US-Senat wirft Apple massive Steuerflucht vor

Eine Apple-Tochter soll trotz Gewinnen von 29 Milliarden Dollar seit 2009 keinerlei Unternehmenssteuern abgeführt haben. Der iPhone-Hersteller hat dafür im Ausland spezielle Unternehmensstrukturen aufgebaut. In Irland handelte er einen Steuersatz von unter zwei Prozent aus.

Ein Unterausschuss des US-Senats wirft Apple in einem am Montag veröffentlichten Untersuchungsbericht massive Steuerflucht vor. Der iPhone-Hersteller soll in mehreren Ländern Unternehmensstrukturen aufgebaut haben, die es ihm erlauben, so zu agieren, als sei er nirgends ansässig. Als Folge zahle Apple fast keine Unternehmenssteuern auf seine im Ausland erwirtschafteten Gewinne.

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Dem Ausschuss zufolge hat das Tochterunternehmen Apple Operations International in den vergangenen fünf Jahren keinerlei Unternehmenssteuern abgeführt. Zwischen 2009 und 2012 habe es allerdings 29,6 Milliarden Dollar verdient.

Außerdem soll Apple unter der Verwendung von „Auslandsstrukturen, -vereinbarungen und -transaktionen Gewinne in Milliardenhöhe von den Vereinigten Staaten auf Irland“ übertragen haben, heißt es weiter in dem Bericht. Dort habe Apple einen besonders niedrigen Steuersatz von „weniger als zwei Prozent“ ausgehandelt. „Eine von Apples ungewöhnlicheren Taktiken war es, erhebliche Geldmengen zu ausländischen Firmen umzuleiten, die nicht in die Zuständigkeit irgendeiner Steuerbehörde fallen.“

Apple wiederum legte eine Kopie seiner Aussage vor, die es dem von den Senatoren Carl Levon und John McCain geführten Unterausschuss heute bei einer Anhörung präsentieren will. Darin erläutert der Konzern, wie und wo er seine Unternehmenssteuern abführt. Zugleich fordert Apple darin eine Vereinfachung des US-Steuersystems. Es schätzt, dass es im vergangenen Jahr wahrscheinlich mehr Einkommensteuer gezahlt habe als jeder andere Konzern in den USA. „Die Zahlungen belaufen sich auf einen von je 40 Dollar, die die US-Steuerbehörde im vergangenen Jahr an Unternehmenssteuern eingenommen hat“, schreibt Apple in seiner Erklärung.

Apple verfügt über ein Barvermögen von rund 145 Milliarden Dollar. Dem Ausschuss zufolge hat es 102 Milliarden Dollar im Ausland geparkt. Bei einer Rückführung des Kapitals in die USA fällt eine Unternehmenssteuer von 35 Prozent an. Aus diesem Grund gab Apple vor Kurzem Anleihen im Wert von 17 Milliarden Dollar aus, um unter anderen Dividendenzahlungen an seine Anteilseigner zu finanzieren. Schätzungsweise sparte das Unternehmen dadurch 9,2 Milliarden Dollar Steuern, die sonst bei der Rückführung des Geldes fällig gewesen wären.

Der US-Senat ermittelt auch gegen andere US-Technologiefirmen. Schon im vergangenen September sprachen die Politiker mit Microsoft und Hewlett-Packard. An der heutigen Anhörung nehmen neben Apple-CEO Tim Cook auch CFO Peter Oppenheimer und Phillip Bullock teil, Leiter des Bereichs Tax Operations.

[mit Material von Dara Kerr, News.com]

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4 Kommentare zu US-Senat wirft Apple massive Steuerflucht vor

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  • Am 21. Mai 2013 um 10:45 von Steffen

    Wer macht denn die (Steuer-)gesetze… Apple oder der Senat. Genau das gleiche Dilemma wie in Deutschland. Die Regierung macht die Gesetze und wundert sich dann wenn die Firmen oder Banken sich daran halten.

  • Am 21. Mai 2013 um 15:00 von Mac-Harry.de

    Wir Unternehmer werden in allen Ländern geschröpft und nutzen wir die uns international zur Verfügung stehenden Mittel, so werden wir gejagt wie die Hexen. Wenn einer vor das „Tribunal“ gestellt wird, dann doch nicht Apple, sondern die Politiker, die in der internationalen Zusammenarbeit versagt habe. Wären sie nur halb so effektiv wie Apple in der Produktion, dann gäbe es ein Verteilungsproblem aus dem Überschuss und kein Defizitproblem.

    • Am 23. Mai 2013 um 7:49 von sirnicha

      apple läßt in billiglohnländern arbeiten, auch wenn sie das nicht akzeptieren wollen. apple stellt sich immer als super braves und anständiges unternehmen dar, was ein vernünftig denkender mensch ja sowieso nicht glaubt wie den großtextilern, dass bei ihren zulieferern alles soziale wonne ist. natürlich hätten die politiker aller länder schon längst einmal auf diese finanzverschiebungen reagieren müssen, damit verluste dort bleiben, wo sie entstehen und gewinne dorthin kommen, wo sie verdient werden.

  • Am 21. Mai 2013 um 18:21 von Mac-Harry.de

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