Microsoft demonstriert seine Alternative zu WebRTC

CU-RTC-Web lässt sich jetzt schon browserübergreifend nutzen. Das ist bei WebRTC nicht der Fall. Es geht um die bessere Basis für die Standardisierung von Echtzeit-Sprachanwendungen im Browser. Mozilla sieht dagegen keinen Grund, von WebRTC abzurücken.

Microsoft hat eine Demonstration seiner Technik „Customizable, Ubiquitous Real-Time Communication“ – kurz CU-RTC – in Form von Quellcode vorgelegt. Es hofft, so schneller Unterstützung für die Alternative zum verbreiteten WebRTC zu finden, das Google und Mozilla vorziehen.

Beide Techniken sind für Audio- und Video-Kommunikation aus dem Browser heraus vorgesehen. Microsoft legte CU-RTC-Web allerdings erst vor, als World Wide Web Consortium (W3C) und Internet Engineering Task Force (IETF) schon an der Standardisierung von WebRTC zu arbeiten begonnen hatten.

Aufbau von CU-RTC-Web (Diagramm: Microsoft)Aufbau von CU-RTC-Web (Diagramm: Microsoft)

Dennoch glaubt Microsoft, eine Kehrtwende lohne sich für alle Browserhersteller: WebRTC nutzt nämlich eine Technik namens SPD, die für die Browsernutzung immer wieder aktualisiert werden muss und die Programmierer vor eine Reihe von Problemen stellt, wie Matthew Kaufman sagt, ein führender Entwickler aus Microsofts Skype-Sparte, der auch schon bei Adobe für das Chat-Modul von Flash verantwortlich war. Im Interview sagt er jetzt: „In der Realität zeigt sich, dass in SPD noch so viele Veränderungen vorgenommen werden müssen, dass wir mit der Standardisierung in der IETF noch am Anfang stehen.“

Microsoft CU-RTC-Web dagegen verwendet einen grundlegenderen Ansatz, den Webentwickler Microsoft zufolge leichter verstehen und der sich leichter an unerwartete Zwecke anpassen lässt – über einen simplen Sprachanruf im Skype-Stil hinaus.

Mit der Demo versucht Microsoft nun zu belegen, dass CU-RTC-Web nicht nur funktioniert, sondern auch zwischen unterschiedlichen Browsern. Kaufman zufolge können Anwender mit verschiedenen Browsern dagegen bisher nicht via WebRTC kommunizieren. Ein solcher Nachweis der Interoperabilität ist aber für W3C-Standards vorgeschrieben. Michael Champion von Microsoft Open Technologies sagt deshalb, man müsse „auf die eine oder andere Weise Interoperabilität herstellen. Wir glauben, dass das schneller geht, wenn man einen Schritt zurück macht“ – also CU-RTC-Web wählt und den Standardisierungsprozess der IETF neu startet.

Für Mozilla hat Todd Simpson gegenüber News.com den Vorstoß von Microsoft kommentiert. Er sieht keinen Grund, von WebRTC abzurücken. Der Standard entwickle sich flott, die unterschiedlichen Implementierungen würden sich immer ähnlicher. Ein solcher Prozess sei Teil jeder Standardisierung.

Zum Vorwurf, WebRTC sei komplex für Entwickler, sagte er: „WebRTC zu programmieren ist relativ schnörkellos. Wir arbeiten mit Firmen zusammen, die interessante Anwendungen implementieren, ohne dass wir ihnen groß dabei helfen müssten. Außerdem entstehen gerade Bibliotheken und Abstraktionsschichten, sodass in vielen Fällen einige Zeilen JavaScript genügen werden.“

[mit Material von Stephen Shankland, News.com]

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1 Kommentar zu Microsoft demonstriert seine Alternative zu WebRTC

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  • Am 6. Oktober 2013 um 10:48 von Rainer Albrecht

    Beschäftige mich gerade mit dieser Technik. Für mein Geschmack hat man eine gute Idee verhunzt. Video und Audio zwischen FF und Chrome ist zwar möglich nur leider der Datachannel nicht. Wozu ein Standart wenn sich keiner daran hält. Es ist nun schon einige Zeit vergangen ich glaub nicht das da noch was vernünfiges rauskommt.

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