Entwickler: Webkit steckt voller alter Bugs

Der Javascript-Experte David Methvin sieht sich an die Zeiten von IE 6/7/8 erinnert: "Der Kern von jQuery enthält mehr Korrekturen und Patches für Webkit als für jeden anderen Browser." Niemand scheint sich darum zu kümmern - nur die Ausreden sind inzwischen andere.

Der Javascript-Experte Dave Methvin hat sich negativ über die Browser-Engine Webkit geäußert, die unter anderem in Apples Safari und Googles Chrome steckt. Seine Kritik erfolgte anlässlich von Operas Ankündigung, ebenfalls auf Webkit umzusteigen und künftig an dessen Weiterentwicklung mitzuarbeiten. Er hat wenig Hoffnung, dass sich die Lage durch Operas Hilfe bessern könnte.

opera

Methvin ist einer der führenden Entwickler der Javascript-Bibliothek jQuery und Präsident der Stiftung, die sie herausgibt. Sie kommt beispielsweise bei Wikipedia und dem Blogsystem WordPress zum Einsatz.

„Jede neue Version von Chrome oder Safari sorgt für Aufregung wegen der tollen neuen Funktionen; niemand scheint sich Sorgen zu machen wegen der Dinge, die schon wieder (oder noch immer!) kaputt sind“, schreibt Methvin in einem Blogbeitrag. „Der Kern von jQuery enthält mehr Korrekturen und Patches für Webkit als für jeden anderen Browser. Die meisten Probleme sind nicht neu, sondern es gibt sie seit langem, nur dass sich nie jemand damit befasst hat.“

webkit-logo

Der Umstieg von Opera macht Methvin eher Sorgen, als dass er ihn optimistisch stimmte: „Ich kann nicht optimistisch sein, wenn es keine Hinweise auf eine wirkliche Änderung der Situation gibt.“ Im Gegenteil fürchtet er einen Rückfall in die Zeiten, da alte Versionen von Microsofts Internet Explorer das Web dominierten.

„Als wir anfingen, jQuery 2.0 von Hacks für IE 6/7/8 zu befreien, waren wir optimistisch, bald auch verbleibende Patches für uralte Browser wie Safari 2 entfernen zu können“, schreibt Methvin. „Aber zahlreiche dieser Webkit-Hacks werden weiter benötigt. Selbst wenn die aktuellen Versionen von Chrome oder Safari sie nicht mehr enthalten, stecken sie noch in älteren Implementierungen wie PhantomJS und UIWebView“ – die iOS-Apps von Drittanbietern für Web-Rendering nutzen müssen. „Etliche Hacks mussten wir wieder einbauen, nachdem es im Betatest zu Problemen kam. Das fühlt sich langsam wieder wie beim alten IE an, nur mit neuen Entschuldigungen, warum nichts korrigiert werden kann.“

Dass Operas Wechsel zu Webkit eine Art neues Monopol oder zumindest einen Quasi-Standard schafft, befürchtet etwa auch Robert O’Callahan von Mozilla. Er kommentiert in einem Blogbeitrag: „Opera wird vielleicht davon profitieren, das offene Web aber sicherlich nicht.“ Auch der unabhängige Browserexperte Peter-Paul Koch befürchtet, dass die Geschwindigkeit von Browser-Innovationen durch die Konzentration auf Webkit eher abnehmen wird.

Opera wird seinen ersten Webkit-basierten Browser auf dem Mobile World Congress in Barcelona noch diesen Monat vorstellen. Eine Browserengine wie Webkit – oder auch Mozillas Gecko – verarbeitet in HTML, Javascript und CSS geschriebene Anweisungen für Websites. Anschließend rendert sie die Ergebnisse auf dem Bildschirm.

[mit Material von Stephen Shankland, News.com]

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Neueste Kommentare 

4 Kommentare zu Entwickler: Webkit steckt voller alter Bugs

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  • Am 15. Februar 2013 um 9:28 von kohuma

    ganz versteh ich die Kritik jetzt nicht, wenn die Bugs doch in den aktuellen Versionen von webkit bereits gefixt sind.
    Was können die webkit Entwickler dafür, wenn dritt-Anwendungen wie PhantomJS alte Versionen verwenden?!

    • Am 15. Februar 2013 um 12:21 von McNoise

      was ist denn an der kritik schwer zu verstehen?

      es ist ein irrglaube, dass webkit das gelbe vom ei ist … und gerade weil sich webkit mehr und mehr zu etablieren scheint, sollte das mehr als nur bemerkt werden.

      geschwindigkeit ist eben nicht alles!

  • Am 15. Februar 2013 um 13:09 von Mario Müller

    Ich stimme der Kritik zu. Softwarequalität sinkt. Das muss ich jeden Tag erleben. So lange alle auf den fahrenden Zug aufspringen und nur 10% bei der Fahrt runterfallen, ist das alles, allen egal.

  • Am 26. Februar 2013 um 15:24 von alexplus

    Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Die Konkurrenz durch Firefox und Internet Explorer ist nach wie vor vorhanden. Und auch Google und Apple sollten großes Interesse daran haben, die Entwicklung der Engine als Grundlage für Ihre Dienste weiter voranzutreiben…

    …anders, als beim Internet Explorer, der in der Version 6 so etwas wie eine Art „Final Edition“ darstellen sollte, als im Herbst 2001 das Entwicklerteam aufgelöst wurde.

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