Larry Page: Facebook leistet schlechte Arbeit bei seinen Produkten

In einem Interview erklärt der Google-CEO Konkurrenzdenken für wenig hilfreich in der Technologiebranche. "Wenn man nicht ein paar verrückte Dinge macht, dann macht man die falschen Dinge." Wer nur schrittweise verbessere, falle zurück.

Google-CEO Larry Page, der selten Interviews gibt, hat sich in einem ausführlichen Gespräch mit Wired-Autor Steven Levy über Google und seine ehrgeizigen Pläne geäußert. Besondere Aufmerksamkeit erregten dabei seine kritischen Aussagen über Facebook. Sie schienen auf die Vorstellung von Facebooks Suchmaschine Graph Search in dieser Woche gemünzt zu sein, obwohl das Interview schon vorher stattfand.

Larry Page (Bild: Google)

Auf Facebook angesprochen, erklärte Page, Googles Herangehensweise im Bereich Social sei nicht von Konkurrenzdenken geprägt, sondern vom Bemühen um bessere Lösungen. „Ja, sie sind ein Unternehmen, das in diesem Feld stark ist“, räumte er ein. „Aber sie leisten auch wirklich schlechte Arbeit bei ihren Produkten. Und muss eine andere Firma scheitern, damit wir erfolgreich sein können? Nein. Wir machen tatsächlich etwas anderes.“

Zu einer unsinnigen Annahme erklärte Page, dass in solchen Bereichen nur Platz für ein Unternehmen sei. „Als wir mit der Suche begannen, sagten alle: ‚Ihr werdet scheitern, weil es bereits fünf Unternehmen gibt, die sich auf Suche spezialisiert haben.‘ Wir sagten daraufhin: ‚Wir sind eine Suchfirma, aber wir machen etwas anderes.‘ So sehe ich das in all diesen Bereichen.“

Der Google-Mitgründer stellte mehrfach heraus, es dürfe nicht nur um Konkurrenz gehen. Es gebe nur wenige Beispiele für erstaunliche Leistungen, die ausschließlich durch Wettbewerb entstanden seien. Falsch sei daher auch die Berichterstattung über Technologiefirmen in den Medien, die oft wie Berichte über eine Sportveranstaltung erschienen.

„Wie aufregend ist es denn, zur Arbeit zu kommen und bestenfalls eine andere Firma übertrumpfen zu können, die so ziemlich das Gleiche macht?“ fragte Page. „Das ist der Grund, warum die meisten Unternehmen langsam zugrunde gehen. Sie neigen dazu, es so ähnlich wie zuvor zu machen, mit ein paar kleinen Veränderungen. Es ist nur natürlich, wenn Menschen an Dingen arbeiten wollen, von denen sie wissen, dass sie damit nicht scheitern. Aber wer nur schrittweise verbessert, wird auf Dauer zurückfallen. Das gilt insbesondere in der Technologie, weil wir wissen, dass hier andere als nur schrittweise Veränderungen anstehen.“

Als Beispiel nannte er Googles E-Mail-Dienst: „Nehmen Sie Gmail. Als wir das herausbrachten, waren wir eine Suchfirma. Ein E-Mail-Produkt war ein Sprung für uns, und außerdem überließen wir den Nutzern den hundertfachen Speicherplatz als zuvor irgendwo erhältlich. Das hätte es nicht geben können, hätten wir uns auf schrittweise Verbesserungen konzentriert.“

Der Google-Chef ist nicht mit Verbesserungen um 10 Prozent zufrieden, sondern strebt Produkte an, die zehnfach besser sind. Er ist selbst besonders engagiert für die Sparte Google X, die frühere Science-Fiction-Ideen zu realisieren versucht. Aus ihren Labors kamen das selbstfahrende Auto und das Wearable-Computing-System Google Glass. Google X arbeitet derzeit an weiteren Projekten, die Page als „Mondflug-Projekte“ bezeichnet.

„Wenn man nicht einige verrückte Dinge macht, dann macht man die falschen Dinge“, erklärte er. „Es gibt all diese Gelegenheiten, das Leben der Menschen zu verbessern. Die Technologiefirmen gehen 1 Prozent von ihnen an. Daneben gibt es noch 99 Prozent unerschlossene Gebiete.“

[mit Material von Casey Newton, News.com]

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