Twitter erhält 20 Prozent mehr Anfragen nach Nutzerdaten

Zum weltweiten Datenschutztag legt der Mikroblogging-Dienst seinen zweiten Transparenzbericht vor. Die weitaus meisten Auskunftsverlangen kamen auch im zweiten Halbjahr 2012 wieder aus den USA. Die EFF lobt Twitter und mahnt eine ähnliche Transparenz von Facebook an.

Twitter hat seinen zweiten Transparenzbericht vorgelegt und will damit auch den weltweiten Datenschutztag feiern. Es weist für das zweite Halbjahr 2012 rund 20 Prozent mehr Anfragen nach Nutzerdaten aus: Nach 849 im ersten Halbjahr waren es 1009 Anfragen. Behördliche Löschanträge nahmen sogar erheblich zu, blieben aber mit 42 noch relativ überschaubar. Mit Urheberrechtsverletzungen begründete Löschanfragen nach dem Digital Millenium Copyright Act (DMCA) gingen von 3378 auf 3268 zurück.

Damit verlief der insgesamte Anstieg weniger steil als zuvor. Allein im ersten Halbjahr 2012 hatte Twitter mehr solche Aufforderungen von Regierungsbehörden und Gerichten als im gesamten Jahr 2011 erhalten. Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich auch beim jüngsten Transparenzbericht von Google mit einer deutlich verlangsamten Zunahme der Anfragen, die sich auf allerdings hohem Niveau einzupendeln scheinen.

Im 2. Halbjahr 2012 erhielt Twitter mehr Anfragen nach Nutzerdaten und weniger mit Copyright begründete Löschanträge (Bild: Twitter).Im 2. Halbjahr 2012 erhielt Twitter mehr Anfragen nach Nutzerdaten und weniger mit Copyright begründete Löschanträge (Bild: Twitter).

Zur verlangsamten Zunahme könnten die Transparenzberichte mit beigetragen haben. Nutzerinformationen wurden zwischen dem 1. Juli und 31. Dezember 2012 aus 30 Ländern angefragt und in 57 Prozent der Fälle erfüllt, indem einige oder alle verlangten Informationen übermittelt wurden.

Mit 815 kamen die meisten nutzerbezogenen Anfragen wieder aus den USA. Diese wurden zu 69 Prozent erfüllt und betrafen 1145 Twitter-Konten. 60 Prozent der Auskünfte wurden dabei aufgrund behördlicher Anordnungen verlangt, 11 Prozent aufgrund gerichtlicher Anordnungen sowie 19 Prozent aufgrund von Durchsuchungsbefehlen. Weitere 10 Prozent konnten keinen solchen Kategorien zugeordnet werden.

Bei den behördlichen Anordnungen ging es in der Regel nur um identifizierende Informationen wie die mit einem Konto verbundene E-Mail-Adresse sowie IP-Protokolle. Gerichtliche Anordnungen müssen außerdem mit der Unterschrift eines Richters versehen sein. Durchsuchungsbefehle erfordern neben einer richterlichen Unterschrift die Begründung durch einen „hinreichenden Verdacht“.

Trevor Timm von der Electronic Frontier Foundation (EFF) lobte Twitter für seinen Bericht und sein Bemühen um die Privatsphäre der Nutzer. „Ich glaube, das ist der detaillierteste Transparenzbericht, den wir je von einer Internetfirma gesehen haben, und andere Unternehmen sollten ihn sich zum Vorbild nehmen, insbesondere Facebook“, erklärte er gegenüber News.com. „Facebook ist die bei weitem größte Social-Media-Site. Es weigert sich aber bis heute, Transparenzberichte zu veröffentlichten, um zu zeigen, wie viele Informationen die Behörden verlangen, und inwieweit sie dem nachkommen.“

Information sei der erste Schritt, um überzogene Überwachung durch die Regierung zu bekämpfen. „Und diese Transparenzberichte sind entscheidend in diesem Kampf. Die Mobilfunkanbieter sollten ebenfalls beginnen, sie in jährlicher Folge zu veröffentlichen.“

Von außerhalb der USA kamen die meisten Anfragen nach Nutzerdaten aus Japan – Twitter kam hier aber nur 5 Prozent der insgesamt 62 Anfragen nach. Brasilien folgte mit 34 Anfragen, bekam aber nur 12 Prozent von ihnen erfüllt. Für Deutschland nennt Twitter „weniger als 10 Anfragen“, übermittelte aber zu keiner einzigen Nutzerdaten .

[mit Material von Daniel Terdiman, News.com]

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