Stuttgarter Anbieter von Wegwerf-E-Mails geht gegen Apple-Patent vor

Der Entwickler von TrashMail.net hat Einspruch gegen einen kürzlich veröffentlichten Patentantrag Apples eingereicht. Er fürchtet hohe Lizenzzahlungen, sollte das US-Patentamt den Antrag genehmigen. Aufgrund der unterschiedlichen Rechtssprechung zu Europa sind seine Erfolgschancen aber relativ gering.

Der deutsche Wegwerf-E-Mail-Dienst TrashMail.net geht gegen einen kürzlich veröffentlichten Patentantrag Apples vor, der die automatische Generierung temporärer E-Mail-Adressen zur Abwehr unerwünschter Spam-Nachrichten vorsieht. Da er seinen schon 2002 gestarteten Dienst durch das Patent bedroht sieht, hat der Stuttgarter Entwickler Stephan Ferraro nun Einspruch gegen den Antrag eingelegt. Allerdings schätzt er seine Erfolgschancen als gering ein, da Anträge für Softwarepatente in den USA anders behandelt werden als in Europa.

Logo von TrashMail.net (Bild: TrashMail.net)

In der zusammenfassenden Beschreibung für das von Apple eingereichte US-Patent 20140047043 heißt es: „Die Wegwerf-E-Mail-Adresse wird von einem E-Mail-Server erzeugt, der die Korrespondenz verwaltet, damit die damit verbundene feste E-Mail-Adresse nicht sichtbar wird.“ Dennoch soll es weiterhin möglich sein, den zeitweiligen Adressen Kontextinformationen zuzuordnen, die in den versandten Mails nicht sichtbar sind. Damit bekämen die Nutzer ein Werkzeug an die Hand, um zu überprüfen, wer ihre Adresse an wen weitergibt.

Apple war beim Schreiben des Patentantrags bekannt, dass es bereits Anbieter von Wegwerf-E-Mail-Adressen gibt. Nach Ansicht des Konzerns sind diese Dienste jedoch umständlich zu handhaben und würden selten genutzt, weil sie mit dem standardmäßig genutzten E-Mail-Provider integriert seien. Als nachteilig bezeichnet Apple auch, dass die Wegwerf-Adressen in der Regel leicht als solche zu erkennen seien und daher nicht immer und überall akzeptiert würden. In Deutschland hilft dabei Dienstanbietern etwa der Service Mogelmail.de.

Ferraro hält dem entgegen, dass für TrashMail.net lediglich die Anmeldung auf der Webseite oder die Installation eines für Firefox, Chrome, Safari und Opera verfügbaren Browser-Add-Ons erforderlich sei. „Danach kann man sich kostenlos bei jeder beliebigen Webseite anmelden und statt der echten E-Mail-Adresse diese temporäre E-Mail-Adresse nutzen. Eingehende E-Mails werden an die echte E-Mail-Adresse weitergeleitet und ersparen es dem Nutzer, sein echtes Mailprofil preiszugeben.“

In der kostenlosen Version erlaubt die Wegwerf-Adresse bis zu zehn Weiterleitungen und hat eine Gültigkeit von einem Monat. Danach wird sie gelöscht, ohne dass der Nutzer sich weiter darum kümmern muss. In der kostenpflichtigen Version sind Nutzungsdauer und Anzahl der Weiterleitungen unbegrenzt.

Wird Apples Antrag als Patent angenommen, befürchtet Ferraro hohe Lizenzzahlungen. Denn in der EU ist es im Gegensatz zu den USA nahezu unmöglich, Softwarepatente anzumelden. Geklärt werden müsste dann außerdem, ob TrashMail.net von US-amerikanischen Anwendern noch genutzt werden darf.

„Ich bin leider wenig zuversichtlich, dass ich mich gegen einen so großen Konzern wie Apple wirklich zur Wehr setzen kann“, erklärte dagegen Ferraro in einer Pressemitteilung. „Dafür ist die Rechtsprechung in den USA und Europa viel zu unterschiedlich. Aber ich möchte auf der anderen Seite auch nichts unversucht lassen, meinen E-Mail-Dienst auch weiterhin betreiben zu können.“

Dasselbe Problem wie TrashMail.net dürften auch andere Anbieter haben, etwa Garbagemail.org, Hidemyass.com, Spambog.com, SendSpamHere.com und Trash-Mail.com. Von diesen war für eine Stellungnahme jedoch noch keiner erreichbar. Benjamin Zingelmann von Spoofmail.de hat gegenüber ITespresso.de erklärt, er habe die Veröffentlichung des Patentantrags „mit Besorgnis zur Kenntnis genommen und über einen Widerspruch nachgedacht.“ Seine Entscheidung steht allerdings noch aus. Zingelmann begrüßt jedoch die Initiative von Ferraro, sieht allerdings positiver in die Zukunft als der Stuttgarter: „Da sich die technischen Details des Antrags in wesentlichen Punkten mit denen meines Dienstes spoofmail.de nicht überschneiden, sehe ich meinen Dienst derzeit nicht gefährdet.“

[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]

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Themenseiten: Apple, E-Mail, Patente, Spam

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3 Kommentare zu Stuttgarter Anbieter von Wegwerf-E-Mails geht gegen Apple-Patent vor

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  • Am 7. März 2014 um 20:06 von Chris

    Und da sag mal noch Einer, das Patentwesen sei nicht völlig pervertiert. Da hat man keine Chance „seine“ Software in Europa zu schützen, weil das Europäische Patentamt derlei nicht für patentwürdig hält, die europäischen Gerichte aber auf Patente aus Ländern, die eine andere Auffassung von patentierbar haben, Rücksicht nehmen und Klagen zulassen. Was ich seit Jahren sagen… einfach krank.

  • Am 8. März 2014 um 0:04 von Judas Ischias

    Vielleicht gibt es diese Art des Sammelns von Patenten ja schon? Firma X schickt einfach „Patentfinder“ quer durch Europa, sammelt alle guten Sachen ein und meldet in den USA diese Dinge einfach zum Patent an. Schon hat man eine gute Einnahmequelle aufgetan.

  • Am 12. März 2014 um 23:09 von Fact

    Und wieder hat Apple ganz etwas Neues erfunden und lässt es patentieren. *Ironie aus*

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