Auch französischer Geheimdienst DGSE überwacht Kommunikation von Bürgern

Die Zeitung Le Monde nennt es den "französischen Big Brother". Es soll sich um das umfassendste europäische Überwachungsprogramm nach dem britischen Tempora handeln. Jahrelang gespeichert werden Verbindungsdaten von Telefonaten, E-Mails und SMS - sowie Zugriffe auf Internetdienste.

Der französische Geheimdienst DGSE erfasst und speichert umfassende Kommunikationsdaten der Bürger im Inland, wie Le Monde berichtet. Es soll sich um das umfangreichste europäische Überwachungsprogramm nach dem britischen Tempora handeln, mit dem Großbritannien den weltweiten Internetverkehr durch angezapfte Glasfaserkabeln mitschneidet.

Frankreich

Die Zeitung bezeichnet es als „französischen Big Brother“. Ein Parlamentsabgeordneter bestätigte ihr, dass „praktisch ein großer Teil der elektronischen Verbindungen in Frankreich abgefangen und gespeichert wird“. Die Überwachung erfolge heimlich und ohne klare rechtliche Grundlage, aber französische Politiker seien gut darüber informiert. Das hält Le Monde auch für den Grund, warum sie so auffallend schwach gegen PRISM und weitere Spähprogramme des US-Geheimdienstes NSA protestierten: „Paris war schon auf dem Laufenden. Es hat das Gleiche gemacht.“

Der Auslandesgeheimdienst DGSE oder ausgeschrieben Direction générale de la sécurité extérieure sammelt demnach umfassende Verbindungsdaten von Telefonaten, versandten E-Mails, SMS-Nachrichten sowie Zugriffe auf Facebook und Twitter. Bei Telefonverbindungen erfasse er Anrufer und Angerufene, Ort, Datum und Gesprächsdauer. Ähnlich erfolge die Datensammlung bei E-Mails (einschließlich Betreffzeilen), SMS und Faxübertragungen. Der DGSE soll über das Land verteilte Abhörstationen betreiben und auch unterseeische Glasfaserkabel anzapfen.

All diese Daten werden laut Le Monde außerdem seit Jahren gespeichert und aufbewahrt. Die Speicherung erfolge in einem Rechenzentrum, das drei Kelleretagen unterhalb der DGSE-Zentrale in Paris einnimmt. Bernard Barbier, seit 2006 technischer Direktor des Geheimdienstes, sprach öffentlich von dem „vermutlich größten Rechenzentrum Europas nach dem britischen“. Seine Abwärme soll genügen, um die Gebäude des DGSE zu beheizen.

Wie die vergleichbaren Programme in den USA und Großbritannien wurde das französische offenbar mit dem Kampf gegen Terrorismus begründet, aber zu einer umfassenden Datensammlung ausgeweitet. Zugriff auf die gespeicherten Daten haben angeblich nicht nur der Auslandsgeheimdienst, sondern auch inländische Ermittlungsbehörden bis hin zum Zoll und der Polizeipräfektur in Paris.

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1 Kommentar zu Auch französischer Geheimdienst DGSE überwacht Kommunikation von Bürgern

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  • Am 5. Juli 2013 um 11:58 von Manuel

    Was Snowden enthüllte, war also nur die Spitze des Eisbergs… Unglaublich. Mit großer Wahrscheinlichkeit, wird der Datenwahn auch in Deutschland vorangetrieben, warum sonst ist Deutschland so leise und zurückhaltend gegenüber Obama/Amerika, was den Prism Skandal betrifft. Was Snowden aufgedeckt hat, war ja ohnehin schon lange klar, wenn man nicht auf den Kopf gefallen ist;) Anhand Google, Microsoft, Apple usw haben all diese Firmen wahrscheinlich mehr Informationen über uns, als unsere besten Freunde, Bekannte usw. Angefangen vom Namen, bis hin zu Körpergröße, (sofern man was Online gekauft hat), zu den Stimmdaten (zb wenn man nur 1x Siri genutzt hat, wird ja 2 jahre gespeichert!!), dann noch Hobbys, Interessen, private Emailgespräche, Daten in den Clouds (Familienfotos, Musik), dann noch komplettüberwachung über Mikro/Mikrofon, das jeder pc ja standardmäßig eingebaut hat… Dazu noch das komplette Surfverhalten (google Chrome) und jetzt auch noch die kompletten Kontakte/Freunde auf dem Handy (dank Android, da ja jede google app die rechte an den kontakten will)

    natürlich trifft nicht alles zu, aber man kann davon ausgehen, dass ein großteil der angegebenen punkte überwacht wird bzw angezapft werden kann! hoch lebe die digitale welt! ein dank geht an snowden, der diese machenschaften aufdeckt und sein leben riskiert, um uns klar zu machen, dass man sich von der technik nicht so abhängig machen sollte. gemeint sind jugendliche, die 5-7 stunden am tag vorm pc hocken und ihr privatleben mit facebook/twitter und der welt teilen…

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