Marc Andreessen nennt Snowden einen „klassischen Verräter“

"Wenn Sie im Wörterbuch 'Verräter' nachschlagen, finden Sie ein Bild von Ed Snowden." Die Enthüllungen gefährden laut dem Netscape-Gründer die amerikanische IT-Industrie. Er kritisierte auch die US-Regierung, die "die Technikbranche im Stich lässt".

Der Netscape-Pionier und heutige Investor Marc Andreessen hat sich in einem Interview mit CNBC zur NSA-Überwachungsaffäre geäußert, deren erste Fakten vor einem Jahr ans Licht kamen. Er sparte dabei nicht mit Kritik – sowohl an Edward Snowden als auch an der US-Regierung, die „die Technikbranche im Stich lässt“.

Edward Snowden auf Channel 4 (Screenshot: News.com]

„Offensichtlich ist er ein Verräter“, sagte Andreessen über Snowden. „Wenn Sie im Wörterbuch ‚Verräter‘ nachschlagen, finden Sie ein Bild von Ed Snowden. Er ist ein klassischer Verräter. Viel mehr Verräter kann man gar nicht sein. Ich gebe aber zu, dass ich hier der deutlichen Minderheit angehöre. Die meisten im Silicon Valley würden andere Beschreibungen wählen.“

Als Begründung gibt Andreessen die negativen Auswirkungen an, die Snowdens Enthüllungen auf die Auslandsgeschäfte von US-Firmen haben. „Die große Frage ist jetzt, wie erfolgreich unsere Firmen beim Verkauf von Produkten in Übersee sein werden. Ich glaube, dass viele ausländische Firmen neidisch auf das Silicon Valley und Amerikas Dominanz in der Technikbranche blicken und sich einen politischen Schutz wünschen. Und da werden sie diese Affäre als Grund nutzen … als Ausrede.“

Marc Andreessen (Bild: Andreessen Horowitz)Marc Andreessen (Bild: Andreessen Horowitz)

Andreessen schien sich mit der Aussage auf jüngste chinesische Presseberichte zu beziehen, die etwa Apple, Google und Microsoft als Handlanger der NSA bezeichneten, die bestraft werden müssten. Die NSA-Berichte haben sich aber schon früher auf den Umsatz von US-Firmen ausgewirkt, wobei Cisco am stärksten betroffen schien.

Andreessens Frustration äußerte sich zugleich auch in Kritik an der Regierung in Washington, die viel zu passiv agiere: „So weit ich das sehe, gibt es keinen Plan, keine Strategie, keine Taktik, rein gar nichts. Es erscheinen immer nur mehr Snowden-Enthüllungen. Ich glaube, sie lassen die amerikanische IT-Industrie vertrocknen. Ich habe in der Branche noch keinen getroffen, der das Gefühl hat, es gebe im Weißen Haus so etwas wie einen Plan. Sie lassen das einfach geschehen.“

[mit Material von Charles Cooper, News.com]

Tipp: Wissen Sie alles über Edward Snowden und die NSA? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Themenseiten: Andreessen Horowitz, China, National Security Agency, Politik

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19 Kommentare zu Marc Andreessen nennt Snowden einen „klassischen Verräter“

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  • Am 6. Juni 2014 um 15:06 von Hafenluemmel

    Offensichtlich ist er Amerikaner. Wenn Sie im Wörterbuch „Amerikaner“ nachschlagen, finden Sie ein Bild von Marc Andreessen. Er ist ein klassischer Amerikaner. Viel mehr Amerikaner kann man gar nicht sein. Ich gebe aber zu, dass ich hier der deutlichen Minderheit angehöre. Die meisten hierzulande würden andere Beschreibungen wählen.

    • Am 6. Juni 2014 um 15:17 von Mutti

      Welcher Begriff versteckt sich hinter folgender Definition?

      Als xxx wird ein Experte bezeichnet, der eine Problematik nur aus der Perspektive seines Fachgebietes kennt, nur aus seiner Sichtweise erfassen kann und nicht alle Möglichkeiten und Richtungen in Betracht zieht, die für die vollständige Verständlichkeit und Erfassbarkeit eines Gegenstandes, einer Sache oder Thematik erforderlich wären. Häufig tut sich der Fachidiot schwer, sich in andere hineinzuversetzen und seine eingeschränkte Sichtweise zu ergänzen und zu erweitern. Weitere mögliche Betrachtungsweisen lehnt er infolge selektiver Wahrnehmung (Egoismus, Narzissmus), und daraus folgernde Ignoranz ab.

    • Am 6. Juni 2014 um 15:47 von Florian Kalenda

      Cool, danke dafür.

    • Am 6. Juni 2014 um 18:48 von TeufelsAdvokat

      Sehe hier keinen Grund gleich in Nationalismus zu verfallen.

      • Am 6. Juni 2014 um 20:16 von Hafenluemmel

        Nun, er ist Amerikaner. Aber um die Nationalität ging es gar nicht wirklich. Wenn Sie mögen, ersetzen Sie den Begriff gedanklich einfach durch eine beliebige andere allgemeine Beschreibung.

      • Am 8. Juni 2014 um 16:34 von Cagliostro

        in diesem Kontext verstehe ich persönlich unter ‚Amerikaner‘ nicht die Nationalität, sondern eine unverwechselbare Art, die Welt wahrzunehmen, zu handeln, mit anderen nicht-‚Amerikanern‘ umzugehen.

