Britischer Geheimdienst GCHQ erhält neuen Chef

Robert Hannigan hat nicht im Auslandsgeheimdienst, sondern im Außenministerium Karriere gemacht. Er berät seit Jahren den Premierminister zu Terrorismusbekämpfung, Geheimdiensten und Sicherheitspolitik und war auch für die erste Cybersecurity-Strategie des Vereinigten Königreichs verantwortlich.

Der britische Außenminister William Hague hat den nächsten Chef des Auslandsgeheimdiensts GCHQ angekündigt: Robert Hannigan folgt auf Sir Iain Lobban, der im Herbst nach sechs Jahren im Amt zurücktreten wird. Das „Government Communications Headquarter“, wie GCHQ ausgeschrieben heißt, war im letzten Jahr durch Unterlagen aus dem Fundus von Edward Snowden für Überwachungsaktivitäten – vor allem sein mit PRISM vergleichbares Programm Tempora – bekannt geworden.

Government Communications Headquarters (GCHQ)

Während sich der aktuelle Amtsinhaber Sir Iain seit 1983 intern hochgedient hatte, bevor er im Juni 2008 die Leitung des Geheimdiensts übernahm, kommt Hannigan von außen – nämlich aus dem Außenministerium. Seit 2010 hatte er dort die Stelle eines Director General für Verteidigung und Geheimdienste inne. Auch berät er seit Jahren den Premierminister zu Terrorismusbekämpfung, Geheimdiensten und Sicherheitspolitik. Er war zudem für die erste Cybersecurity-Strategie des Vereinigten Königreichs verantwortlich.

Hague betonte: „Die weltweit führende Arbeit des GCHQ ist lebenswichtig für die Sicherheit des Vereinigten Königreichs. Neben beeindruckenden persönlichen Qualitäten bringt Robert für diese Arbeit einen Schatz an relevanten Erfahrungen in den Bereichen der nationalen Sicherheit, Terrorismusbekämpfung und internationalen Beziehungen mit.“

Hannigan selbst merkte an, es sei ein Privileg, für die Leitung des GCHQ ausgewählt zu werden. „Ich habe großen Respekt für die Integrität und die Professionalität des Personals des GCHQ und das von ihnen unter der herausragenden Führung von Sir Iain Lobban Erreichte.“

Government Communications Headquarters (GCHQ) Logo

Lobban hatte sich in Großbritannien durch wenige, aber entschiedene öffentliche Auftritte einen Namen gemacht. 2011 etwa überraschte er viele, als er sich beschwerte, das GCHQ könne im Bereich Cybersecurity nicht mehr mit Firmen wie Amazon und Google mithalten, weil es jungen Talenten die von den Unternehmen gebotenen Gehälter nicht zahlen könne. Er warnte auch vor „verstörenden“ Angriffen auf Regierungs- und Industriesysteme. Der Diebstahl Geistigen Eigentums gefährde zudem die langfristige Gesundheit der britischen Wirtschaft. Im Vorjahr hatte er zudem einen in Großbritannien viel beachteten öffentlichen Auftritt, als er von Parlamentariern zu den Snowden-Enthüllungen befragt wurde, die er natürlich nicht guthieß.

Dass die Überwachungsprogramme von NSA und GCHQ legal sind, hat im Januar ein EU-Ausschuss bezweifelt. Im gleichen Monat wurde bekannt, dass NSA und GCHQ Daten von Apps ausspähen, um Profile von Smartphone-Nutzern zu erstellen. Ende März folgte ein Bericht, das GCHQ habe deutsche Unternehmen ausspioniert, nämlich Anbieter satellitengestützter Kommunikationsdienste. Dem Geheimdienst ging es offenbar um die Kunden der drei Firmen sowie um ihre Technologien. Zusätzlich enthalten die zu diesem Zeitpunkt bekannt gewordenen Unterlagen Belege über Abhörmaßnahmen gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

[mit Material von Tom Jowitt, TechWeekEurope.co.uk]

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Themenseiten: GCHQ, IT-Jobs, Überwachung

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