Bitcoin-Krise: Wechselbörse Mt. Gox geht offline

Der einst führende Bitcoin-Handelsplatz stürzt die virtuelle Währung in eine Krise und lässt Anleger um ihre Einlagen fürchten. Führende Branchenvertreter distanzieren sich in einer gemeinsamen Erklärung von Mt. Gox. Sie fordern Schutzmaßnahmen und unabhängige Überprüfungen für treuhänderisch tätige Unternehmen.

Mit Mt. Gox ist eine der führenden Bitcoin-Börsen offline gegangen und hat die virtuelle Währung in eine Vertrauenskrise gestürzt. Beim Aufruf der Website erschien zunächst nur eine weiße Seite und später eine Erklärung zur „einstweiligen Einstellung aller Transaktionen“, die denkbar knapp ausfiel und Spielraum für Interpretationen ließ. Das Unternehmen hat außerdem alle Nachrichten in seinem Twitter-Feed gelöscht und reagiert nicht auf Anfragen.

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Die Wechselbörse ließ schon seit dem 7. Februar keine Auszahlungen mehr zu und begründete es mit einem verbreiteten Softwarefehler, der eine Entwendung von Bitcoins durch manipulierte Transaktionen ermögliche. Inzwischen kursieren aber Berichte, nach denen Mt. Gox „insolvent“ wurde, nachdem sie durch Diebstähle von 750.000 Bitcoins einen Verlust in Höhe von rund 350 Millionen Dollar nach dem Kurs vom 24. Februar hinnehmen musste.

Die unklare Situation führte auch zu erheblichen Kursverlusten bei anderen Wechselbörsen, die sich inzwischen deutlich von Mt. Gox distanzierten. Mit einer gemeinsamen Erklärung nahmen führende Branchenvertreter zur alarmierenden Entwicklung bei Mt. Gox Stellung. Die Unruhe eher noch verstärkt haben könnten aber die mehrfach überarbeiteten Formulierungen des Dokuments, das die CEOs von Kraken, BitStamp.net, BTC China, Blockchain.info sowie Circle unterzeichneten.

„Diese tragische Verletzung des Vertrauens der Nutzer von Mt. Gox war das Ergebnis der Handlungen eines einzelnen Unternehmens und spiegelt nicht die Belastbarkeit oder den Wert von Bitcoin sowie der Branche digitaler Währungen wieder“, heißt es in der Erklärung. Es gebe vielmehr hunderte vertrauenswürdiger und verantwortungsbewusster Firmen rund um Bitcoin. Wie bei jeder neuen Wirtschaftsbranche gebe es auch üble Akteure, die es „auszumerzen“ gelte.

Dem Dokument zufolge hat Mt. Gox seine Probleme „in Gesprächen mit anderen Mitgliedern der Bitcoin-Community eingeräumt“. Um den Schaden zu begrenzen, wollen die unterzeichnenden Dienste zusammenwirken, um den Kunden und der Öffentlichkeit „zu versichern, dass alle angelegten Mittel weiterhin sicher verwahrt bleiben.“ Sie wollen demnach vorangehen bei „transparenten, überlegten und umfassenden Maßnahmen für den Verbraucherschutz“. Für Treuhänder der unregulierten Währung seien Schutzmaßnahmen einzuführen und regelmäßig durch unabhängige Stellen zu überprüfen. „Wir vertrauen darauf, dass starke Bitcoin-Unternehmen, angeführt von höchst kompetenten Teams und mit dem Rückhalt von glaubhaften Investoren, weiterhin gedeihen“, heißt es weiter, „und das Versprechen von Bitcoin als der Zukunft von Zahlungen im Internetzeitalter einlösen werden.“

Nicht mehr in der jüngsten Version der Erklärung enthalten ist allerdings eine besonders klare Aussage zur einst führenden Bitcoin-Wechselbörse Mt. Gox. Offenbar wollten sich nicht alle Branchenteilnehmer zu dieser eindeutigen Einschätzung bekennen: „Niemand von uns hat den Eindruck, dass Mt. Gox jedweden grundlegenden Anforderungen an Finanzdiensleister genügte.“

Mark Karpeles, CEO von Mt. Gox, räumte vor Kurzem seinen Sitz im Vorstand der Bitcoin Foundation, nachdem diese das Verhalten seines Unternehmens ebenfalls öffentlich angeprangert hatte. Inzwischen wurde ein angebliches Strategiepapier von Mt. Gox bekannt, mit dem die Wechselbörse auf die sich zuspitzende Krise reagieren wollte. „Dies könnte das Ende von Bitcoin sein“, heißt es darin.

[mit Material von Chris Duckett, ZDNet.com]

Themenseiten: Bitcoin, Bitcoin Foundation, E-Commerce, Mt. Gox

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