    • Am 6. Juni 2014 um 20:29 von An Hafenluemmel

      Klasse auf den Punkt gebracht! ;-)

    • Am 7. Juni 2014 um 14:46 von Araldo

      Ich hatte mir das gleiche gedacht, allerdings anstatt „Amerikaner“ ein anderes Wort. Nur wenn ich es mit diesem Wort geschrieben hätte würde mein Beitrag gleich gesperrt werden ;)

      Da hatte dieses Rumpelstielchen wohl viele Aktien von Firmen deren Kurse seit Bekanntwerden der NSA-Geschichte etwas gefallen sind …

  • Am 6. Juni 2014 um 18:53 von Frank Furter

    Schon interessant, wie unterschiedlich die Taten des Herrn Snowden beurteilt werden.
    Siehe http://www.tagesschau.de/ausland/snowden-102.html

  • Am 6. Juni 2014 um 20:28 von Nun ...

    .. . who the f*ck ist „Marc Andreessen“? ;-)

    Für mich ist Snowden einer der heutzutage seltenen Helden. Wenn das Nobelpreis Komitee auch nur etwas Anstand hat, müsste es ihm den Friedensnobelpreis verleihen. Er hat der Menschheit einen großen Dienst erwiesen.

  • Am 6. Juni 2014 um 21:05 von serra.avatar

    selbstverständlich ist Snowden ein Verräter sogar des Hochverrats schuldig …. einfach die Begriffe im Duden nachschlagen! DAs ist aber gar nicht die Frage ( da er das nach Definition eindeutig ist),
    fraglich ist nur ob das in diesem Falle verwerflich ist!

    • Am 6. Juni 2014 um 23:01 von Judas Ischias

      Was für Begriffe sind dann für die US-Regierung und deren Geheimdienste samt ihrer „Arbeit“ zu verwenden?

  • Am 6. Juni 2014 um 23:47 von G.Duschbier

    Welch köstliche leckere Tränen, ich möchte noch viel mehr davon am besten aus Eimern geschöpft und in Sektgläsern serviert. Die besten Tropfen erwarte ich von den Chefs der IT Firmen und den führenden Politikern würde ich sie sogar am liebsten aus dem Gesicht schlecken.

  • Am 7. Juni 2014 um 15:34 von talibaer

    Alle Freiheitskämpfer sind in den Augen derer, welche die Deutungshoheit beanspruchen Verräter. Es werden einfach die falschen gefragt.

  • Am 8. Juni 2014 um 1:26 von C

    Marc Andreessen hat Recht.
    Snowden ist ein klassischer Verräter. Er hat seinen Contract und damit seine Geheimhaltungspflicht vorsätzlich gebrochen und geheime Daten seines Auftraggebers an die Öffentlichkeit gebracht.
    Jedes US-Gericht wird ihn dafür nach US-Gesetzen verurteilen.

    Marc Andreessen hat Unrecht.
    Snowdens Auftraggeber haben US-Recht und US-Verfassung vorsätzlich gebrochen – bislang sanktionsfrei.
    Snowdens Auftraggeber haben (zwangsläufig) anderer Länder Gesetze vorsätzlich gebrochen – bislang sanktionsfrei.
    Snowdens Auftraggeber haben Snowden zu Gesetzesbruch angehalten und beauftragt.
    Snowdens Auftraggeber vernichten eigenmächtig Beweise oder beschlagnahmen kurzerhand diese, um die Öffentlichkeit davon fern zu halten.

    In diesem Lichte und den vorliegenden Tatsachen:
    wer ist hier der wirkliche Verräter? was wiegt schwerer?
    a) der Vertragsbruch eines Einzelnen, oder
    b) der AMTSMISSBRAUCH UND GESETZESBRUCH DURCH US-Behörden?

    Marc Andreessen Horizont scheint nur die NASDAQ zu sein, damit zu geringer Blickwinkel. Er betreibt Partikular-Interessen statt ein Gesamt-Optimum zu suchen.
    Für Snowden käme die Kronzeugen-Regelung in Betracht, bei der der „Verräter“ glimpflich davonkommt, weil er ein viel größeres Verbrechen zur Aufklärung gebracht hat.

    • Am 8. Juni 2014 um 15:38 von heinrich

      na so isses! *thumbup*

  • Am 8. Juni 2014 um 15:36 von heinrich

    Andreessen sollte erst mal vor der eigenen Türe kehren…
    Wann war das …

  • Am 8. Juni 2014 um 21:29 von Tom

    Was scheren mich die Freiheit und die Rechte anderer solange meine Kohle stimmt?
    Soll er doch seine eigene Regierung verklagen wegen Geschaeftsschaedigendem Verhalten, Missachtung der Souveraenitaet andere Staaten, Spionage bzw Anstiftung zu selbiger sowie zum Hochverrat (falls es mit der eigenen Aufklaerung nicht mehr klappt warden doch sicherlich auch exterretioriale „Mitarbeiter“ -man koennte auch Verraeter sagen- angeheuert).
    Erst lassen wir uns willig und gegen Bezahlung benutzen und wenn’s auf fliegt dann heulen ‚mer rum und faseln je nach Gusto was von Patriotismus oder Zwang.
    Hoffe er verliert noch ein paar mehr Millionen ,dieser Hungerleider!

    • Am 8. Juni 2014 um 23:41 von Michelagelo

      Diese Spezie nennt man auch Söldner, die alles für Kohle tun und nicht nachdenken, was für Konsequenzen seine Tun (ohne Hirn) nach sich zieht

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