US-Verteidigung entwickelt Gehirnüberwachungschip

Als Implantat sammelt er Informationen über Nervenzustände. 70 Millionen Dollar steckt die DARPA in das Projekt Subnets. Es soll der Neuropsychiatrie erstmals eine Datengrundlage geben. Ziel ist eine Behandlung traumatisierter Soldaten.

Die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) der Vereinigten Staaten steckt 70 Millionen Dollar in einen Chip, der Gehirnströme in Echtzeit überwacht. Der Projektname lautet Systems-Based Neurotechnology for Emerging Therapies (Subnets).

Das Projekt Subnets will  durch ein Chipimplantat Gehirnaktivitäten messen (Bild: DARPA).Das Projekt Subnets will durch ein Chipimplantat Gehirnaktivitäten messen (Bild: DARPA).

Die DARPA ist die Forschungsagentur der US-Verteidigung; sie beschäftigt sich also vorwiegend mit Rüstungstechnik. Der Anwendungszweck von Subnets ist aber der Ankündigung zufolge nicht offensiv: Vielmehr will man so mentale Störungen bei traumatisierten Soldaten erforschen und nach Möglichkeit kurieren.

Als Vorbild von Subnets nennt die DARPA Deep Brain Stimulation, kurz DBS oder auf Deutsch auch tiefe Hirnstimulation. Dessen Ansatz ist es, zumindest die Symptome von Krankheiten wie Epilepsie oder Parkinson zu bekämpfen, indem man eine Art Taktgeber ins Gehirn einsetzt, der dessen Aktivitäten steuern kann. Der Chip der DARPA soll ebenfalls chirurgisch eingesetzt werden, aber neuronale Aktivitäten nicht steuern, sondern nur aufzeichnen und in Echtzeit analysieren.

„Falls Subnets Erfolg hat, wird es die Neuropsychiatrie über Beobachtungen und Dialoge sowie anschließendes Trial and Error hinaus voranbringen – hin zu einer Therapie, die sich auf quantifizierbare Charakteristika von Nerven stützt“, sagt der zuständige Program Manager der DARPA Justin Sanchez. „Es geht um Patienten, denen mit dem heutigen Verständnis von Krankheiten wie chronischen Schmerzen, Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen nicht signifikant geholfen werden kann.“

Freiwillige sollen der DARPA die nötigen Daten verschaffen, um zu vergleichen, wie sich das Gehirn im Normalzustand und im Krankheitsfall verhält. Zu den untersuchten mentalen Störungen zählen neben den Genannten auch Borderline-Persönlichkeitsstörungen und Drogenmissbrauch. In fünf Jahren könnten erste Ergebnisse vorliegen.

„Wir sprechen über eine systematische Annäherung ans Gehirn, nicht ein fallweises Untersuchungsverfahren für einen einzelnen Prozess“, erklärt Sanchez. Deshalb handle es sich auch um ein interdisziplinäres Projekt mit enormer Breite.

[mit Material von Michelle Starr, News.com]

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1 Kommentar zu US-Verteidigung entwickelt Gehirnüberwachungschip

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  • Am 13. November 2013 um 9:30 von Linus Luchs

    Was von der US-Armee als Therapie verkauft wird, zielt auf eine ganz andere Verwendung ab. Es geht darum, Soldaten, die im Einsatz durch Angstzustände handlungsunfähig werden, mittels Implantat im Gehirn wieder kampftauglich zu machen. Durch ferngesteuerte Angstunterdrückung wird aus dem Menschen eine furchtlose Kriegsmaschine. Für die Verantwortlichen inklusive Barack Obama ist menschliche Würde offenbar eine komplett unbekanntes Grösse.

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