Hadoop-Erfinder: „Die Zeit proprietärer Software-Plattformen ist vorbei“

Die Gefahr, dass sich Firmen einem Anbieter ausliefern, ist laut Doug Cutting einfach zu groß. Außerdem wächst das Ökosystem offener Plattformen schneller. Proprietäre Entwicklungen wird es künftig nur noch in Applikationen geben - "am Rand" der IT-Architektur.

Unternehmen werden bald keine proprietären Betriebssysteme und Software-Plattformen mehr nutzen. Diese These hat Hadoop-Schöpfer Doug Cutting im Interview mit ZDNet.com vertreten. Schließlich seien Firmen in solchen Fällen dem Anbieter ausgeliefert und müssten beispielsweise regelmäßig Preiserhöhungen mitmachen.

Doug Cutting (Bild: <a href=Tim Bray, CC 3.0)“ width=“200″ height=“269″ class=“size-full wp-image-88158643″ /> Doug Cutting (Bild: Tim Bray, CC 3.0)

Cutting ist auch Chairman der Apache Software Foundation. Die von ihm erfundene Software-Plattform Hadoop aber entwickelt sich gerade zum Standard für Analytics. Auch große Marktteilnehmer wie EMC und IBM haben eigene Hadoop-Plattformen veröffentlicht, und der Einsatz von Hadoop in Firmen legt laut IDC derzeit jährlich um etwa 60 Prozent zu. Dies stützt Cuttings Aussage natürlich.

„ich glaube nicht, dass die Leute je wieder wollen, dass Plattform-Techniken proprietär sind. Ich glaube, wir haben uns darüber hinaus entwickelt. Linux hat das vielleicht zum ersten Mal gezeigt, und ich glaube, auch wir betonen das“, sagt Cutting, der jetzt als Chief Architect beim Hadoop-Distributor und -Dienstleister Cloudera arbeitet.

Als größtes Problem proprietärer Software sieht Cutting die Gefahr, an den Anbieter gefesselt zu sein. Ein Wechsel zur Konkurrenz ist dann nur noch zu hohen Kosten möglich, was daran liegt, dass es keine Interoperabilität zwischen der bestehenden und mit ihr konkurrierenden Plattformen gibt. Letztlich müssen also beispielsweise Datenformate umgewandelt und Applikationen an andere Programmierschnittstellen angepasst werden.

„Die Anwender wollen nicht, dass ein anderer über ihr Schicksal entscheidet. Wenn Ihnen die Software gehört, von der der Erfolg eines Unternehmens abhängt, können Sie die Preise beliebig anziehen, und das erschreckt Firmen“, so Cutting. Außerdem seien auf offenen Standards aufsetzende und Open-Source-Software nutzende Plattformen nicht nur weniger bedrohlich, sondern es entwickle sich auch schneller ein Ökosystem, da der Aufwand für Entwickler geringer sei.

Hat proprietäre Software also keine Zukunft mehr in Unternehmen? Doch, sagt Cutting, sie finde sich nur weiter oben im Software-Stack. Nicht die Plattform werde noch proprietär sein, aber durchaus so manche Anwendung. „Ich glaube nicht, dass wir proprietäre Software komplett hinter uns haben, aber die Leute sehen dafür inzwischen einen vernünftigeren Platz am Rand statt im Zentrum. Auf höheren Stufen sinkt das Risiko, eingesperrt zu werden. Wenn all Ihre Geschäftslogik, alle Applikationen für eine Open-Source-Plattform geschrieben sind, kann man Sie nicht so stark einsperren.“

Die Aufgabe der Apache Software Foundation, der Cutting als Chairman vorsteht, ist es, „Software für das Allgemeinwohl zu schaffen“. Sie sorgt für organisatorische, rechtliche und finanzielle Unterstützung von 140 Open-Source-Software-Projekten.

[mit Material von Nick Heath, ZDNet.com]

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Themenseiten: Anwendungsentwicklung, Apache Software Foundation, Business-Software, Cloudera, Hadoop, Open Source, Plattform

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1 Kommentar zu Hadoop-Erfinder: „Die Zeit proprietärer Software-Plattformen ist vorbei“

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  • Am 18. Juni 2013 um 15:19 von Schall und Rauch

    Das sind leider nur schöne Utopien. Siehe Linux. Jeder kann sich seinen eigenen Kernel basteln, und der muss nicht mit anderen Kerneln kompatibel sein. Ebenso wird es mit anderen Plattformen sein. Unternehmen bauen sich eigene Funktionen hinzu, geben diese aber nicht in die Community, oder die Community will sie nicht in den Standard aufnehmen. Und schon ist man wieder abhängig.

    Die einzig offene Plattform ist Html, CSS und Javascript im Verbund, da standardisiert. Aber wer will schon komplexe ERP-Applikationen damit entwickeln. SAP sicher nicht.

    Zudem beinhalten Softwarekomponenten auch geistiges Eigentum bzw. Geschäftsgeheimnisse. Die kann man nicht in die Community geben, denn sonst kann man sein Geschäft auch gleich dicht machen.

    SaaS würde was bringen. Allerdings müssten Schnittstellen standardisiert sein. Sonst wird das nichts mit der Interoperabilität. Aber welches Unternehmen will seine Daten schon ohne Weiteres an Cloud-Dienste geben….

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