Rahmenbedingungen der Internet-Telefonie in der DACH-Region

Sipgate hat sich kürzlich vom österreichischen Markt für Internet-Telefonie (VoIP) zurückgezogen. Der VoIP-Anbieter hat in diesem Zusammenhang die Regulierungsbehörde RTR heftig kritisiert. Eine Analyse des Vergleichportals für Business-Software Software Lotse zeigt, dass Deutschland und die Schweiz deutlich liberaler gegenüber der VoIP-Technologie sind.

sipgateDie Internet-Telefonie (VoIP) ist eine relativ neue Technologie, die es ermöglicht, Telefonate unabhängig von den herkömmlichen Telefonnetzen zu führen. Die Übertragung der Sprachinformationen erfolgt ausschließlich über das Internet. Der Kunde ist somit unabhängig von den Anbietern für Festnetztelefonie. In den letzten Jahren hat sich die Internet-Telefonie in Europa stark verbreitet, allerdings gibt es Unterschiede in den Rahmenbedingungen der einzelnen Länder.

Sipgate, ein bekannter Anbieter für Internet-Telefonie, hat Mitte Juni seine österreichischen Kunden über die Einstellung seines Dienstes per 31.12.2013 informiert. In der Begründung für diesen drastischen Schritt spart Sipgate nicht mit Kritik an der österreichischen REgulierungsbehörde RTR. Es heißt, die RTR habe von Anfang an mit Widerstand reagiert und die üblichen Ortsvorwahlen für die Internet-Telefonie verboten. Die Mitnahme einer bereits existierenden Telefonnummer sei damit verunmöglicht worden. Laut Sipgate handle es sich um Protektionismus, von dem die Regulierungsbehörde trotz zahlreicher Gespräche und Novellen nicht abzubringen gewesen sei.

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Wörtlich heißt es in der Stellungnahme: „Sie (die österreichische Regulierungsbehörde RTR, Anmerkung der Redaktion) hat Ihnen als Kunde und uns als Anbieter die Nutzung von geographischen Teilnehmernummern für sipgate.at verboten. Dies hatte zur Folge, dass die Mitnahme einer Rufnummer von einem Festnetzanschluss zu sipgate nicht möglich war. Dies ist auch weiterhin so. Ebenso hat die Regulierungsbehörde in Kauf genommen, dass die Ihnen und uns ersatzweise aufgezwungenen Rufnummern – mit der Vorwahl 0720 – für Anrufer regelmäßig erheblich teurer waren als die Anrufe auf Festnetzrufnummern. Diese Rufnummern sind zudem auch in aller Regel nicht Bestandteil von Flatrate-Angeboten. … Wäre das gesamte Internet auf dieser Weise reguliert und müsste jeder Anbieter einen eigenen physikalischen Internetzugang für seinen Dienst bereitstellen, gäbe es kein google.at, orf.at, derstandard.at, ebay.at oder sparkasse.at“.

Der VoiP-Spezialist nfon weist in einer an ZDNet.de zugesandten Stellungnahme darauf hin, dass regionale Vowahlen dann bezogen werden können, wenn ein Netzabschlusspunkt des VoIP-Anbieters vorliegt oder eine Internet-Standleitung des Anbieters genutzt wird. Außerdem können nfon-Kunden ihre bestehenden Festnetznummern portieren. Für Kunden hat der VoIP-Anbieter die spezielle Situation in Österreich in einem Informationsblatt (PDF) zusammengefasst.

Der auf den Vergleich von Business-Software spezialisierte Dienstleister Software Lotse hat den Ausstieg von Sipgate aus dem österreichischen Markt zum Anlass genommen, die Rahmenbedingungen für die Internet-Telefonie in der DACH-Region genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Vergleich zeigt, dass Deutschland und die Schweiz deutlich liberaler gegenüber der Internet-Telefonie eingestellt sind. In beiden Ländern können die vom Festnetz bekannten Ortsvorwahlen ausgewählt werden. In der Schweiz ist sogar eine beliebige Ortsvorwahl möglich. Damit ist es in diesen beiden Ländern auch möglich, eine bestehende Festnetznummer zu einem Anbieter für Internet-Telefonie mitzunehmen. Auch bei den Kosten haben Nutzer der Internet-Telefonie in der Schweiz und in Deutschland Vorteile, weil deren Anbieter vielfach mit günstigen Tarifen aufwarten. In Österreich sind diese Möglichkeiten nur gegeben, wenn der VoIP-Anbieter auch einen Netzabschlusspunkt respektive Internet-Standleitung bereitstellt.

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