Erster Entwurf von Streaming-Verschlüsselung für HTML5 veröffentlicht

Das von Google, Microsoft und Netflix entwickelte Verfahren ist bereits in Chrome implementiert. Das W3C beginnt nun mit der Standardisierung. FSF und EFF dagegen protestieren gegen "DRM in HTML-Videos".

Das World Wide Web Consortium (W3C) hat denersten Entwurf eines umstrittenen Konzepts öffentlich gemacht: Encrypted Media Extensions (EME) ermöglichen es, über HTML5 verschlüsselte Medien-Streams auszuliefern und beispielsweise Audio oder Video mit einem Kopierschutz zu versehen.

EME haben Google, Microsoft und Netflix zusammen entwickelt. Es bringt selbst keine Verschlüsselung mit, sondern ermöglicht Entwicklern, sie in einem separaten Content Decryption Module (CDM) zu spezifizieren, das sich in Form eines Plug-ins realisieren oder in den Browser integrieren lässt. Damit verfolgt das W3C einen ähnlichen Ansatz wie beim Video-Tag von HTML5, der ebenfalls keinen Codec mitbringt.

Verschlüsselung von Videos ist eine häufige Anforderung von Rechteinhabern in Lizenzverhandlungen und daher für Dienste wie Netflix unabdingbar. Bisher greifen Streaming-Portale daher auf proprietäre Techniken wie Flash oder Silverlight zurück.

EME muss nicht unbedingt ein W3C-Standard werden, um zum Einsatz zu kommen. Es steckt derzeit schon in Googles Browser Chrome und im browserbasierten Netflix-Player. Allerdings dürfte eine Standardisierung zu seiner Verbreitung beitragen – und umgekehrt würde so ein Anreiz für Anbieter von Bezahlvideos geschaffen, auf HTML5 umzusteigen. Das W3C selbst sieht die Gefahr, dass solche Firmen – nach dem absehbaren Ende von Flash und Silverlight – sonst auf proprietäre Apps umsteigen, wie es auf Smartphones ohnehin schon der Fall ist.

W3C-CEO Jeff Jaffe schreibt: „Das Web sollte in der Lage sein, alle Arten Inhalte zu hosten, und es muss möglich sein, schöpferische leistungen zu honorieren. Ohne Kopierschutz werden Rechteinhaber von Premium-Video-Inhalten – aufgrund sowohl ihrer eigenen Ziele als auch ihrer Verantwortung für andere – dem offenen Web Schlüsselinhalte entziehen.“

Gegen EME hatten sich aber schon vergangenen Monat gemeinnützige Organisationen ausgesprochen, die für ihren Einsatz für offene Standards, Bürgerrechte und Datenschutz bekannt sind – unter anderem die Free Software Foundation (FSF), die Electronic Frontier Foundation (EFF) und Creative Commons. In einem Brief an das W3C formulierten sie: „EME wäre ein unumkehrbarer Rückschritt für die Freiheit im Web. Es würde Geschäftsmodelle ermöglichen und bestärken, die den Anwender in unethischer Weise einschränken. Um ein vollwertiger Webbewohner zu sein, müsste man sich dann bestimmten Medienunternehmen unterwerfen.“

Im Rahmen der Anti-Kopierschutz-Kampagne „Defective By Design“ argumentieren sie auch, EME werde zu einer Unzahl an Kopierschutz-Plug-ins führen. Eine Online-Petition gegen „DRM in HTML-Videos“, wie die Datenschützer leicht vereinfachend schreiben, hat bisher über 25.000 Unterzeichnet gefunden.

Jaffe hingegen betont, dass das Projekt in einer frühen Phase sei und das W3C einen „Konsens“ anstrebe. „Es ist typisch, dass es in der Frühphase der Entwicklung Probleme gibt. Die HTML Working Group wird Revisionen veröffentlichen, um Kommentare bitten, auf Schwierigkeiten eingehen und eine einvernehmliche Entscheidung anstreben, wie es Teil der üblichen W3C-Prozesse ist.“ Der finale Standard werde den Richtlinien entsprechend möglichst ohne Lizenzgebühren implementierbar sein.

[mit Material von Matthew Broersma, TechWeekEurope.co.uk]

Themenseiten: Browser, Google, HTML 5, Kopierschutz, Microsoft, Netflix

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