustimmung durch die zuständigen Regulierungsbehörden nicht sicher und wollte deshalb keine hohe Ausfallzahlung vereinbaren. Die Google-Tochter Youtube ist die weltweit meistbesuchte Video-Streaming-Plattform, Twitch andererseits führend beim Live-Streaming mit monatlich 50 Millionen Zuschauern. Schon bei den angestrebten Übernahmen von WhatsApp und Spotify kam Google nicht zum Zuge.

Google hat das Spiele-Streaming-Portal Twitch angeblich deshalb nicht übernommen, weil es sich der Zustimmung durch die zuständigen Regulierungsbehörden nicht sicher war. Laut Forbes kam es deshalb trotz weitgehender Einigkeit doch zu keiner Vereinbarung mit Twitch.

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Da der Ausgang einer Prüfung durch die US-Kartellbehörden unklar schien, wollte sich Google demnach nicht auf eine hohe Ausfallzahlung für den Fall einer ausbleibenden Genehmigung einlassen. Solche Ausfallzahlungen werden als „killer fee“ bezeichnet und sind bei Übernahmen in dieser Größenordnung üblich. Als die Akquisition von T-Mobile USA durch AT&T 2012 an den Kartellwächtern scheiterte, standen T-Mobile beispielsweise nicht weniger als 2 Milliarden Dollar zu. Grund für die kartellrechtlichen Befürchtungen war, dass die Google-Tochter Youtube bereits die weltweit meistbesuchte Video-Streaming-Plattform und andererseits Twitch mit monatlich 50 Millionen Zuschauern führend beim Live-Streaming ist.

Schon im Mai hatte Variety die Twitch-Übernahme durch Youtube für eine Milliarde Dollar als Tatsache berichtet. Im Juli meldete VentureBeat mit Verweis aus Insiderquellen, der Vertrag sei bereits unterschrieben worden. Tatsächlich blieb die Einigung aus, und der Weg wurde frei für Amazon, das Twitch jetzt für 970 Millionen Dollar übernahm. Mit einigen Zulagen könnte Amazon für die erfolgreiche Streaming-Plattform sogar bis zu 1,1 Milliarden Dollar zahlen, wenn die Akquisition wie erwartet noch in diesem Jahr abgeschlossen wird.

„Da sich Google bereits hinsichtlich seiner Suchtechnologie einer Reihe von kartellrechtlichen Untersuchungen in seiner Heimat sowie in anderen Ländern ausgesetzt sah, muss es sich praktisch vorkommen wie unter einem Mikroskop“, zitiert das Wirtschaftsmagazin Forbes dazu Geoffrey Manne vom International Center for Law and Economics. Der Wirtschaftsrechtler merkte außerdem an, eine kartellrechtliche Überprüfung hätte nicht automatisch zum Ergebnis geführt, dass Googles Youtube und das durch Live-Streaming von Videospielen erfolgreiche Twitch im direkten Wettbewerb zueinander stehen. Google habe vielleicht einfach auf der vorsichtigen Seite bleiben wollen und deshalb eine niedrigere Ausfallzahlung angestrebt.

Google entging so allerdings ein stark entwicklungsfähiger Geschäftsbereich. Da immer mehr Menschen zunehmend Zeit mit Gaming auf einer Vielzahl von Geräten verbringen, sind Videospiele nach Einschätzung von Wedbush-Securities-Analyst Michael Pachter ebenso wichtige Medieninhalte wie Filme und Fernsehserien, um neue Kunden anzuziehen und vorhandene Abonnenten zu unterhalten.

Nicht zum Zug kam Google außerdem bei WhatsApp, obwohl es im Februar dieses Jahres angeblich 10 Milliarden Dollar dafür bot – Facebook überbot diese Summe bei Weitem und vereinbarte die Übernahme für 19 Milliarden Dollar. Laut Wall Street Journal verhandelte es zudem im Juli über eine Akquisition des Musik-Streaming-Dienstes Spotify für 4 bis 5 Milliarden Dollar – zog sich aber aufgrund des geforderten Preises im letzten Augenblick zurück.

[mit Material von Don Reisinger, News.com]

Themenseiten: Amazon, Google, Kartell, Streaming, Übernahmen

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