Erneut Streiks bei Amazon

Am Freitag legten nach Angaben der Gewerkschaft ver.di circa 600 Mitarbeiter die Arbeit nieder. Amazon registrierte hingegen nur 350 Beschäftigte, die nicht erschienen seien. Auch am morgigen Samstag soll gestriekt werden.

Icon Amazon-AppNach Angaben der Gewerkschaft ver.di wird Amazon am Freitag und am Samstag bestreikt. Die Beschäftigten der Versandzentren in Bad Hersfeld sind mit Beginn der Nachtschicht zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, die Beschäftigten in Leipzig schließen sich mit Beginn der Frühschicht an. Der Streik dauert bis Samstag bis zum Ende der Spätschicht.

Als Grund für den erneuten Ausstand nennt ver.di „die Weigerung Amazons, über einen Tarifvertrag zu sprechen.“ Zur Unterstützung der Streikenden nahm der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske am Freitag um 11 Uhr an der Streikkundgebung in Leipzig teil. Während die Beschäftigten im Tarifbereich Einzel- und Versandhandel im vergangenen Jahr Entgeltsteigerungen von 5,1 Prozent in zwei Stufen erreicht hatten, gab es für Beschäftigte bei Amazon, deren Tarife sich an Abschlüssen der Logistikbranche orientieren, lediglich eine Erhöhung um durchschnittlich zwei Prozent. Für dieses Jahr sind laut ver.di beim weltgrößten Versandhändler bislang keine Erhöhung und kein Urlaubsgeld vorgesehen.

Laut Gewerkschaftsangaben beteiligten sich am Freitag an beiden Standorten circa 600 Beschäftigte. Amazon nennt hingegen deutlich niedrigere Zahlen. „Insgesamt sind weniger als 350 Mitarbeiter an den Standorten Bad Hersfeld und Leipzig nicht zur Arbeit erschienen.“ Die große Mehrheit habe gearbeitet, Auswirkungen auf den Versand habe es nicht gegeben.

Amazon ist nicht tarifgebunden. Laut Verdi wurde 2013 zum ersten Mal ein Weihnachtsgeld in Höhe von 400 Euro für Lagermitarbeiter gezahlt. Es gebe kein Urlaubsgeld und Nachtarbeitszuschläge erst ab Mitternacht, berichtet die Gewerkschaft. Nach dem Tarifabschluss im Versandhandel müsste das Einstiegshalt bei Amazon 10,98 Euro betragen. Für eingearbeitete Mitarbeiter fordert Verdi 11,73 Euro.

Im März 2014 und zum Weihnachtsgeschäft 2013 hatten schon einmal Amazon-Arbeiter gestreikt. Gegenüber Reuters erklärte Deutschland-Chef Ralf Kleber damals, winterliches Wetter sei das größere Problem für das Weihnachtsgeschäft. Nur eine Minderheit nehme an gewerkschaftlich organisierten Aktionen teil. Das ist unzweifelhaft korrekt, die Motive dafür – von Begeisterung für den US-Konzern bis Angst vor Arbeitsplatzverlust – sind aber höchst umstritten.

In den USA hatten Arbeitnehmer bei Amazon im Januar gegen die Gründung einer Gewerkschaft votiert. Gewerkschaftssprecher John Carr erklärte, für die Gründung einer Gewerkschaft seien oft mehrere Wahlzyklen nötig. Zugleich machte er Amazons Anti-Gewerkschaft-Taktiken für das negative Wahlergebnis verantwortlich. „Die Arbeiter bei Amazon wurden massiv unter Druck gesetzt von Managern und Anti-Gewerkschaft-Beratern, die angeheuert wurden, um die Organisationsabsichten zu unterdrücken.“

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3 Kommentare zu Erneut Streiks bei Amazon

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  • Am 31. Mai 2014 um 3:40 von ZweiKiesel

    Diese vorliegende Nachricht über die neuen Streiks wurde von verdi lanciert.
    Die Brüder Grimm würden vor Neid erblassen, könnten sie die Märchenerzählungen der verdi verfolgen.

    Verdi fordert also 11,73 für eingearbeitet Mitarbeiter ???
    11,73 erhalten wir jedoch bereits als Stundenlohn !!!
    Wir sind ein Logistikzentrum, kein Handel.
    Da könnte verdi ja auch gleich Fluglotsentarife für uns einfordern; schließlich werden einige unserer Sendungen auch per Luftfracht befördert…

    Zurück zu den Tatsachen:
    Ich arbeite seit über 8 Jahren bei amazon.logistik.
    Ich bin ganz normaler Arbeitnehmer.
    Ich fühlte mich noch nie unter Druck gesetzt.
    Ich fühle mich wohl in der Familie der Amazonier.
    Bei uns arbeiten Kolleginnen und Kollegen aus fast 30 verschiedenen Nationen. Wir arbeiten Hand in Hand.
    Wir reden nicht über multikulturell, wir sind es.

    Ich erhalte einen höheren Stundenlohn als die meisten Beschäftigten im Einzelhandel in unserer Region.

    Es sind keine 19% meiner Kolleginnen und Kollegen bei verdi organisiert. Die überwiegende Mehrheit ist gegen die Aktionen der verdi !
    An den verdi-Streiks nehmen viele Menschen teil, die garnicht bei Amazon arbeiten. Sie tun es aus „Solidarität“.
    (mit wem? Jedenfalls nicht mit der Mehrheit der Beschäftigten)

    Was steckt also dahinter?

    Die verdi verliert laufend Mitglieder. Geburtenstarke Jahrgänge scheiden aus. Die verdi braucht dringend neue Mitglieder; und damit neue Geldquellen.
    Die verdi hat also das beste für ihre Mitglieder im Sinn, deren Geld!

    Wir, die überwiegende Mehrheit der amazon-Beschäftigten sind es leid, ständig die Lügen der verdi über uns ergehen zu lassen!

    Hört endlich auf, Euer polemisches Gift zu versprühen !

  • Am 31. Mai 2014 um 16:06 von cucufcicvz

    Wer den Kommentar glaubt wird seelig.

    • Am 31. Mai 2014 um 19:43 von punisher

      Warum? Sollten wir lieber RTL & Co glauben oder wie?

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