Britische Regierung verstärkt Graphen-Forschung

21,5 Millionen Pfund für einige Universitäten sollen den Weg zum kommerziellen Einsatz ebnen. Neben der Elektronik ist auch Luft- und Raumfahrt vertreten. Die Universitäten investieren selbst 14 Millionen Pfund und kooperieren mit der Industrie.

Die britische Regierung hat kurz vor dem Jahreswechsel zusätzliche Mittel für die Graphen-Forschung bereitgestellt. Berichten zufolge erhalten die in diesem Gebiet führenden Universitäten zusammen 21,5 Millionen Pfund (26,3 Millionen Euro) extra. Im Gegenzug müssen ihre Forschungsprojekte die kommerzielle Verwertbarkeit des Materials im Auge behalten.

zweidimensionales Bienenwabengitter aus Kohlenstoffatomen

Schon früher, nämlich im Oktober 2011, hatte die Regierung 50 Millionen Pfund (61 Millionen Euro) bereitgestellt. Aus diesem Topf scheint allerdings ein Teil der jetzt genannten Fördersumme zu kommen. Der Wissenschaftsbeirat EPSRC stellt 10 Millionen Pfund (12 Millionen Euro) des Betrags zur Verfügung.

Die Universitäten fördern die so angeschobenen Programme selbst mit insgesamt 14 Millionen Pfund. Den Löwenanteil erhält übrigens Cambridge mit 12 Millionen Pfund, also mehr als der Hälfte der Fördersumme. Das dort geplante Projekt dreht sich um biegsame Elektronik und Optoelektronik. Zur Nutzung von Graphen in der Luft- und Raumfahrt forscht dagegen das Imperial College in London, das 4,5 Millionen Pfund erhält.

In alle Projekte sind Industriepartner eingebunden, darunter Airbus, BAE Systems, Dyson, Nokia, Philips Research, Procter & Gamble, Qinetiq, Rolls-Royce sowie Sharp. Schatzkanzler George Osborne betonte in einem Interview mit Radio 4, die in Großbritannien entdeckte und mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Technologie solle auch im Land weiterentwickelt werden. „Ich freue mich, eine Investition ankündigen zu können, die der Technik helfen wird, vom britischen Labor in die britische Fabrik hinüberzuwechseln.“ Es handle sich immerhin um ein globales Rennen.

Graphen (Englisch „graphene“) ist ein ultradünnes Material mit einer Reihe vielversprechender Anwendungen, von Kommunikation in hoher Bandbreite bis zu einer neuen Generation von Low-Cost-Smartphones und TV-Bildschirmen. Die Entdeckung von Graphen im Jahre 2004 wurde bereits 2010 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Ein Mangel an Graphen ist vorerst nicht zu erwarten. Laut Forscher Ming Liu aus Berkeley kann „das Graphit in einem Bleistift ausreichend Graphen liefern, um eine Milliarde optischer Modulatoren zu fertigen.“

Graphen ist eine nur ein Atom dicke Schicht aus kristallisiertem Kohlenstoff. Viele Wissenschaftler hoffen, dass es sie in die Lage versetzen wird, eines Tages die Beschränkungen von Silizium hinter sich zu lassen und einen echten Quantencomputer zu bauen. So sagen auch die kalifornischen Forscher, mit ihrer Erfindung „könnten Anwender schon bald hochauflösende 3D-Filme in voller Länge binnen Sekunden auf ein Smartphone überspielen“.

Auch in Deutschland wird an Graphen geforscht. Beispielsweise gelang Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) die Schichtherstellung in hoher Qualität auf kristallinen Halbleiterscheiben. FAU-Professor Thomas Seyller hatte bereits 2009 Graphen in der erforderlichen Qualität auf Siliziumkarbid-Kristallen synthetisiert. Inzwischen haben die Forscher aus Franken auch ein Verfahren entwickelt, um mittels einer integrierten Elektrode Bauelemente aus Graphen gezielt anzusteuern. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die industrielle Verwendung.

[mit Material von Tom Jowitt, TechWeekEurope.co.uk]

Themenseiten: Forschung, Prozessoren

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

4 Kommentare zu Britische Regierung verstärkt Graphen-Forschung

Kommentar hinzufügen
  • Am 29. Dezember 2012 um 18:35 von Hans

    Liebe Redaktion,

    das Bild zum Graphen Artikel (nummerierte gruene Felder durch Linien verbunden) nennt der Mathematiker einen „Graph“, dt. Mehrzahl: „Graphen“ (Betonung auf a).
    Das Material „Graphen“ (Betonung auf e) sieht aber anders aus wie ein schneller Blick in ein modernes Chemiebuch (oder auch Wikipedia) zeigt!

    • Am 30. Dezember 2012 um 0:42 von Simon

      ++

    • Am 30. Dezember 2012 um 11:59 von deine mudda

      Das dachte ich auch das bild passt überhaupt nicht zum Text totaler bockmist

    • Am 30. Dezember 2012 um 17:40 von Florian Kalenda

      Danke Hans Wurst, da ist tatsächlich ein falsches Bild aus einem älteren Artikel untergerutscht. Wurde ausgetauscht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *