Larry Page: Google ist von meiner Such-Vision noch Millionen Meilen entfernt

In ihrem jährlichen Brief an die Aktionäre versprechen die Google-Gründer weitere "langfristige Wetten auf neue Technologien". Die Suchmaschine ihrer Träume soll wie von selbst die genau richtigen Informationen zum genau richtigen Zeitpunkt liefern. "Wir kratzen noch immer an der Oberfläche dessen, was möglich ist", schreibt Larry Page.

Die Google-Gründer sind noch lange nicht zufrieden mit dem, was bisher erreicht haben, und versprechen weitere „langfristige Wetten auf neue Technologien“. Im Founders‘ Letter, dem jährlichen Brief der Gründer an die Aktionäre, erinnert CEO Larry Page an das von Sergey Brin und ihm 2004 zum Börsengang des Unternehmens gegebene Versprechen, „Dienste zu entwickeln, die das Leben von so vielen Menschen wie möglich wesentlich verbessern“. Viel sei in dieser kurzen Zeit erreicht worden – von der Suche über Gmail, Maps, Chrome und Youtube bis zu Android. Noch immer gelte dabei, dass „Information das Herzstück Googles ist“.

Google-CEO Larry Page (Bild: Google)Google-CEO Larry Page (Bild: Google)

„Dennoch sind wir in vieler Hinsicht eine Million Meilen davon entfernt, die Suchmaschine meiner Träume zu schaffen, die einem genau die richtige Information zum genau richtigen Zeitpunkt gibt, wenn man sie braucht, und das fast mühelos“, schreibt Page weiter. Google Now beginne damit, diese Herausforderung anzugehen, indem es dem Anwender Informationen gebe, ohne eine konkrete Frage vorauszusetzen.

Eine Schwierigkeit bestehe darin, Informationen und Zusammenhänge wirklich tiefgehend zu verstehen. „Obwohl wir noch in einer frühen Phase sind, haben wir auch bedeutsame Fortschritte dabei gemacht, die Menschen und ihre Zusammenhänge zu verstehen. Das ist entscheidend, wenn wir die Interaktion zwischen Mensch und Computer verbessern wollen.“ Als Beispiel führt der Google-Chef standortbezogene Verkehrsinformationen an, die verfügbar sein müssen, wenn man sich auf den Weg zu einem weiteren Termin macht. Der Kontext helfe auch, wie in einem persönlichen Gespräch fragen und nachfragen zu können: „Wir kommen dem näher. Fragen Sie, wie hoch der Eiffelturm ist, und anschließend, wann ‚er‘ gebaut wurde. Indem wir verstehen, was ‚er‘ in verschiedenen Zusammenhängen bedeutet, können wir die Suche als Konversation gestalten.“

Den anhaltenden Erfolg von Android stellte Page besonders heraus und nannte über eine Milliarde aktivierte Geräte. Er verwies außerdem darauf, dass Android-Entwickler 2013 von den Anwendern das Vierfache an Zahlungen wie im Vorjahr erhielten. „Wir gehen jetzt mit Android zu Wearables wie Uhren und zu Autos, wo wir es unglaublich einfach machen können, Richtungsanweisungen zu bekommen, einen Anruf zu tätigen oder Musik abzuspielen.“

Als ungelöstes Problem führte er den Zugang zum Internet an, über den heute nur zwei Milliarden Menschen verfügen, weitere fünf Milliarden Menschen aber nicht. Deshalb begeistere er sich so sehr für Project Loon, das Projekt aus dem Forschungslabor Google X. Es sieht einen Ring von Ballons vor, die von stratosphärischen Winden rund um die Welt getragen werden. Sie sollen ländliche, entlegene und unterversorgte Weltregionen mit dem Internet verbinden.

Bedauerlich sei, dass „viele Unternehmen sich im Lauf der Zeit gemütlich damit arrangieren, zu tun, was sie immer getan haben, mit ein paar schrittweisen Veränderungen“. Diese Art von schrittweisem Herangehen führe schließlich in die Bedeutungslosigkeit, insbesondere in der Technologie, denn sie tendiere zu revolutionären und nicht evolutionären Veränderungen. „Das ist der Grund, warum wir weiterhin in die langfristigen, in unsere nächste Generation von großen Wetten investieren.“

Während die Computerbrille Google Glass unerwähnt blieb, führte der Gründer und CEO als Beispiele Googles Medizintochter Calico, in deren Fokus Forschungen zu lebensverlängernden Maßnahmen stehen, das übernommene Nest Labs als Hersteller intelligenter Haustechnik – und natürlich das selbstfahrende Auto an. „Das scheinen heute ziemlich verrückte Ideen zu sein, aber wenn die Vergangenheit etwas über unseren zukünftigen Erfolg aussagt, dann werden die Wetten von heute in ein paar Jahren nicht mehr so wild erscheinen. Sechzehn Jahre, nachdem wir mit Google begonnen haben, kratzen wir noch immer an der Oberfläche dessen, was möglich ist.“

[mit Material von Steve Ranger, ZDNet.com]

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4 Kommentare zu Larry Page: Google ist von meiner Such-Vision noch Millionen Meilen entfernt

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  • Am 17. Mai 2014 um 11:06 von Thomas Hertel

    Übersetzt bedeutet dieser Satz: „Sechzehn Jahre, nachdem wir mit Google begonnen haben, kratzen wir noch immer an der Oberfläche dessen, was möglich ist.”

    Wir haben nur einen Bruchteil eurer Daten, und wir wollen mehr. Deswegen sind wir nun auch auf Uhren, im Auto, im Haushalt. Gebt uns eure Daten, und ich erzähle euch weiter das Märchen, dass es zu eurem Besten ist.

    Ihr müsst nichts suchen, wir finden für euch das, was ihr kriegen sollt!

    Puh, da wird einem Angst und Bange. Wird Zeit, dass die Suchmaschine vom Rest des Konzerns abgespalten wird. Dieser Konzern wird mir immer suspekter.

    Mag sein, dass dieser junge Mann daran glaubt, was er sagt. Das Google Management hinter ihm sieht hingegen nur das Geschäft, und das besteht darin möglichst tief in unser Privatleben zu dringen, um daraus (Werbe-)Kapital zu schlagen. Ein Horror.

  • Am 18. Mai 2014 um 3:14 von Hafenluemmel

    Ist es nicht herrlich, so ein komplett fremdbestimmtes Leben, bei dem der Industrie-Algorithmus stets einen Schritt voraus ist, um bereits eine fertige Entscheidung zu liefern, noch bevor der Mensch zu Ende gedacht hat? Oder vielleicht noch nicht einmal wusste, dass er gleich über etwas anfangen würde nachzudenken. Muss man ja auch gar nicht mehr. Endlich befreit von lästigen Gedanken – und mehr Platz für Konsumwünsche. Weitere Vorteile: Keine Wahlen mehr; der Algorithmus kennst das Ergebnis präziser und schneller als Auszähler. Terrorismus hat ein Ende; der Algorithmus weiß bereits im Vorfeld, wer im nächsten Moment etwas Böses denkt und startet die Drohne.

  • Am 18. Mai 2014 um 6:46 von J.Hafner

    Ich arbeite in unmittelbarer Nähe eines mehrstöckigen vollverglasten Bürogebäudes einer sehr renommierten Firma im Raum Zürich. Manchmal nehme ich mir eine Minute Zeit und schaue zu, wie diese „gläsernen Kollegen“ vor ihren hellen Bildschirmen sitzen, einer neben dem anderen, Stunde um Stunde, Tag um Tag. An solchen Plätzen wird am Rad der Welt gedreht. Menschen hinter Bildschirmen stellen die Weichen einer realen Welt vor ihren Fenstern, einer Welt voller Frische und Schönheit, einer Welt, zu der so manche, vielleicht sogar zu viele schon, den inneren Bezug verloren haben.

    Insofern graut mir vor Personen wie Larry Page, die sich mit Dingen beschäftigen, Wünsche und Ansprüchen haben, die uns noch weiter weg bringen von dem, was wirklich wichtig ist.
    Wenn ich sehe, wieviele Funkmasten mittlerweile aufgestellt worden sind, und sehe, dass ein Grossteil dieser Infrastruktur nur dazu dient, Filmchen per What’up und Youtube zu verschicken, sinnloses Zeug, Zeug, was morgen schon vergessen wird, dann verstehe ich wirklich, warum dieser abgedroschene Spruch „Früher war alles besser!“ heute angesagter ist denn je.
    Früher war alles weniger. Weniger dicht. Weniger dringlich, weniger virtuell. Mehr real und real verbunden.

    Ich war einer der ersten, die sich ein Handy zulegten. Nun gehöre ich zu den ersten, die diesem Technologiewahn den Rücken zuwenden.

    • Am 19. Mai 2014 um 5:16 von Wie wahr ...

      … reduce to the max? Schlimm ist daran, dass es einen gewissen Suchtfaktor entwickelt. Mir macht es tatsächlich Schwierigkeiten, mich von der ‚Informationsfülle‘ abzunabeln. Matrix lässt grüßen. ;-)

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