Manipulierte Feeds: Großbritannien ermittelt gegen Facebook

Das Information Commissioner's Office prüft mögliche Verstöße gegen Datenschutzgesetze. Dafür will es mit Facebook und auch der Datenschutzbehörde in Irland sprechen. Die US Federal Trade Commission, unter deren Aufsicht Facebook steht, hat noch keine Maßnahmen angekündigt.

Die britische Datenschutzbehörde Information Commissioner’s Office (ICO) hat Ermittlungen gegen Facebook aufgenommen. Hintergrund ist ein von dem US-Unternehmen durchgeführtes wissenschaftliches Experiment, bei dem der News Feed von 689.003 Nutzern ohne deren Wissen manipuliert wurde. Die Behörde will nun herausfinden, ob das Social Network damit gegen Datenschutzgesetze verstoßen hat.

Facebook

„Uns ist diese Angelegenheit bekannt, wir werden mit Facebook sprechen und uns auch mit der irischen Datenschutzbehörde in Verbindung setzen, um mehr über die Umstände zu erfahren“, sagte ein Sprecher des ICO. Als erstes hatte The Register von den Ermittlungen berichtet.

Facebook hatte das Experiment im Januar 2012 zusammen mit Forschern der Cornell University und der University of California in San Francisco durchgeführt. Dafür wurde der News Feed der betroffenen Mitglieder so manipuliert, dass sie entweder mehr positive oder mehr negative Nachrichten erhielten. Ziel war es, herauszufinden, ob die nächsten Posts der Nutzer eine Stimmungsänderung erkennen lassen.

Kritikern werfen Facebook mangelnde Transparenz vor. Zudem sei es unmoralisch, Nutzerdaten zu manipulieren, ohne darüber zu informieren. Selbst beteiligte Wissenschaftler waren von der Rechtmäßigkeit der Studie nicht überzeugt. „Ich war beunruhigt, bis ich mit den Autoren gesprochen habe und sie mir sagten, ihre Ethikkommission habe die Studie genehmigt, weil Facebook den News Feed seiner Nutzer ständig manipuliere“, zitiert The Atlantic Susan Fiske, Psychologieprofessorin an der Princeton University. „Ich verstehe, warum die Menschen beunruhigt sind.“

Facebook bestätigte, es habe Schritte eingeleitet, um künftigen Studien zu verbessern. „Die Studie wurde mit einem angemessenen Schutz der Nutzerdaten durchgeführt. Wir werden gerne alle Fragen der Behörden beantworten“, teilte ein Facebook-Sprecher mit.

Unklar ist, wie US-Behörden wie die Federal Trade Commission (FTC) den Fall bewerten. 2012 hatte sich Facebook einer Vereinbarung unterworfen, die der FTC jederzeit eine Überwachung der Datenschutzbestimmungen des Social Network erlaubt.

[mit Material von Steven Musil, News.com]

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