Eric Schmidt: Spionage „liegt in der Natur der Gesellschaft“

"Die wirkliche Gefahr" besteht nach seiner Darstellung in einer "Balkanisierung des Internets". Durch starke Verschlüsselung könnte es sich stärker auf einzelne Staaten beschränken. Das könnte zu seinem Zusammenbruch führen. "Überwacht wird doch schon seit Jahren."

Googles Executive Chairman Eric Schmidt hat sich überraschend zurückhaltend zur Überwachung von Internetkommunikation durch den US-Auslandsgeheimdienst NSA geäußert. „Spionage gibt es seit Jahren, überwacht wird auch schon seit Jahren und so weiter. Ich will da gar nicht darüber urteilen. Das liegt in der Natur der Gesellschaft“, sagte er im Gespräch mit Anne-Marie Slaughter, der Präsidentin der New America Foundation, bei einer Veranstaltung in New York. Der Guardian hat darüber berichtet.

Google-Chairman Eric Schmidt (links) mit dem Gouverneur von Texas, Rick Perry, bei der Eröffnung der Moto-X-Produktionsanlage vergangene Woche (Bild:  News.com)Google-Chairman Eric Schmidt (links) mit dem Gouverneur von Texas, Rick Perry, bei der Eröffnung der Moto-X-Produktionsanlage vergangene Woche (Bild: News.com)

Die größte Gefahr sieht Schmidt nicht etwa in der Verletzung der Privatsphäre von vielen Millionen Menschen weltweit – und offenbar auch nicht in dem Druck, den die Politik auf privatwirtschaftliche Unternehmen wie Google ausübt. „Die wirkliche Gefahr dieser öffentlichen Diskussion ist, dass andere Länder sehr starke Verschlüsselung einsetzen – wir verwenden dafür allgemein den Begriff Balkanisiserung – und letztlich das Internet aufsplittern, sodass es sich viel stärker auf die jeweiligen Länder beschränkt.“

Schmidt argumentierte weiter: „Das wäre eine sehr schlechte Sache. Das würde die Funktionsweise des Internets wirklich unterlaufen, und das ist es vor allem, worüber ich mit Sorgen mache.“ Der Google-Chairman wies aber parallel auch auf Googles Forderungen hin, mehr Transparenz bei NSA-Zugriffen auf Firmendaten zu schaffen. Das Unternehmen will das Recht, solche Anfragen zu veröffentlichen, jetzt einklagen – wie übrigens auch Microsoft und Yahoo.

Schmidt wurde auf der Veranstaltung auch zu seinem Buch „The New Digital Age“ befragt, das er mit dem Google-Kollegen Jared Cohen verfasst hat. Darin findet sich die These, dass das Internet zu einer demokratischeren Welt führen wird. Diesem Ansatz widerspricht etwa der weißrussische Autor Evgeny Morozov. Schmidt sagte nun über ihn: „Er ist ein singulärer Kritiker – der einzige, der so argumentiert.“ Später stellte er Morozov allerdings Wikileaks-Gründer Julian Assange zur Seite.

Schmidt gehört selbst dem Vorstand der New America Foundation an, und zwar seit 2008. Der gemeinnützige, nicht parteigebundene Think Tank für ein besseres Amerika wird sowohl von Firmen wie auch der US-Regierung mit Mitteln ausgestattet.

[mit Material von Seth Rosenblatt, News.com]

Themenseiten: Google, Kommunikation, Politik, Privacy, Überwachung

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3 Kommentare zu Eric Schmidt: Spionage „liegt in der Natur der Gesellschaft“

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  • Am 16. September 2013 um 18:20 von Tom

    Nach meiner Darstellung besteht die wirkliche Gefahr durch Leute wie Eric Schmidt. Moral?! Kenne ich nicht!

  • Am 16. September 2013 um 21:15 von Otternase

    Eine sehr bedenkliche Aussage. „Gestohlen wurde schon immer, das ist Teil unserer Gesellschaft. Mir macht Sorge, dass in anderen Ländern die Menschen ihre Haustür verschließen? Ich komme dadurch nicht überall hinein?“

    Weil dadurch Google schwerer an Daten kommt? Dass ihm das Wohl des Internet wichtig ist, wage ich mal zu bezweifeln. ;-)

  • Am 17. September 2013 um 9:53 von Ralf

    -> nicht was passiert ist ein Problem, sondern die Diskussion darüber. Also schweigt gefälligst!

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