Geheimdienste registrierten Besucher von Wikileaks

Die NSA und das britische GCHQ haben laut Unterlagen von Edward Snowden die Whistleblower-Plattform gezielt überwacht. Die NSA wollte Wikileaks sogar als "böswilligen ausländischen Akteur" einstufen lassen. Sein Gründer Julian Assange wurde zusammen mit Terroristen auf einer "Fahndungszeitleiste" geführt.

Der US-Auslandgeheimdienst National Security Agency (NSA) und das britische Government Communications Headquarters (GCHQ) haben offenbar jahrelang die Whistleblower-Plattform Wikileaks und deren Unterstützer überwacht. Das lassen Unterlagen von Edward Snowden vermuten, die The Intercept nun in Teilen veröffentlicht hat. Demnach erfasste das GCHQ sogar Besucher der Wikileaks-Website.

PRISM: die NSA hört mit

Um Internetseiten wie Wikileaks gezielt zu überwachen, setzte der britische Geheimdienst ein System mit dem Codenamen „Anticrisis Girl“ ein, wie aus einer geheimen PowerPoint-Präsentation von 2012 hervorgeht. Die gesammelten Daten wurden unter anderem mit einer frei verfügbaren Webtracking-Software namens Piwik ausgewertet, mit der sich beispielsweise der Standort eines Besuchers ermitteln lässt.

Ein weiteres Dokument von Juli 2011 fasst eine interne Diskussion zwischen zwei NSA-Büros zusammen, in der der Vorschlag zur Sprache kommt, Wikileaks zum Zwecke der Überwachung als „böswilligen ausländischen Akteur“ einzustufen. Auf diese Weise hätte die Site noch umfassender überwacht werden können, ohne US-Amerikaner davon ausnehmen zu müssen. Als ähnliche Ziele stufte die NSA auch die Torrent-Site The Pirate Bay und das Hackerkollektiv Anonymous ein.

The Intercept zitiert auch aus einem Dokument namens „Manhunting Timeline“. Darin sind nach Ländern sortiert die Bemühungen der US-Regierung und ihrer Verbündeten aufgelistet, mutmaßliche Terroristen, Drogenhändler, palästinensische Anführer und andere zu lokalisieren, zu verfolgen, gefangenzunehmen oder zu töten. Für die Jahre 2008 bis 2012 gibt es jeweils solch eine „Fahundungszeitleiste“. Auf dieser soll seit 2010 auch Wikileaks-Gründer Julian Assange stehen, nachdem die Enthüllungsplattform zehntausende Dokumente zum Krieg in Afghanistan veröffentlicht hatte. Ein Eintrag vom August 2010 belegt, dass die USA Druck auf Nationen mit Truppen in Afghanistan – darunter Australien, Großbritannien und Deutschland – ausgeübt hat, damit sie Assange ebenfalls anklagen.

Die Enthüllungs-Website The Intercept gehört zum neuen Medienunternehmen von Ebay-Gründer Pierre Omidyar. Zu den Mitarbeitern zählen Glenn Greenwald, der als journalistischer Partner von PRISM-Enthüller Edward Snowden bekannt wurde und bislang für den britischen Guardian schrieb, die Dokumentarfilmerin Laura Poitras, die ebenfalls an der Veröffentlichung geheimer NSA-Dokumente beteiligt war, und der US-Journalist Jeremy Scahill.

Themenseiten: GCHQ, National Security Agency, Wikileaks, Überwachung

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